Die Coronakrise, die Mitte März das öffentliche Leben in ganz Deutschland massiv zu beeinflussen begann, sorgt dafür, dass man ein wenig das Zeitgefühl verliert. Doch es ist erst etwas mehr als drei Monate her, dass im Bauausschuss und im Stadtrat ein heftiger Streit über die Frage entbrannte, ob eine gut 80 Jahre alte Schwarzpappel am Spitalseebunker so kaputt ist, dass sie gefällt werden müsste oder nicht.
Bund Naturschutz und SPD forderten ein Gutachten, das im Stadtrat aber abgelehnt wurde, da der Servicebetrieb Bau und Stadtgrün dies als untauglich ablehnte. Schlussendlich wurde der Baum Ende Februar gefällt und es stellte sich nach Darstellung der Stadt auch heraus, dass er im Stamm Fäulnis aufwies, ein Riss durch diesen ging und die Fällung gerechtfertigt war. Die größte Gefahr waren laut Verwaltung die so genannten Grünastabbrüche, die vor allem im Sommer bei großer Hitze bei Pappeln vorkommen. Große Äste können dann plötzlich und ohne Vorwarnung abbrechen.
Damals wurden die Wurzeln der Pappel gleich mit ausgefräst, mittlerweile ist wie vom stellvertretenden Leiter des Servicebetriebs, Markus Peter, angekündigt, eine Kastanie neu gepflanzt. Das Areal rund um das Mahnmal zur Erinnerung an die Bombenangriffe auf Schweinfurt im Zweiten Weltkrieg am Fuß des Spitalseebunkers ist eingezäunt, da dort neuer Rasen angepflanzt wurde.
Für Aufsehen sorgte der Bund Naturschutz, der am 10. März, wenige Tage vor der Kommunalwahl am 15. März, eine Todesanzeige in dieser Zeitung für "Popolus nigra geb. Schwarzpappel" veröffentlichte. Man trauere "stellvertretend für hunderte weitere Bäume in der Stadt und im Landkreis Schweinfurt, die in den beiden vergangenen Jahren sinnlos gefällt wurden", heißt es in der Anzeige, die nicht jeder Leser goutierte. Die Pappel sei "ohne gründliche Untersuchung aufgrund von herbeigeredeter Krankheit und Angstmacherei" gefällt worden. Der Baum, wie viele andere schon Gefällte auch, werde im nächsten Hitzesommer fehlen, schreibt der BN in der Anzeige weiter.
Der damalige Kampf um den Erhalt des Baumes ist nicht nur wie von manchen Kritikern ins Feld geführt auf den Kommunalwahlkampf zurück zu führen. Der Bund Naturschutz und einige Stadträte sind schon lange dafür, dass die vor zwei Jahren gefällte Entscheidung, die Baumschutzverordnung für private Gärten in der Stadt außer Kraft zu setzen, wieder rückgängig gemacht wird. In den vergangenen beiden Wintern habe sich gezeigt, dass in mehreren privaten Gärten teils großer, alter Baumbestand gefällt wurden. Aus Sicht des Bund Naturschutz fatal, da vor allem Bäume in den immer heißer werdenden städtischen Sommern eine wichtige Kühlfunktion haben.