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NIEDERWERRN
Sieben Tonnen Sojabohnen geflutet
Das aufgequollene Soja wurde über ein Gebläse auf einen Hänger transportiert und zur Biogasanlage gefahren. Foto Silvia Eidel
| Das aufgequollene Soja wurde über ein Gebläse auf einen Hänger transportiert und zur Biogasanlage gefahren. Foto Silvia Eidel
Lara Wantia
Lara Wantia
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:05 Uhr

10. Juni 2017: Gegen 14 Uhr dringt ein 22-Jähriger gelernter Metallbauer auf das Betriebsgelände einer Mühle in Niederwerrn ein. Er öffnet die Bordwand eines Anhängers und lässt aus diesem drei bis vier Tonnen Sommerbraugerste auf den Boden rieseln. Das Getreide ist damit unbrauchbar, der Schaden liegt bei 900 Euro.

19. Januar 2018, gegen Abend: Wieder marschiert der 22-Jährige ohne Erlaubnis und Wissen des Eigentümers auf das Betriebsgelände, leitet rund siebeneinhalb Tonnen Sojabohnen in die Lagerhalle – und flutet sie mit Wasser. Die Bohnen sowie sämtliche Maschinen und Geräte im Kellerraum sind zerstört. Schaden: rund 150 000 Euro. Das wirft der Staatsanwalt dem 22-Jährigen in seiner Anklage vor dem Amtsgericht Schweinfurt vor.

Der Angeklagte bestreitet alles

Ferner soll der Metallbauer mehrere Fahrzeugschlüssel und eine Fernbedienung gestohlen haben. Und: Bei einem dritten ungebetenen „Besuch“ des Betriebs soll er 33 Eisenstangen im Wert von 330 Euro entwendet haben. Vor Gericht muss sich der Mann wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung verantworten.

Der Angeklagte bestreitet sämtliche Vorwürfe. Bis Mitte 2017 habe er in dem Betrieb gearbeitet und dann nur noch gelegentlich ausgeholfen – schwarz. Angemeldet sei er in dieser Zeit nicht gewesen. Im November 2016 habe er vom Chef einmal 1000 Euro auf die Hand erhalten. Die Eisenstangen seien später eine Art weitere Bezahlung gewesen, weil der Betrieb insolvent gegangen sei. Er habe diese – in Absprache mit dem Chef – für seinen Hausbau gebraucht. Streit habe es nie gegeben.

Ein Racheakt der Ex-Freundin?

Der Firmenchef sagt, er habe den Angeklagten nicht bezahlen können. Durch den finanziellen Schaden habe sich die Lage verschlechtert. Die Versicherung habe nichts gezahlt. Er könne sich nicht erinnern, dem Angeklagten Eisenstangen als Anerkennung oder Überbrückung gegeben zu haben. Lediglich einen Bagger habe er ihm geliehen für Arbeiten an seinem Haus. Er habe dem fleißigen 22-Jährigen vertraut und hätte für ihn seine Hand ins Feuer gelegt.

Wie die Fahrzeugschlüssel für Bagger, Traktor und Gabelstapler des Chefs in sein Haus gekommen seien, kann sich der 22-Jährige angeblich nicht erklären. Er verdächtigt seine damalige Freundin. „Sie war psychisch stark angeschlagen und offensichtlich sehr böse auf mich“, sagt er.

Die Hauptzeugin kommt nicht

Ein Polizist sagt als Zeuge, der Geschädigte habe keinen Verdacht zum Täter äußern können, bis ihm die Freundin des Angeklagten gesagt habe, ihr Freund habe die Schäden verursacht. Sie sei selbst dabei gewesen. Das Gericht wollte sie dazu als Zeugin befragen, sie war zum Termin aber nicht erschienen.

Bei der Polizei hatte die Frau angegeben, ihr Freund habe sie mit zu dem Betrieb genommen, um mit seinem Chef etwas zu besprechen, der nicht dagewesen sei. Sie habe im Auto gewartet und dann „gehört, wie die Sojabohnen rauschen“. Der 22-Jährige sei noch mal zurückgekommen und habe ihr gesagt, er werde jetzt den Wasserhahn aufdrehen. Das habe sie jedoch weder gehört noch gesehen.

Die wichtigste Tatzeugin ist wohl die Ex-Freundin des Angeklagten, die durch Abwesenheit glänzte. Der Prozess wird am Donnerstag, 18. Oktober, 14.30 Uhr, fortgesetzt. Dazu soll die Ex-Freundin von der Polizei vorgeführt werden.

 
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