Die Eröffnung des Schweinfurter Kunstkaufhauses begann mit einem – zum Glück nur kleinen - Scherbenhaufen: "Es hat gerade geklirrt", stellte Ingo Schäfer als Sprecher des KulturPackts fest. Nachdem keine Kunst, sondern nur ein Glas zerstört wurde, deutete er es als gutes Omen: "Scherben bringen Glück."
Bis einschließlich 1. Dezember hat die regionale Kunstwelt wieder Gelegenheit, sich am Markt zu behaupten, im Alten Rathaus der Stadt. Als Quartier fürs Kunstkaufhaus Nr. 8 hätte es in diesem Jahr einige Leerstände in der Stadt gegeben, von der Galeria Kaufhof bis zu manch geschlossenem Laden. Mit dem temporären Einzug hat es dort nicht geklappt.
Kurz entschlossen ist die Kulturszene zum Renaissance-Prachtbau zurückgekehrt. Im Alten Rathaus wurde zuletzt 2014 zum "Bummeln, Schauen, Kunst-Shoppen" eingeladen, wie es im Flyer heißt. Im "bunten Warenhaus der Kunst" sei für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas dabei, warb Schäfer: Skulpturen, Abstraktes, Stillleben, Porträts und weitere Gemälde, sei es in Postkartengröße oder XXL. Rund 30 Kunstschaffende, aus dem Steigerwald ebenso wie dem Raum Schweinfurt oder Würzburg, stellen aus. Hunderte Werke gibt es zu erwerben. Die Besucher dürfen sie bei Gefallen mitnehmen und am Ausgang zahlen.
Matteo Amadori und Jonas Stühler, preisgekrönte Gitarristen der Musikschule, übernahmen den Auftakt. Es gibt Unterstützung von Stadt und Sparkasse, das Kulturforum hat zusätzliche Stellwände bereitgestellt. Bei der Eröffnung mit dabei: Gerald J. Günther als Geschäftsführer des KulturPackts.
Künstlerkollektive wie das ART-Team sind mit von der Partie
Künstlerkollektive wie das ART-Team sind ebenso mit von der Partie wie Nordland-Autorin Monika Tinkl oder Strohflechterin Mélanie Richet. Steinbildhauer Manfred Reinhart aus Untersteinbach hat in Florenz und Carrara studiert, Hochburgen der Marmorkunst.
Krisenzeiten gelten als Blütezeiten der Kunst – so es denn, wie einst in Firenze, Mäzene und Förderer gibt. Im Gespräch stellt sich heraus, dass schon die Materialien eines Kunstschaffenden nicht so ganz unpolitisch sind. Brunhild Schwertner, Schöpferin farbintensiver Landschaften, hat festgestellt, dass die Farbe Kobaltblau selten geworden ist: Kobalt stammt zu großen Teilen aus Minen im Kongo, wird für Millionen Digitalgeräte benötigt – und oft in Kinderarbeit abgebaut. Entsprechend begehrt ist Blau aus ethisch einwandfreier Produktion. Auch afghanischer Lapislazuli, früher Lieferant fürs "Ultramarin", oder sibirische Wieselfell-Pinsel waren schon Konfliktstoff. Im Saal lässt sich die Farbenpracht guten Gewissens genießen. Die Impressionistin hat Schneeverwehungen ebenso verewigt wie die "Industrie & Kunst"-Metropole Schweinfurt im Morgenlicht.
Am seidenen Faden bewegt Christoph Mayer. Der Würzburger Bildhauer legt Marionettenfiguren auf die Couch des Psychiaters, auch im Film. Jorge Humberto Tapia Perez beschäftigt sich, als Maler und Neurochirurg, mit dem typischen Lebensgefühl seines Herkunftslands Mexiko, einer lächelnden Einstellung zu Tod und Vergehen. Der Festtag "Dia de Muertos", der "Tag der Toten", nachdem seine Bilderreihe benannt ist: Er hat es schon mal zu einem Auftritt beim (auch nicht mehr unsterblichen) 007 gebracht.
Eulen nach Schweinfurt trägt Acrylkünstlerin Silvis, mit besonderem Faible für Tiermotive. "Lukululu" steuert fantasievoll bemaltes Porzellan bei: Auf einem Teller greift Rotkäppchen zur Knarre. Mit der Würzburger Malerin Edita Sarukhanyan ist auch ihr Herkunftsland Georgien vertreten.
Livemusik gibt es ebenfalls mit dem CD-Label "Schräg & Schön", alias Günter Horn und Lorenz Schmidt, die nochmals am Samstag, 30. November, auftreten, ab 12 Uhr. Beim Konzert zum Ladenschluss, Sonntag, 1. Dezember, 16 Uhr, werden die Gitarrenkünstler durch Flötist Jörg Wiedersich unterstützt. Geöffnet hat das Kunstkaufhaus werktags von 13 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr.