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SCHWEINFURT
SKF: Kündigungen ein Jahr ausgesetzt
SKF für 2018 optimistisch       -  Das SKF-Verwaltungshochhaus in Schweinfurt. Nach einer hitzigen Betriebsversammlung bot das Management den Schweinfurtern einen Kompromiss an.
Foto: Anand Anders | Das SKF-Verwaltungshochhaus in Schweinfurt. Nach einer hitzigen Betriebsversammlung bot das Management den Schweinfurtern einen Kompromiss an.
Karl-Heinz Körblein
Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:48 Uhr

Eine turbulente Betriebsversammlung hat es am Montagmorgen bei SKF gegeben, in der es um die Sparmaßnahmen ging, die die Göteborger Zentrale von ihrem größten Produktionsstandort einfordert. Dabei informierte der Betriebsratsvorsitzende Norbert Völkl über Pläne des Managements, Personal in vierstelliger Höhe abzubauen und Zulagen auf Löhne und Gehälter zu kürzen. Der Vorsitzende der Geschäftsführung Martin Johannsmann habe betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen.

Schweinfurt und die anderen deutschen Standorte erreichen operativ deutlich schlechtere Ergebnisse als die anderen im Konzern. Dies führte dazu, dass Konzernchef Alrik Danielson Ende April Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität forderte. Dabei wollte er dem deutschen Management über das Wie freie Hand lassen.

Sitzung unterbrochen

Die jetzt bekannt gewordenen geplanten Maßnahmen hätten bei den Mitarbeitern und bereits in der vergangenen Woche bei den Betriebsräten große Empörung ausgelöst, berichtet Völkl dieser Redaktion. Die Stimmung sei äußerst aufgeheizt gewesen, „die Belegschaft war wütend“. Johannsmann sei besonders in seiner Doppelfunktion als Geschäftsführer und Arbeitsdirektor kritisiert worden. Ein Arbeitsdirektor sei vor allem auch für die Belegschaft da, hieß es.

Die hitzige Atmosphäre führte schließlich dazu, dass die Versammlung unterbrochen wurde und sich das Management zu Beratungen zurückzog.

Völkl zeigt Alternativen auf

Zuvor hatte Völkl Alternativen zu den Kürzungen vorgeschlagen. Mehr Flexibilität beim Einsatz der Mitarbeiter und eine grundlegende Überprüfung der Fertigungsprozesse sollen den Standort wettbewerbsfähiger machen. Dahinter stehe auch der Betriebsrat.

Nach einer Pause kamen Management und Betriebsrat zu einer Sitzung zusammen, bei der die Geschäftsführung einen Kompromiss anbot. Stellenabbau und Geldkürzungen werden für ein Jahr lang ausgesetzt. Über alle anderen Fragen soll so schnell wie möglich verhandelt werden. Im Juni kommenden Jahres soll dann gemeinsam Bilanz gezogen werden.

Kennzahlen des Konzerns erreichen

Wie Johannsmann gegenüber der Redaktion betonte, müsse der Standort die durchschnittlichen globalen Kennzahlen des Konzerns erreichen. Wenn dieses Ziel innerhalb des einen Jahres erreicht werde, „ist die Welt wieder in Ordnung“. Sollte dies jedoch nicht geschehen, kämen die Themen Stellenabbau und Lohnkürzungen zwar nicht automatisch wieder auf den Tisch, seien aber auch nicht ausgeschlossen. Seine Doppelrolle als Geschäftsführer und Arbeitsdirektor sei wegen der extremen Belastung von vornherein befristet angelegt gewesen, sagte Johannsmann.

Mehrheit stimmt Kompromiss zu

Den Kompromiss stellte Völkl schließlich zur Abstimmung. Es habe dafür eine breite Mehrheit gegeben, berichtet er. Eine weitere Betriebsversammlung gab es am Abend.

 
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  • Arcus
    Alles dreht sich nur noch um den Profit für die Reichen und Superreichen. Warum da noch eine FDP fordert, die Steuern gerade für diese Gruppe zu senken, kann ich nicht nachvollziehen.
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  • schroek1@web.de
    Was wäre denn der angebrachte Lohn, Sauerkirschbaum und jo1970. Lohne wie in China? Oder Rumänien? Oder Angola? Es geht doch nur um noch mehr! Es reichen eben keine 5 oder 6 Prozent Gewinnmarge. Und der kleine Mann glaubt tatsächlich, dass Lohnverzicht die Arbeitsplätze sichert.
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  • Funkenstern
    industrie 4.0 ist nur daraus entstanden, die nicht angepassten Gehälter wieder in geordnete Bahnen zu lenken. in der Industrie werden für unqualifiziertes, angelerntes Personal Unsummen bezahlt. Diese stehen in keinster Weise zur wirtschaftlichen Leistung. Auch wenn alle Gewerkschaftler auf mich draufhauen, die Wahrheit bleibt das trotzdem. Sicherlich kann jeder sich bewerben, ich würds niemals tun. Ich bin oft genug geschäftlich in derartigen Werkshallen unterwegs. da verstehst du dann, warum so mancher einen Treffer davonträgt.
    Somit stellt sich dann wieder die Frage: bekommen die Gehälter oder Schmerzensgeld.
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  • mausschanze
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  • 1958kosb
    @jo1970
    würde mich an ihrer Stelle dort bewerben. Vielleicht bekommen Sie auch soviel.
    D deine Neider. traurig
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  • jochen.schoen79@web.de
    Ich glaube Neid ist hier nicht angebracht. Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.... die viel zu hohen Löhne in der Großindustrie (durchgesetzt durch die IG Metall) werden irgendwann zum Jobkiller - und bei SKF ist es halt nun leider (fast) geschehe. Ich persönlich gönne jedem seine Gehalt, aber wie gesagt irgendwann ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Und andere Länder sind einfach billiger und Qualität alleine reicht einfach nicht. Zwischenzeitlich haben andere Nationen in Punkto Qualität auch zumindest den Abstand zu Deutschland verringert. Wird Deutsche kaufen ja schließlich auch zu einem großen Teil gerne billige Ware (Discounter). Also dürfen wird uns eigentlich nicht beschweren.
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  • dgb
    Unsinn. Was glauben Sie wer die allgemeine Lohnentwicklung in Deutschland überhaupt am Laufen hält und voranbringt? Der öffentliche Dienst ist es jedenfalls nicht.
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  • jochen.schoen79@web.de
    Wenn sie von Unsinn reden wollen. Ok. Meine Meinung ist halt einfach so. Was halten sie vom Vorschlag, dass für das gute Gehalt und den weiteren Gehaltssteigerungen einfach mehr geleistet wird. z.B. Ausweitung auf eine 40 Stunden Woche (ist in anderen "Branchen" normal). Das wäre doch mal ein Vorschlag für die IG Metall. Und mit 40 Stunden in der Woche ist meiner Meinung nach niemand überfordert. Und aus den Erzählungen aus meinem Bekanntenkreis (Arbeiter in der Großindustrie) zu schliessen wird durchaus bestätigt, dass sich dort niemand zu Tode arbeitet. Aber wie gesagt, ich gönne jedem sein Gehalt und freue mich über die viele "Freizeit" der Arbeiter, da ich persönlich in meiner Branche sehr davon profitiere. Aber das ständige Jammern der IG Metall kann ich leider nicht nachvollziehen. Ich hoffe und wünsche für Schweinfurt, dass SKF und die anderen "Großen" noch lange die Menschen hier beschäftigen.....
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  • 1958kosb
    Träumer grinsen
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  • jo1970
    Die Alternative wäre mal die überdurchschnittlichen Löhne und Gehälter zu kürzen. Wenn ich mitbekomme das ein Junggeselle mit Lohnsteuerklasse 1 als Arbeiter ca.3000 Netto bekommt, dann kommen dem Großteil der arbeitenden Bevölkerung die Tränen.
    Die haben teilweise eine anspruchsvollere Arbeit und mehr Verantwortung.
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  • Gisela1
    Wie wäre es insgesamt, die Löhne angemessen zu bezahlen und nicht darauf zu schauen, dass der Andere mehr bekommt.
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  • Maedlesschmecker
    Hier geht es um blanke Gier der SKF AB in Schweden. Der Standort Schweinfurt wurde über Jahrzehnte heruntergewirtschaftet und die Investitionen nur aufs nötigste beschränkt. Das ihnen das irgendwann auf die Füsse fällt war klar. Jetzt sollen es wieder die kleinen ausbaden. Für solche Entscheidungen kann man auch die Putzfrau in die Chefetage setzten. Aber über kurz oder lang hat die SKF in Deutschland keine Zukunft. Die Schweden sehen ihre Zukunft in China , so oder so
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