Die Kellerführungen der Schweinfurter Sozialdemokraten, im Rahmen der so genannten EkSPDitionen von Stadtrat Peter Hofmann initiiert und organisiert, erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. 180 Teilnehmer hatte die jüngste Führung durch drei Schweinfurter Keller. Bei der Führung im April kamen 150. Laut einer Pressemitteilung der SPD gab es fast 600 Anmeldungen, weswegen man nun den zweiten Termin anbot.
Station eins, durch die Peter Hofmann, Jürgen Eusemann, Bernhard Schilling und Johannes Rösch führten, war der Keller des Anwesens Am Zeughaus 30 unter der Gaststätte am Sudhaus. Erläutert wurde das Entstehen der Ansiedlung Bauerngasse, wo sich nach 1437 im Wesentlichen Bauern aus der Siedlung Hilpersdorf niederließen, ein Dorf, das im südlichen Bereich der heutigen Bellevue lag.
Interessant ist der zweistöckige Gewölbekellerbereich, vermutlich aus dem 17. Jahrhundert, vor allem auch aufgrund seiner Funktion als Luftschutzkeller im Zweiten Weltkrieg. 150 Personen fanden hier Schutz vor dem Bombenhagel, was an der noch an der Wand vorhandenen Nummerierung nachvollzogen werden kann. Zwei der Notausgänge wurden bei einem Angriff verschüttet. Die Eigentümerin des Hauses musste als Kind durch einen Schacht in der Neuen Gasse, wohin der große Keller führt, herausgezogen werden, so Hofmann.
In der Stadtapotheke gab es auch interessantes Inventar zu sehen
Danach ging es zur altehrwürdigen Stadtapotheke, wo auch Apothekerin Elisabeth Faustmann begleitete. Die beiden Keller der Apotheke mit getrennten Eingängen dürften aus der Bauzeit des Rathauses stammen, als die heutige Apotheke ebenfalls neu erbaut wurde, ein Keller könnte älter sein. Dies wird sicher noch im Rahmen der von der SPD im Stadtrat durchgesetzten Kellererforschung geklärt werden können, heißt es in der Pressemitteilung.
Interessant ist auch das Kellerinventar, das die Vergangenheit der Apotheke erleben lässt. Ein im Keller vorhandener Brunnen ist heute zwar erhalten, jedoch ohne Funktion. Alte Kellerzugänge zum Rathaus sind heute zugemauert.
Ein Gang aus der Metzgergasse bis hinter den heutigen Stadtstrand
Begeistert hat die Teilnehmer auch der große Keller des herrschaftlichen Anwesens in der Metzgergasse 14, in dem für Schweinfurt historisch wichtige Familien wie Senf, Rüffer und Fehr einst ihre Wohnstätte hatten. Von diesem großen Keller ging ein Gang zunächst zur einstigen Brauerei Herzog, nördlich des heutigen Stadtstrandes, der noch nach dem Krieg begehbar war, wie das Ehepaar Neukam berichtete, das als Eigentümer des Anwesens die Führungen begleitete. Heute ist der Gang nach wenigen Metern vermauert. Erzählungen zufolge soll der Gang einst unter dem Main nach Sennfeld geführt haben, was jedoch durch nichts belegt werden kann, so Peter Hofmann.
Mit dieser seit fünf Jahren bestehenden Veranstaltungsreihe geht es der SPD nach eigener Aussage darum, die Identifizierung mit der eigenen Stadt und ihrer Geschichte zu fördern, aber auch Sensibilität zu schaffen für den Umgang mit den Bauwerken der Geschichte Schweinfurts. "Der Krieg hat vieles zerstört! Lasst uns das bewahren, was heute noch vorhanden ist", so Peter Hofmann.
Viele Teilnehmer wünschten sich mehr solcher Führungen. Eine weitere Kellerführung mit anderen Schwerpunkten ist für Februar 2020 geplant, worauf in den Medien rechtzeitig hingewiesen wird. Anfragen sind an das SPD-Büro Schweinfurt zu richten.