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Schweinfurt
Skandal-Video aus Schweinfurter Teststrecke: Filmer wehrt sich
Ein Video, das in der unverschlossenen Teststrecke des Gesundheitsamtes in Schweinfurt entstand, wird weiter diskutiert. Worauf der Filmer Wert legt und was der OB sagt.
Der Eingangsbereich der Teststrecke für Patienten mit Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus an der Turnhalle des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Schweinfurt.
Foto: Oliver Schikora | Der Eingangsbereich der Teststrecke für Patienten mit Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus an der Turnhalle des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Schweinfurt.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:24 Uhr

Das Video aus der unverschlossenen Teststrecke für Patienten mit Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus in der Turnhalle des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Schweinfurt sorgt weiter für Debatten in der Stadt. Zum einen hat die Stadtverwaltung den Videofilmer Robert Wagner wegen Hausfriedensbruch angezeigt, die Polizei ermittelt. Zum anderen liegt eine Anzeige gegen unbekannt des Schweinfurter Rechtsanwalts Jürgen Scholl vor wegen Verletzung von Privatgeheimnissen und Offenbarung. Außerdem behält man sich vor, den Landesbeauftragten für Datenschutz zu informieren, der von der Stadt schon in Kenntnis gesetzt wurde.

Robert Wagner gab exklusiv gegenüber dieser Redaktion ein Statement ab, in dem er sich gegen die von der Stadtverwaltung erhobenen Vorwürfe verwahrt und seine Beweggründe für seine Fahrt zur Teststrecke und das Video erklärt. Anfang der Woche hat Rechtsanwalt Jürgen Scholl im Namen seines Mandanten eine elfseitige Erklärung an die Stadt geschickt. Eine Antwort darauf gibt es nach Auskunft der städtischen Pressesprecherin Anna Barbara Keck nächste Woche. Dem von Wagner und seinem Anwalt gemachten Gesprächsangebot "verschließen wir uns natürlich nicht, die Frage ist, wozu das Gespräch dienen soll".

Sofort die Polizei über den Notruf informiert

Nachdem Jürgen Scholl am 1. April, als das Video gedreht wurde, es gegen 18 Uhr bekam, informierte er sofort über den Notruf die Polizei, die eine Streife schickte und dafür sorgte, dass abgeschlossen wurde. Wagner hatte darüber hinaus einem ihm bekannten Journalisten einer Boulevardzeitung informiert.

Scholl erklärt, er habe zwar die Handynummer des Oberbürgermeisters, habe diesen aber nicht angerufen, da er "zu diesem Zeitpunkt gar nicht wusste, dass die Stadt hier verantwortlicher Träger der Einrichtung ist, sondern ich von einer Zuständigkeit des Gesundheitsamtes Schweinfurt ausging, das organisatorisch zum Landratsamt Schweinfurt gehört".

Nachfrage wegen eines Termins für einen Corona-Test

Robert Wagner erklärt in der Stellungnahme, er sei vor allen Dingen deswegen am Nachmittag zur Teststelle gefahren, weil ihm der für diesen Tag zugesagte Anruf, in dem ihm ein Testtermin bekannt gegeben werden sollte, nicht zuging. Man könne seiner Kenntnis nach nicht ohne weiteres beim Gesundheitsamt anrufen und er habe sich gesorgt, vergessen worden zu sein. Deshalb wollte er vor Ort nachfragen und habe dann "insbesondere die geöffnete Tür und den angeschalteten Computer wahrgenommen". Einen Tag später, am 2. April, wurde Wagner nach eigener Aussage in der Teststrecke auf das Coronavirus getestet.

Ein Screenshot aus dem Video, das Robert Wagner in der Teststrecke gemacht hat.
Foto: Screenshot Oliver Schikora | Ein Screenshot aus dem Video, das Robert Wagner in der Teststrecke gemacht hat.

Er sei jederzeit bereit, gegenüber der Polizei Auskünfte zu erteilen und wolle an einer vollständigen Aufklärung mitwirken. Es sei ihm "zu keinem Zeitpunkt darum gegangen, die medizinische Arbeit und den persönlichen Verdienst der vielen auch ehrenamtlichen Helfer vor Ort anzugreifen oder zu diskreditieren". Er wollte lediglich das aus seiner Sicht massive organisatorische Defizit ansprechen und "hierfür intensiv die Behörden sensibilisieren". Bis zum Abschluss der polizeilichen Ermittlungen will sich Wagner nicht mehr äußern.

Oberbürgermeister und Landrat finden deutliche Worte

Die Stadtverwaltung hatte vergangene Woche in einer Stellungnahme mit dem Titel "Helden statt Hetzer" Vorwürfe gegen Wagner erhoben. Nach Recherchen der Verwaltung sei die Teststrecke gegen 16.30 Uhr von den Mitarbeitern des Roten Kreuzes verschlossen worden. "Es gibt einige Zufälle zu viel", schreibt Pressesprecherin Keck.

Anzeige für den Anbieter Facebook Beitrag über den Consent-Anbieter verweigert

Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Landrat Florian Töpper äußerten sich in einem Gespräch mit dieser Redaktion zum ersten Mal zu dem Fall. Der OB erklärte, er habe es im ersten Moment für einen schlechten Aprilscherz gehalten. Er könne nicht nachvollziehen, warum Wagner "nichts Besseres zu tun hat, als einen 'Bild'-Journalisten und seinen Anwalt zu verständigen." Man sei dabei, den Sachverhalt aufzuklären und stehe natürlich, sollte es Fehler gegeben haben, für diese ein. "Nach unseren Ermittlungen war das aber nicht so, die Einrichtung ist von der letzten Schicht gegen 16.30 Uhr ordnungsgemäß abgeschlossen worden. Wir und die Polizei müssen recherchieren, wie der Zutritt dieser Person gegen 18 Uhr möglich gewesen ist."

"In einer Situation, wo sich das Land in einer nie dagewesenen Lage befindet und damit auch Fehler, wenn es sie gab, nahezu unvermeidbar sind, wäre meine Bitte, sich sofort an die Behörden zu wenden, die den Fehler abstellen können, anstatt an die Boulevard-Presse. Da die Propaganda-Maschine derartig anzurühren, hat für mich sehr viel mit Profilneurose zu tun", so Sebastian Remelé. Unterstützung bekommt er von Landrat Florian Töpper: "Für mich ist der Umgang mit diesen vermeintlichen Fehlern verwerflich." Es spreche aus seiner Sicht "sehr gegen diejenigen, die ihn auf diese Art und Weise in der Öffentlichkeit verlautbart haben".

 
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  • luckyxxl
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar. Bitte wenden Sie sich an die Redaktion unter red.schweinfurt@mainpost.de
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  • fuchsastefan@web.de
    SENSATIONELLE ERKENNTNIS!!
    Deutsche Hirnforscher einig
    Regelmäßiges Bild-Zeitung lesen, führt zu irreperablen Hirnschädigungen!
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  • emulave
    Symptomatisch für unsere Gesellschaft: Wenn das Kind blutet, das Haus brennt oder die Frau nachts um Hilfe schreit...bevor man auf die Idee kommt zu helfen, anzupacken oder einzugreifen, zückt heute jeder Dödel zu allererst mal die Handy-Kamera, um diesen mutmaßlichen Höhepunkt in seinem Leben auch angemessen teilen zu können.
    Und? Ist denn durch diese Art des selfmade Aufklärungs-Journalismus unsere Welt schon besser geworden?
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  • Ertha
    Durch hölzern auftretende Kommunalpolitiker, die keine berechtigte Kritik vertragen, wird leider auch nichts besser.
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  • kempf-margit@t-online.de
    Herr Wagner sollte sich jetzt nicht als Opfer betrachten, sondern dazu stehen, dass er hier etwas in Fahrt gebracht hat und es nun nicht mehr stoppen kann! Fragen wir ihn doch mal: Was er denn machen würde, wenn jemand bei Ihm ins Haus ginge weil er seine Tür offen gelassen hat und derjenige/r würde in seiner Wohnung/Haus herum spazieren? Was er gemacht hat, ist einwandfrei Hausfriedensbruch und er hat die Ausgangsbeschränkungen mißachtet. Das sind genau zwei Delikte zu viel. Wird er aber auch wissen. Aber wie heißt es ja so schön , aus Schaden wird man klug. Und sollte hier ein Fehler unterlaufen sein, dann ist das nun so, denn Menschen machen nun Mal manchmal Fehler! Oder ist Herr Wagner fehlerfrei? Wohl nicht, denn dann hätte er anders reagiert!
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  • wandelhandel
    Bei etlichen Kommentar-Schreibern, die das Vorsprech der Frau Keck nachbeten, frage ich mich, ob sie vielleicht bei der Stadt arbeiten und angehalten worden sein könnten, eine Meinung kundzutun? Ich habe sowas schon mal erlebt.
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  • Floranus
    Das ganze Fass hat die völlig überforderte Pressesprecherin aufgemacht. Hätte Herr W. nur die Polizei informiert, hätte die Geschichte mit der offenen Tür und dem Laptop auch im Polizeibericht gestanden und wäre auch an die Presse gegangen.

    Die Geschichte ist an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten. Hier stinkt etwas gewaltig zum Himmel!

    Der OB wäre allerbestens beraten sich eine professionelle Pressesprecherin zuzulegen! Er kann aber auch gleich selber zurücktreten.
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  • polizeiauto
    Am besten man meldet gar nichts. So oder so ist man immer der Dumme. Einfach wegschauen und weitergehen, dann hat man keine Probleme.
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  • Im ersten Moment vielleicht etwas überzogen, aber jetzt, bei den äußerst fraglichen und hetzerischen Äußerungen der Stadt, der richtige Weg! Hier wird ein Mann angeprangert der "nur" Informiert hat! Schon mal darüber nachgedacht, was alles passieren hätte können, vom Diebstahl der begehrten Utensilien bis hin zum Vandalismus! Wie wäre man mit so jemanden dann umgegangen? Ich bin gespannt wie Herr Remele' und Co da wieder raus kommen wollen... Fortsetzung folgt.
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  • ammi187@gmail.com
    Deutsches Beamtentum, man macht Fehler und fährt eine Retourkutsche. Herr Remele schämen Sie sich. Hoffe mal dass so einer nicht mehr gewählt wird.
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  • simonhard
    Wieso findet man hier im Forum keine klaren Worte?
    Entdecke ich einen Missstand informiere ich Polizei und Behörden, die das abstellt.
    Bin ich obendrein noch Sensationslüstern oder Puplicitygeil rufe ich noch meinen Anwalt an, drehe ein Video und rufe die Blöd- Zeitung an.
    So einfach ist das.
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  • ammi187@gmail.com
    Man scheint durch Druck zu versuchen hier zu vertuschen. Sind ja schon Diktator Zustände.
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  • Werner12
    Sie meinen wohl Diktatur
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  • cajac1
    Wir spielen sein Spiel mit, das er als wichtige Person, der Missstände aufdeckt, dargestellt wird. Dabei hat er eine "Bagatellestraftat" begangen und ist nicht der "Gute".
    Wir sollten das nicht unterstützen.
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  • wolfmueller21@arcor.de
    Ich halte es für richtig, dass über das Thema berichtet wird. Hätte derjenige, der die offene Tür "entdeckt" hat, lediglich die Polizei informiert, wäre die Sache vermutlich nie an die Öffentlichkeit gekommen. Falls es so ist, wie bei anderen Schulturnhallen in Schweinfurt auch, dass es mehrere Schlüssel gibt für Sportvereine, die in besagter Humboldt-Halle, ihren Sport ausüben, dann wäre das schon mal ein Punkt, an dem man ansetzten könnte, etwas zu ändern.
    Dann bleibt auch die Frage, weshalb offenbar Computer noch eingeschaltet waren (zumindest wurde dies behauptet). Ich denke, dass die Zeiten, in welchen man Arbeitsrechner über Nacht laufen lässt, um das Risiko zu vermeiden, dass beim Einschalten etwas kaputt geht, lange vorbei sind. Und ich glaube nicht dass es sich hier um einen Server handelte, der dauernd laufen "muss".
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  • wandelhandel
    Ich glaube es wird Zeit, dass sich die Regierung von Unterfranken mit dem Fall beschäftigt. Es kann ja wohl nicht sein, dass seitens gewisser Stadtverantwortlicher fast schon eine Art "Hetzjagd" auf einen aufmerksamen Bürger veranstaltet wird.
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  • Werner12
    Das war meiner Meinung nach kein aufmerksamer Bürger, sondern ein nach Aufmerksamkeit lechzender Bürger.
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  • fuchsastefan@web.de
    Nicht das Virus macht unser Land kaputt. Es ist das Denunziantentum!

    Erich Mielke hätte seine wahre Freude.
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  • Werner12
    Ähh, warum hat er jetzt das Video gedreht ?
    Jeder normale nicht sensationsgeile Mensch hätte nur die Polizei gerufen.
    Eventuell noch die Stadt / Landratsamt am nächsten Tag über den Vorfall informiert.
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  • webewue
    Auch wenn die Türe offen war hat ein anständiger Bürger nicht das Recht des unbeschränkten Zutritts. Diese selbsternannten Helden bekommen hoffentlich die Rechnung präsentiert.
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