zurück
Schweinfurt
Schweinfurter Theaterleiter-Skandal: Warum diese Redaktion keine Namen nennt
Der Skandal um den wegen Untreue verurteilten früheren Theaterleiter in Schweinfurt hat viele Facetten. Wie diese Redaktion recherchierte und worauf sie Wert legt.
Das Schweinfurter Theater ist derzeit wegen der anstehenden Generalsanierung geschlossen und eröffnet erst im Herbst 2024 wieder. Ein neuer Theaterleiter ist gefunden, er beginnt im Februar 2022.
Foto: Josef Lamber | Das Schweinfurter Theater ist derzeit wegen der anstehenden Generalsanierung geschlossen und eröffnet erst im Herbst 2024 wieder. Ein neuer Theaterleiter ist gefunden, er beginnt im Februar 2022.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:38 Uhr

Schweinfurt ist zwar mit gut 54 000 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Unterfranken. Dennoch ist es in mancher Hinsicht ein Dorf, vor allem wenn es um kritische Themen in der Verwaltung oder der Kommunalpolitik geht. In dem seit Sommer 2020 öffentlich diskutierten Fall um den inzwischen rechtsgültig wegen Untreue verurteilten früheren Theater- und Kulturamtsleiter kennen natürlich zahlreiche Menschen die konkrete Person und ihren Namen. Diese Tatsache führt jedoch nicht notwendigerweise dazu, dass eine identifizierende Berichterstattung mit Namensnennung geboten ist.

Das gleiche gilt nun auch für die Einstellung des Verfahrens gegen eine weitere Führungskraft in der Verwaltung. In Paragraph 11 der journalistischen Leitlinien der Mediengruppe Main-Post steht: "Die  Journalisten der Publikationen der Mediengruppe Main-Post achten das Privatleben und die Intimsphäre der Menschen und wägen sie jeweils gegen das Interesse der Öffentlichkeit an einer Berichterstattung sorgfältig ab."

Unschuldsvermutung bis zur Verurteilung durch ein Gericht

Die Wahrung der Privatsphäre war auch in der Berichterstattung in diesem Fall, der in der Wälzlagerstadt am Main für Aufregung gesorgt hat, das Gebot - insbesondere als die Staatsanwaltschaft noch ermittelte und die Unschuldsvermutung galt. 

Die Recherche geht mittlerweile über eineinhalb Jahre. Es gab viele, teils stundenlange vertrauliche Gespräche, Einsicht in Dokumente. Und es gilt wie bei allen Recherchen der Main-Post-Journalisten das "Vier-Augen-Prinzip". Außerdem gibt es für jeden Sachverhalt mehrere Quellen, die diesen belegen.

Verpflichtung zur Fairness und Augenmaß

"Unabhängiger, kritischer Journalismus beruht auf Freiheit und Verantwortung. (...) Die Verantwortung, die sich daraus ergibt, bedeutet auch die Verpflichtung zu Fairness und zum Augenmaß", heißt es in der Präambel der Main-Post-Leitlinien. Dieses Augenmaß betrifft auch die Namensnennung. Eine identifizierende Berichterstattung über die Betroffenen wäre im Internet auf Jahre hin zu finden, auch wenn sich die Vorwürfe unter Umständen als falsch erwiesen hätten. Dieser möglichen Stigmatisierung und Prangerwirkung muss man gerade als Journalist gewahr sein.

Zu rechtfertigen ist eine Namensnennung laut Urteil des Bundesgerichtshofs auch nur dann, wenn es sich um eine Kapitalstraftat handelt. Die dem früheren Theaterleiter und der Führungskraft gemachten strafrechtlichen Vorwürfe gehören nicht in diese Kategorie.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Oliver Schikora
Berichterstattung
Redaktion
Skandale und Affären
Theaterintendanten
Unterschlagung und Veruntreuung
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • G. B.
    Ich verweise einfach einmal auf einen anderen Mainpost-Artikel.
    https://www.mainpost.de/ueberregional/kulturwelt/kultur/generalsanierung-das-theater-schweinfurt-bleibt-bis-2024-zu-art-10569455
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. S.
    @Gert-raud:
    manches Mal kann man die Main-Post nicht verstehen. Da erscheint ein großer Artikel mit Rechtfertigungen und Erklärungen weshalb man keine Namen nennt. Gleichzeitig aber wird ihr Kommentar veröffentlicht. Ich finde das nicht schlimm, gleichzeitg kann ich mir das aber auch nicht erklären.

    Lächerlich ist v.a., dass ja eigentlich jeder mit einem IQ über 80 den Namen innerhalb weniger Sekunden per Google oder Mainpostsuche rausfinden kann. Wer hier nach Namen fragt stellt daher v.a. seine fehlende Medienkompetenz zur Schau.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. B.
    Wer die Öffentlichkeit betrügt gehört auch öffentlich gerügt. Und wenn es sich um öffentliche Führungskräfte handelt, die bei Positiv-Terminen regelmäßig in der Zeitung abgedruckt sind, müssen sie meiner Meinung nach auch negative Berichterstattung über ihre Person hinnehmen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. F.
    Wenn keine Vorwürfe hinsichtlich schwerwiegender Straftaten im Raum standen: warum dann überhaupt diese für die Betroffenen sicher schwer zu ertragende Art der Berichterstattung? Da fragt man sich schon, welche Ziele in Wirklichkeit dahinterstecken.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. D.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten