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Schweinfurt
Schweren Raub und gefährliche Körperverletzung: DNA am Drohbrief führte zum Hauptverdächtigen
Wollte ein Speditionchef den missliebigen Logistikleiter einer Partnerfirma durch Druck und Prügel zur Kündigung veranlassen?
Vier der fünf Angeklagten haben im Prozess vor dem Landgericht Schweinfurt bereits gestanden, was ihnen die Anklage vorwirft. Am 29. September soll ein Urteil fallen.
Foto: René Ruprecht | Vier der fünf Angeklagten haben im Prozess vor dem Landgericht Schweinfurt bereits gestanden, was ihnen die Anklage vorwirft. Am 29. September soll ein Urteil fallen.
Stefan Sauer
Stefan Sauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:51 Uhr

Vier der fünf Angeklagten haben im Prozess vor dem Landgericht Schweinfurt bereits gestanden, was ihnen die Anklage vorwirft. Demnach haben zwei junge Männer im Alter von 20 und 22 Jahren dem 40-jährigen Logistikleiter einer Würzburger Firma am 1. August 2022 gegen 7 Uhr vor seiner Bad Kissinger Wohnung aufgelauert, ihn mit Pfefferspray traktiert, geschlagen, getreten und sein Handy geraubt. Am 24. Februar wurde der Mann von zwei anderen Männern, 32 und 33 Jahre alt, morgens vor einer Bad Kissinger Bäckerei abgepasst und brutal mehrfach geschlagen und getreten, bevor die Verdächtigen in einem Pritschenwagen flüchteten.

Alle mutmaßlichen Täter stammen aus Rheinland-Pfalz, so wie der mitbeteiligte 33-Jährige, der die anderen drei im Auftrag eines ihm seit langem bekannten 60-jährigen Speditionschefs aus dem Raum Main-Spessart für die Attacken angeheuert haben soll. Dafür seien mehrere tausend Euro bezahlt worden, so der 33-Jährige vor Gericht. Der 60-Jährige bestreitet dies. Er habe keine solchen Aufträge erteilt.

"Sprachlich unterste Schublade"

Er bestreitet ferner, drei anonyme Drohbriefe an den 40-Jährigen verfasst und verschickt zu haben, in dem dieser beleidigt und aufgefordert wird, bei seiner Firma zu kündigen und wegzuziehen, sonst werde ihm schlimmste Gewalt und seinen beiden schulpflichtigen Kindern widerwärtigster Missbrauch angedroht. "Sprachlich unterste Schublade", sagt dazu ein Polizeiermittler als Zeuge. Aber: Auf zwei der Drohbriefe befinden sich DNA-Spuren des Speditionschefs. Er räumt sogar ein, dass die Briefe wohl aus seinem Büro stammten und er sie, wie jede Post, in der Hand gehabt haben könne. Sie seien wohl auch auf dem Betriebs-PC geschrieben worden – aber nicht von ihm.

Ein Verdacht des Opfers und die DNA-Spuren an den Briefen führten die Ermittler zu dem 60-Jährigen, die Handy- und Funkzellenauswertung zu dessen 33-jährigem Geschäftspartner aus der Pfalz und dann zu den drei anderen gedungenen Schlägern, die bei ihren Angriffen in Bad Kissingen weitere Hinweise geliefert hatten. So hatte sich das Tatopfer das Kennzeichen des bei der zweiten Tat verwendeten Pritschenwagens gemerkt. Bei allen wurden die Wohnungen durchsucht, seit März sitzen sie in Untersuchungshaft.

Video vom Planungstreffen

Den beiden jungen Tätern wird besonders schwerer Raub und gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt, dem 33-Jährigen Anstiftung zum besonders schweren Raub und gefährliche Körperverletzung sowie Beihilfe zur versuchten Nötigung. Der 60-Jährige hat sich wegen Anstiftung zum besonders schweren Raub und gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen sowie versuchter Nötigung in drei Fällen zu verantworten. Von einem Treffen mutmaßlich zur Tatvorbereitung zwischen dem 60-Jährigen und dem 33-Jährigen in einem Hotel in Dettelbach gibt es Videoaufnahmen.

Der Rechtsmediziner von der Uni Würzburg berichtete nun am zweiten Verhandlungstag von mindestens zehn Gewalteinwirkungen gegen Kopf und Körper des Opfers bei der Attacke vor der Kissinger Bäckerei. "Abstrakt" sei solche Gewalt gegen den Kopf lebensgefährlich, konkret habe keine Lebensgefahr bestanden.

Die beiden jungen Angeklagten beschuldigten sich nun gegenseitig, das Handy des Opfers mitgenommen und zerstört zu haben. Der 60-Jährige will seinen Sohn in den Zeugenstand schicken. Dabei wird wohl besonders die Frage interessieren, wer die widerwärtigen Drohbriefe auf dem Betriebs-PC verfasst und eingetütet hat. Der Prozess wird am 29. September fortgesetzt, dann soll auch ein Urteil fallen.

 
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