Nach der CSU traf sich am Samstag nun auch die SPD zu einem Bezirksparteitag auf dem Passionsspielgelände in Sömmersdorf (Lkr. Schweinfurt). Eine Umgebung, die Bernd Rützel, den Vorsitzenden der Unterfranken-SPD, zu allerlei christlicher Exegese veranlasste.
So wie die Passionsspiel-Akteure die Geschichte vom Leiden Jesu regelmäßig neu erzählten, um die Menschen für das Christentum zu begeistern, so müssten die Genossinnen und Genossen die über 150-jährige Geschichte von der SPD als der "sozialen Kraft in Deutschland" täglich neu erzählen, sagte der Bundestagsabgeordnete aus Gemünden (Lkr. Main-Spessart). Dann ließen sich auch wieder neue Wählerinnen und Wähler für die Partei gewinnen. Und Rützel, der als gläubiger und engagierter Katholik bekannt ist, setzte vor den 80 Delegierten noch einen drauf: "Wenn wir dran glauben, kriegen wir das auch hin."
Woran glauben? Kein Zweifel, der SPD-Bezirkschef meint den Wahlerfolg der SPD am 26. September. Der Messias - um im Bild zu bleiben -, der für die Sozialdemokraten die Wahl gewinnen soll, ist Olaf Scholz. Dies bekräftigte Florian von Brunn, einer der beiden neuen Vorsitzenden der Bayern-SPD, in seiner Rede vor dem Parteitag. Der Bundesfinanzminister habe in der Corona-Krise bewiesen, "dass er Kanzler kann".
Anders als Markus Söder, der "Showmaster in Bayern", sei der Vizekanzler ein "echter Macher", sagte von Brunn. Annalena Baerbock hingegen produziere "einen Skandal nach dem anderen", und Armin Laschet sei zu lasch. Deses Wortspiel wollte der SPD-Chef zumindest angedeutet haben. Zuversichtlich stimmten ihn, so sagte er, die jüngsten Umfragen, laut denen die SPD erstmals seit langem wieder gleichauf mit den Grünen liege – bei 17 Prozent.
Von Brunn preist SPD-Erfolge in der GroKo
Als Erfolgsrezept pries der Landesvorsitzende das Reden über die Leistungen, die die sozialdemokratischen Ministerinnen und Minister in der abgelaufenen Legislaturperiode erzielt hätten. Unter anderem erwähnte er die Soforthilfen für Unternehmen und Selbstständige, die Ausweitung des Kurzarbeitergeldes und von Kinderkrankentagen in der Corona-Krise, das weitgehende Verbot von Leiharbeit in der Fleischindustrie, die Parität bei den Krankenkassenbeiträgen, Verbesserungen beim Mieterschutz und ein Klimapaket, das auch soziale Belange berücksichtige.
CDU und CSU kreidete von Brunn neben Verfehlungen in der Bildungspolitik, fehlendem Engagement beim Ausbau der erneuerbaren Energien vor allem die Maskenaffären an. Der CSU-Landtagsabgeordnete Alfred Sauter habe dabei 300 000 Euro für eine E-Mail an die Staatskanzlei kassiert. "Das ist das Geld, das eine Krankenschwester in zehn Jahren netto verdient."
Immer wieder erntete der Landesvorsitzende für seine Worte Beifall, mitreißen konnte er die Basis an diesem regnerischen Vormittag nur bedingt. Die große Sehnsucht der Genossinnen und Genossen, die Serie an Niederlagen endlich zu brechen, formulierte anschließend Klaus Herzog, der Alt-Oberbürgermeister aus Aschaffenburg. Als er vor 40 Jahren SPD-Mitglied wurde, seien Aschaffenburg, Schweinfurt und Würzburg von SPD-Oberbürgermeistern regiert worden. Diesmal indes habe die SPD-OB-Kandidatin in Würzburg gerade mal 4,5 Prozent erreicht. "Du bist unser Hoffnungsträger", appellierte Herzog an von Brunn und gab ihm gleiche eine Empfehlung mit auf den Weg: "Nimm Dir Zeit für die Kommunalpolitik."
Unterwegs im Landkreis
Am Nachmittag war der Landesvorsitzende dann mit den örtlichen SPD-Vertretern bei Terminen im Kreis Schweinfurt unterwegs. Unter anderem wollte von Brunn sich in Birnfeld mit Bauern treffen, nachdem eine für den SPD-Parteitag, ähnlich wie beim CSU-Treffen vor zwei Wochen, angekündigte Demonstration der Vereinigung "Land schafft Verbindung" kurzfristig abgesagt worden war. Statt zu demonstrieren wolle man lieber Kollegen helfen, die unter dem Wetter der letzten Tage litten, hieß es seitens der Bauern.