Rund 500 Bürger aus der Stadt und dem Landkreis haben durch ihre Teilnahme an einer Veranstaltung von „Schweinfurt ist bunt“ am Samstagvormittag einmal mehr eindrucksvoll gezeigt, dass die große Mehrheit der Menschen in Schweinfurt und der Region ausländerfeindliche Hetze ablehnt, aber Flüchtlinge willkommen heißt.
Anlass der 90-minütigen Veranstaltung unter dem Motto „Asyl ist Menschenrecht“ auf dem Georg-Wichtermann-Platz war die zeitgleich angemeldete Anti-Asyl-Kundgebung der fremdenfeindlichen Facebook-Seite „Schweinfurt wehrt sich“ in 300 Meter Entfernung auf dem Schillerplatz.
Angemeldet worden war sie von einem NPD-Aktivisten. Dort hatten sich rund 35 Rechte versammelt, denen sich anfangs 60 großteils junge Gegendemonstranten mit „Refugees welcome“-Plakaten entgegenstellten. Starke Polizeikräfte verhinderten einen Kontakt der sich verbal provozierenden Gruppen.
Nach Beendigung der Kundgebung des bunten Bündnisses gegen 11.20 Uhr machten sich allerdings zirka 300 der dortigen Zuhörer auf den Weg zum Schillerplatz. Den beiden Rednern der Anti-Asyl-Gruppe begegneten die Gegendemonstranten mit Nazi-Raus-Rufen, Pfiffen und anderer kreativer Lautstärke.
Junge Leute forderten etwa die passierenden Autofahrer in der Rüfferstraße mit hochgehaltenen Schildern auf, „gegen Nazis zu hupen“, was weitgehend befolgt wurde.
Frank Firsching, Sprecher des bunten Bündnisses für Toleranz und Demokratie freute sich über die trotz des miserablen Wetters große Resonanz in einer „weltoffenen Stadt“. Wohin Rassismus führe, habe das Attentat in Ankara gezeigt.
Für die über 100 Opfer bat er um eine Schweigeminute. Unter den Demonstranten war viel Prominenz auszumachen, etwa die SPD-Europaabgeordnete Kerstin Westphal, der frühere IG-Metallchef Bayerns Werner Neugebauer und Landrat Florian Töpper (SPD).
Schweinfurts Bürgermeisterin Sorya Lippert (CSU) drückte ihre Hoffnung aus, dass die breite Unterstützung der Bevölkerung für die Flüchtlinge anhält. Sich wünsche sich „lieber Luftballons statt Glatzen“. Weitere Redner waren Burkard Krapf vom bunten Stammheimer Bündnis, Schweinfurts evangelischer Dekan Oliver Bruckmann, Barbara Resch von der IG Metall und die Vorsitzende des Integrationsbeirats der Stadt, Olga Baluyev. Alle sahen ihren Auftritt als Solidarität mit den Flüchtlingen und ein Zeichen gegen „den braunen Mob“, „Hass auf die Straße tragen“ und „rassistische Parolen hinausposaunen“.
Hauptredner Burkard Hose beschäftigte sich nur 30 Sekunden mit der Anti-Asyl-Gruppe, weil alles andere „verschwendete Zeit wäre“. Der katholische Hochschulpfarrer, der wie das bunte Schweinfurter Bündnis Träger des Würzburger Friedenspreises ist, sprach vielmehr vom „neuen Wir“, das – wenn auch manchmal bis an die Grenzen der eigenen Kräfte – „Menschen willkommen heißt“.
Das neue Wir in unserem Land brauche keine düsteren Unheilspropheten und Angstmacher, sondern „helle Visionäre mit Herz und Verstand und Ermutiger“. Er wolle in einer Gesellschaft leben, die Geflüchtete „nicht als Problem behandelt, sondern als Menschen“.
Die Anti-Asyl-Kundgebung endete ebenfalls nach einer guten Stunde gegen 12.20 Uhr. Nennenswerte Zwischenfälle gab es nicht.