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Schweinfurt
Schweinfurter Unternehmerin Anna Meusert:  Frauen, traut Euch und macht den Meisterbrief im Handwerk!
Frauen sind im Handwerk eine Minderheit - und nur wenige machen die Meisterprüfung. Die Chefin der Planen Wehner GmbH sieht das kritisch. Was die Schweinfurterin fordert.
Will mehr Vorbilder im Handwerk - und Zuspruch für Frauen, den Meisterbrief zu machen: Anna Meusert, Chefin der Planen Wehner GmbH in Schweinfurt.
Foto: Thomas Obermeier | Will mehr Vorbilder im Handwerk - und Zuspruch für Frauen, den Meisterbrief zu machen: Anna Meusert, Chefin der Planen Wehner GmbH in Schweinfurt.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 04.08.2024 02:39 Uhr

"Meisterprüfungen im Handwerk – wo bleiben die Ladys?": Mit dieser kritischen Frage hat die Schweinfurter Unternehmerin Anna Meusert gerade im Internetnetzwerk LinkedIn auf sich aufmerksam gemacht.

Die 30-jährige Chefin der Planen Wehner GmbH wirft damit ein Licht auf die Rolle von Frauen im Handwerk. Ihr Credo: Das Handwerk braucht Frauen unbedingt.

Meusert übernahm die Leitung des Betriebs 2019 nach dem Tod ihres Vaters. Das Unternehmen ist dem Handel und dem Handwerk zugeordnet, hat 15 Beschäftigte und machte zuletzt einen Jahresumsatz von einer Million Euro.

Im Interview skizziert die gelernte Bankerin, was besser werden sollte.

In Unterfranken ist im Handwerk jeder sechste Lehrling eine Frau. Für Sie zu wenig?

Anna Meusert: Immerhin ist jeder sechste Lehrling eine Frau. Das ist erst mal gut. Was mich vielmehr verwundert, ist, dass bei den Meisterprüfungen neulich an der Handwerkskammer für Unterfranken nur 44 Frauen angetreten sind. Da stellt sich die Frage: Warum schaffen wir es zwar, die Frauenquote bei den Lehrlingen zu erhöhen – aber dann nehmen viele Handwerkerinnen den Weg zur Meisterprüfung nicht wahr?

Es waren 489 Absolventinnen und Absolventen bei den Meisterprüfungen insgesamt. Was muss passieren, damit sich an der Quote etwas ändert?

Meusert: Wir brauchen mehr Vorbilder, die den jungen Frauen Mut zusprechen, den Weg zum Meisterbrief zu gehen. Die Berufsschulen und Handwerkskammern sollten außerdem auf die neuen Gesellinnen zugehen und sie ermutigen, die Meisterprüfung zu machen. Die jungen Handwerkerinnen müssen an ihre Zukunft glauben. Gerade, wenn sie eine Familie gründen und Kinder haben wollen. Beim Wiedereinstieg in den Beruf sind Handwerkerinnen mit einem Meisterbrief in einer besseren Situation als ohne. Die Betriebe und die Handwerkskammern sollten noch mehr zeigen, wie man einen Meistertitel schaffen kann.

Hätte es Ihr eigener Berufsweg mit sich gebracht, hätten Sie dann einen Meisterbrief gemacht?

Meusert: Ja. Nach meinem Bachelor-Studium war aber klar, dass ich noch das Masterstudium in Finance dranhänge. Das nutzt mir jetzt im Unternehmen auf jeden Fall etwas. Das Motto "Lust am Lernen" hat sich bei mir eingebrannt. Deswegen: Hätte ich damals nicht den Weg des Studiums gewählt, dann hätte ich nach einer Ausbildung im Handwerk auf jeden Fall noch Weiterbildungen gemacht.

Wirbt für gemischte Teams im Handwerk: Jungunternehmerin Anna Meusert.
Foto: Thomas Obermeier | Wirbt für gemischte Teams im Handwerk: Jungunternehmerin Anna Meusert.
Folgende Szene: Die Chefin eines Handwerksbetriebes ist mit ein paar Kollegen auf einer Baustelle unterwegs. Es soll vorkommen, dass der Kunde oder Architekt an ihr vorbeischaut und fragt, wer denn hier der Chef sei. Kennen Sie das?

Meusert: Diese Situation habe ich schon oft erlebt. Das ist allgegenwärtig.

Und wie gehen Sie damit um?

Meusert: Ich stelle dann klar, dass ich die Chefin bin. Oft stehe ich da aber auch drüber, solange es nichts zur Sache tut.

Was machen Handwerkerinnen anders als Handwerker – vor allem, wenn sie den Meisterbrief haben und Verantwortung im Betrieb tragen?

Meusert: Gerade für das Teamgefüge ist es sehr gut, wenn die Belegschaft gemischt ist. Man geht vielleicht ein bisschen freundlicher miteinander um, es gibt neue Blickwinkel auf die Arbeit.

Sie sind als Unternehmerin intensiv in den sozialen Medien unterwegs. Müssen das Frauen mehr tun als Männer, um auf ihre beruflichen Errungenschaften oder Themen aufmerksam zu machen?

Meusert: Ja. Wichtig ist vor allem, dass Handwerkerinnen dort überhaupt sichtbar sind, um andere zu ermutigen. So nach dem Motto: Hey, Ihr seid nicht allein. Das ist auch der Grund, warum ich mich entschieden habe, als Jungunternehmerin in Social Media sichtbar zu sein.

 
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  • Walter Seubert
    Bachelor, Master, Meister, das ist auch alles eine Frage des Geldes und man muss sich das alles erst mal leisten können.
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  • Heike Petzolt
    Das ist heute nicht mehr der Fall. Die Förderung liegt bei fast bei 100%. Die Fahrzeugakademie der Handwerkskammer für Unterfranken hat ein anschauliches Zahlenbeispiel:
    https://www.fahrzeugakademie.de/artikel/ihre-investition-fuer-die-kfz-techniker-meisterschule-schwerpunkt-pkw-78,0,4581.html
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  • Sten Brodkorb
    Dem muss man wieder sprechen. Es machen immer mehr Jugendliche aus "normalem" Hause heutzutage die genannten Abschlüsse. Mit der staatlichen Unterstützung und evtl. einen Nebenjob ist dies problemlos möglich.
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  • Matthias Braun
    In erster Linie ist es eine Frage der inneren Einstellung, wer sich weiterbilden möchte und die dazu nötige Einstellung hat , der schafft das auch. Es gibt Fördermöglichkeiten für diejenigen die Unterstützung benötigen. Hier ein Beispiel:

    https://www.aufstiegs-bafoeg.de/aufstiegsbafoeg/de/ihr-weg-zur-foerderung/antragsformulare/antragsformulare_node
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