
In den Neubaugebieten östlich der Jahnstraße wurden an den verschiedenen Erschließungsstraßen, die von der Jahnstraße abzweigen, die bisher dort stehenden blauen Schilder für "verkehrsberuhigte Zone" (Spielstraße) abgebaut. Bei den Anwohnerinnen und Anwohnern gibt es deswegen Fragen.
"Voller Entsetzen habe ich heute festgestellt, dass in den Baugebieten Jahnstraße 1 und Jahnstraße 2 die Schilder, welche die Straßen hier als Spielstraßen ausgewiesen haben, entfernt wurden. Wieso? Weiß jemand warum?", schreibt eine Anwohnerin in Facebook. "Die Straßen hier sind alle Sackgassen mit Wendehammer und haben keine Gehsteige. Welchen Sinn hat hier eine Geschwindigkeit von 30 km/h?"
Ergebnis der Verkehrsschau
Bürgermeister Thorsten Wozniak bestätigt auf Anfrage dieser Redaktion den Abbau der Schilder. "Das ist das Ergebnis der Verkehrsschau vom vergangenen Jahr", sagt Wozniak. Die Aktion sei auch mit der Polizei abgeklärt worden. Man hoffe, jetzt mehr Klarheit in die Verkehrssituation in diesem Gebiet zu bekommen.
In der Tat ist die bauliche Gestaltung der dortigen Siedlungsstraßen für Autofahrer nicht immer leicht zu interpretieren. Mal gibt es einen kleinen Gehsteig, meist aber keinen. Dann gibt es Parkbuchten, die tatsächlich als solche gedacht sind. Andere Buchten sehen zwar so aus wie Parkbuchten, sollen aber nur Ausweichbuchten sein, falls mal Gegenverkehr kommt. Trotzdem wurde in diesen Ausweichbuchten – oft irrtümlich – geparkt.
Das war allerdings untersagt, weil in einem verkehrsberuhigten Bereich nur auf den Flächen geparkt werden darf, die als Parkplätze gekennzeichnet sind. Deswegen gab es für die Parker in den Ausweichbuchten auch Knöllchen von den Politessen. "Im vergangenen Jahr hat es sehr viele Beschwerden von Anwohnern bezüglich der Parksituation gegeben", erklärt Bürgermeister Wozniak.
Klare Regeln
Mit der neuen Regelung soll jetzt gerade für den ruhenden Verkehr mehr Klarheit geschaffen werden, sagt auch Laura Schenk, Sachbearbeiterin für Ordnungsrecht und Straßenverkehr an der Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen. Nach dem Abbau der blauen Schilder darf man nun – entsprechend den allgemeinen Verkehrsregeln – nicht nur in den eigentlichen Parkbuchten parken, sondern überall am Straßenrand, wenn der Verkehr dadurch nicht behindert wird.
Die Auflösung der "blauen Zonen" hat aber noch eine andere Auswirkung. Es geht um die Höchstgeschwindigkeit. In den verkehrsberuhigten Straßen war bislang nur Schrittgeschwindigkeit erlaubt. Jetzt gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h. Das entsprechende Verkehrsschild steht am Beginn der Jahnstraße und gilt für das gesamte Baugebiet. Letztlich werde sich die Fahrgeschwindigkeit gerade in den schmalen Straßen aber kaum ändern, sagt der Bürgermeister. "Ich gehe davon aus, dass hier sowieso meist nur die Anwohnerinnen und Anwohner fahren."
Jetzt Rechts vor Links
Auf eine wichtige Änderung weist Laura Schenk hin. Durch die Aufhebung der verkehrsberuhigten Bereiche gilt jetzt im gesamten Gebiet die Rechts-vor-Links-Regel. Das heißt konkret: Wer nun auf der Jahnstraße in Richtung Stadtmitte fährt, muss nun im Gegensatz zur früheren Beschilderung an allen rechts abzweigenden Straßen Vorfahrt gewähren. "Auch dies dürfte zu einer Verminderung der Geschwindigkeit führen", betont Laura Schenk.