Das Video aus der unverschlossenen Teststrecke für Patienten mit Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus in der Turnhalle des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Schweinfurt sorgt weiter für Debatten in der Stadt. Zum einen hat die Stadtverwaltung den Videofilmer Robert Wagner wegen Hausfriedensbruch angezeigt, die Polizei ermittelt. Zum anderen liegt eine Anzeige gegen unbekannt des Schweinfurter Rechtsanwalts Jürgen Scholl vor wegen Verletzung von Privatgeheimnissen und Offenbarung. Außerdem behält man sich vor, den Landesbeauftragten für Datenschutz zu informieren, der von der Stadt schon in Kenntnis gesetzt wurde.
Robert Wagner gab exklusiv gegenüber dieser Redaktion ein Statement ab, in dem er sich gegen die von der Stadtverwaltung erhobenen Vorwürfe verwahrt und seine Beweggründe für seine Fahrt zur Teststrecke und das Video erklärt. Anfang der Woche hat Rechtsanwalt Jürgen Scholl im Namen seines Mandanten eine elfseitige Erklärung an die Stadt geschickt. Eine Antwort darauf gibt es nach Auskunft der städtischen Pressesprecherin Anna Barbara Keck nächste Woche. Dem von Wagner und seinem Anwalt gemachten Gesprächsangebot "verschließen wir uns natürlich nicht, die Frage ist, wozu das Gespräch dienen soll".
Sofort die Polizei über den Notruf informiert
Nachdem Jürgen Scholl am 1. April, als das Video gedreht wurde, es gegen 18 Uhr bekam, informierte er sofort über den Notruf die Polizei, die eine Streife schickte und dafür sorgte, dass abgeschlossen wurde. Wagner hatte darüber hinaus einem ihm bekannten Journalisten einer Boulevardzeitung informiert.
Scholl erklärt, er habe zwar die Handynummer des Oberbürgermeisters, habe diesen aber nicht angerufen, da er "zu diesem Zeitpunkt gar nicht wusste, dass die Stadt hier verantwortlicher Träger der Einrichtung ist, sondern ich von einer Zuständigkeit des Gesundheitsamtes Schweinfurt ausging, das organisatorisch zum Landratsamt Schweinfurt gehört".
Nachfrage wegen eines Termins für einen Corona-Test
Robert Wagner erklärt in der Stellungnahme, er sei vor allen Dingen deswegen am Nachmittag zur Teststelle gefahren, weil ihm der für diesen Tag zugesagte Anruf, in dem ihm ein Testtermin bekannt gegeben werden sollte, nicht zuging. Man könne seiner Kenntnis nach nicht ohne weiteres beim Gesundheitsamt anrufen und er habe sich gesorgt, vergessen worden zu sein. Deshalb wollte er vor Ort nachfragen und habe dann "insbesondere die geöffnete Tür und den angeschalteten Computer wahrgenommen". Einen Tag später, am 2. April, wurde Wagner nach eigener Aussage in der Teststrecke auf das Coronavirus getestet.
Er sei jederzeit bereit, gegenüber der Polizei Auskünfte zu erteilen und wolle an einer vollständigen Aufklärung mitwirken. Es sei ihm "zu keinem Zeitpunkt darum gegangen, die medizinische Arbeit und den persönlichen Verdienst der vielen auch ehrenamtlichen Helfer vor Ort anzugreifen oder zu diskreditieren". Er wollte lediglich das aus seiner Sicht massive organisatorische Defizit ansprechen und "hierfür intensiv die Behörden sensibilisieren". Bis zum Abschluss der polizeilichen Ermittlungen will sich Wagner nicht mehr äußern.
Oberbürgermeister und Landrat finden deutliche Worte
Die Stadtverwaltung hatte vergangene Woche in einer Stellungnahme mit dem Titel "Helden statt Hetzer" Vorwürfe gegen Wagner erhoben. Nach Recherchen der Verwaltung sei die Teststrecke gegen 16.30 Uhr von den Mitarbeitern des Roten Kreuzes verschlossen worden. "Es gibt einige Zufälle zu viel", schreibt Pressesprecherin Keck.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Landrat Florian Töpper äußerten sich in einem Gespräch mit dieser Redaktion zum ersten Mal zu dem Fall. Der OB erklärte, er habe es im ersten Moment für einen schlechten Aprilscherz gehalten. Er könne nicht nachvollziehen, warum Wagner "nichts Besseres zu tun hat, als einen 'Bild'-Journalisten und seinen Anwalt zu verständigen." Man sei dabei, den Sachverhalt aufzuklären und stehe natürlich, sollte es Fehler gegeben haben, für diese ein. "Nach unseren Ermittlungen war das aber nicht so, die Einrichtung ist von der letzten Schicht gegen 16.30 Uhr ordnungsgemäß abgeschlossen worden. Wir und die Polizei müssen recherchieren, wie der Zutritt dieser Person gegen 18 Uhr möglich gewesen ist."
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"In einer Situation, wo sich das Land in einer nie dagewesenen Lage befindet und damit auch Fehler, wenn es sie gab, nahezu unvermeidbar sind, wäre meine Bitte, sich sofort an die Behörden zu wenden, die den Fehler abstellen können, anstatt an die Boulevard-Presse. Da die Propaganda-Maschine derartig anzurühren, hat für mich sehr viel mit Profilneurose zu tun", so Sebastian Remelé. Unterstützung bekommt er von Landrat Florian Töpper: "Für mich ist der Umgang mit diesen vermeintlichen Fehlern verwerflich." Es spreche aus seiner Sicht "sehr gegen diejenigen, die ihn auf diese Art und Weise in der Öffentlichkeit verlautbart haben".
Deutsche Hirnforscher einig
Regelmäßiges Bild-Zeitung lesen, führt zu irreperablen Hirnschädigungen!
Und? Ist denn durch diese Art des selfmade Aufklärungs-Journalismus unsere Welt schon besser geworden?
Die Geschichte ist an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten. Hier stinkt etwas gewaltig zum Himmel!
Der OB wäre allerbestens beraten sich eine professionelle Pressesprecherin zuzulegen! Er kann aber auch gleich selber zurücktreten.
Entdecke ich einen Missstand informiere ich Polizei und Behörden, die das abstellt.
Bin ich obendrein noch Sensationslüstern oder Puplicitygeil rufe ich noch meinen Anwalt an, drehe ein Video und rufe die Blöd- Zeitung an.
So einfach ist das.
Wir sollten das nicht unterstützen.
Dann bleibt auch die Frage, weshalb offenbar Computer noch eingeschaltet waren (zumindest wurde dies behauptet). Ich denke, dass die Zeiten, in welchen man Arbeitsrechner über Nacht laufen lässt, um das Risiko zu vermeiden, dass beim Einschalten etwas kaputt geht, lange vorbei sind. Und ich glaube nicht dass es sich hier um einen Server handelte, der dauernd laufen "muss".
Erich Mielke hätte seine wahre Freude.
Jeder normale nicht sensationsgeile Mensch hätte nur die Polizei gerufen.
Eventuell noch die Stadt / Landratsamt am nächsten Tag über den Vorfall informiert.