
Poetische Titel, geschliffene Sprache, Spannung – und dazu das große Rätselraten, wer denn wohl das Vorbild für eine der Figuren ist: Das ist das Erfolgsgeheimnis der Schweinfurt-Krimis von Lothar Reichel. Im Mittelpunkt steht der real existierende Schweinfurter Radiomoderator Christian "Blacky" Schwarz, der in den Krimis ein zweites Leben als Detektiv führt.
Der Rest der Figuren basiert auf Schweinfurter Persönlichkeiten, Freunden und Bekannten. Wer sich oder ein Familienmitglied erkennt und ein bisschen erschrickt, weil die Figur ziemlich unsympathisch daherkommt, kann aber erleichtert sein. "Die Personen, die ich mag, mache ich absichtlich unsympathisch", sagt Reichel. Diese Ironie gefalle ihm.
2011 hat Lothar Reichel Blacky das erste Mal ermitteln lassen, im Buch "Kindertotenlieder". Im zehnten Band "Mondscheinsonate", der jetzt erscheint, gibt er sozusagen seine Abschiedsvorstellung. Vor fünf Jahren ist "Rauhnachtgrauen", der neunte Band der Reihe erschienen. Blacky bekommt es dabei mit der Russenmafia zu tun und lernt einige Abgründe seiner Heimatstadt kennen.
"Wann kommt der nächste Krimi?" "Wie geht es weiter?", wurde Lothar Reichel seitdem oft gefragt. Irgendwie hat es aus verschiedenen Gründen nicht so geklappt mit dem Schreiben, sagt Lothar Reichel. "Einen zehnten Band muss ich noch schreiben", war ihm aber immer klar. Warum? "Ich bin den Leuten noch was schuldig", sagt der Autor und Buchliebhaber. "Es gibt noch ein paar offene Fäden", sagt er. Diese losen Enden sollen jetzt zusammengefügt werden.

Weltberühmter Pianist wird im Schweinfurter Theater ermordet
Worum geht's im Krimi "Mondscheinsonate?" Im Schweinfurter Theater wird der weltberühmte Pianist Swjatoslav G. Langowitz ermordet aufgefunden. Die Umstände sind seltsam. Genauso wie die Frage, warum der Weltstar eigentlich immer in Schweinfurt spielt. Theaterleiter Tristan Krapf glaubt, es liege an ihm. Stimmt allerdings nicht. Aber der Leser wird erfahren, welche Geheimnisse der Pianist hat, was ihn mit Schweinfurt verbindet. Nur warum er genau sterben muss, lässt Reichel offen. Die Leserinnen und Leser dürfen ihre eigenen Schlüsse ziehen.
"Theater als Tatort, das wollte ich schon immer mal", sagt Lothar Reichel, der gerne ins Theater geht. Im Gegensatz zu seinem Helden Blacky. Der muss erst mal dazu überredet werden. Und kriegt gleich einen Mord serviert.
Polizistin Linda Morata ist die neue Heldin
Warum geht die Reihe mit Held Blacky nicht weiter? Reichel hat dafür sehr praktische Gründe. Nicht ohne Grund seien die meisten Ermittler in Krimis Polizisten. Die sind nicht auf Glück angewiesen, um an Informationen zu kommen. Sie können offen ermitteln, Berichte einsehen. "Zehn Bände habe ich mich mit einem Privatermittler herumgeschlagen", sagt er. Damit soll jetzt Schluss sein.
Reichel will einen weiteren Schweinfurt-Krimi schreiben. Im Mittelpunkt die Polizistin Linda Morata. Vom alten Krimi-Personal bleibt wahrscheinlich Martha Grimm erhalten. Reichel ist sie in ihrer Miss-Marple-Art ans Herz gewachsen. Und was wird aus Blacky? Er geht nach Berlin. Für ihn und Polizistin Kerstin Weiß gibt es kein Happy End. Sie wird nach Würzburg versetzt.