Die Nachricht ist eine gute Nachricht und war so nicht zu erwarten. Frank Seger vom Hotel- und Gaststättenverband Schweinfurt und Christoph Schmitz, Geschäftsleiter der Schweinfurter Tourist-Information, kennen keinen einzigen Fall einer durch die Corona-Pandemie bedingten Schließung im Gaststätten- und Übernachtungsgewerbe von Stadt und Landkreis Schweinfurt. Groß ist bei beiden die Hoffnung auf halbwegs normale Geschäfte im Juli, August und September – und vor allem im kommenden Jahr.
Die Regeln gelten bis zur Landkreisgrenze
"Es geht wieder was", sagt im Gespräch mit dieser Redaktion Christoph Schmitz und meint damit nicht nur die Öffnung der Tourist-Info im Schweinfurter Rathaus seit Anfang Juni. Da die Inzidenz für Stadt und Landkreis nicht mehr dreistellig ist, seien Hotels und Ferienwohnungen für Juli, August und September "halbwegs ordentlich" nachgefragt. Wichtig sei nun, dass die Stadt unter die 50er-Marke rutsche und bleibe und das Verwirrspiel durch unterschiedliche Regeln in Stadt und Landkreis ein Ende habe. Am Beispiel des Maintalradwanderwegs verweist Schmitz auf die für den Touristen verwirrende Situationen. Dieser werde abgeschreckt, wenn an jeder Landkreisgrenze zuerst zu prüfen sei, was geht, was zu unterlassen ist.
Ein Wert über 50 hatte beispielsweise dafür gesorgt, dass in den Beherbergungsbetrieben und auf Camping- sowie auf den Stellplätzen für Wohnmobile in der Stadt nicht nur beim Einchecken ein negativer Test (oder vollständige Impfung, überwundene Erkrankung) vorzulegen war, sondern alle 48 Stunden erneut getestet werden musste – im Landkreis (unter 50) jedoch nicht.
Private Vermieter sind abgesprungen
Nachgefragt sind die Unterkünfte in der Region derzeit häufig von Wanderern und Radlern, von denen etliche private Vermieter bevorzugen. Hier seien Betriebe abgesprungen, hätten sich wohl für eine andere Nutzung wie etwa eine langfristige Vermietung entscheiden, so Schmitz. Probleme, geöffnete Gasthäuser zu finden, hat die Tourist-Information nicht notiert. Bekannt ist dagegen die Suche der Wirte nach Personal für Küche und Service, da etliche Mitarbeiter in andere Branchen abgewandert seien. Doch wenn die Lage stabil bleibe und Wirte wie Hoteliers wieder planen könnten, werde sich auch die Personalsituation entspannen, so Schmitz.
Für die sieben Beschäftigten der Tourist-Information (mehrfach Teilzeit) ging in den vergangenen Monaten die Arbeit nicht aus. Telefonisch war man erreichbar. Nach Absprache gab es Termine. Gearbeitet wurde jedoch vor allem am digitalen Auftritt samt Service der Urlaubsregion. Mit "Kunst und Kultur" soll der Tourismus in Schweinfurt Stadt und Land ein weiteres Standbein erhalten, auch weil man mit Rückgängen bei den Geschäftsreisenden rechnet: als Folge der durch die Pandemie beschleunigten Digitalisierung in diesem Bereich.
Beratung über das Internet
Mit komoot (Netzwerk für Outdoor-Aktivitäten, Routenplaner, Tourenverzeichnis und Navigations-App) hat die Tourist-Info einen Partner, der den Erlebnisurlaub in und um Schweinfurt unter die Leute bringt. Weitere Schwerpunkte bei der Werbung für die Region sind die Themenbereiche Kultur, Wein und Genuss, wobei aktuell keine großen (Wein-)Feste, sondern Veranstaltungen für kleinere Gruppen wie etwa das Wandern oder die Verkostung im Weinberg im Mittelpunkt stehen.
Auf sich warten lässt die Nachfrage beim Städtetourismus. Gut gefragt sind dagegen die Stadtführungen (mit 20 statt 25 Personen) und auch die vier E-Bikes, die in den vergangenen Wochen weniger von Touristen, mehrheitlich von den Einheimischen gebucht wurden.
Aus dem Dornröschenschlaf erwacht
Lange musste die Gastronomie auf das Ende des "Dornröschenschlafs" warten. Und so war das Hochfahren von Null in Richtung 100 "nicht einfach", sagt Frank Seger ("Chumbos" am Obertor) vom Hotel- und Gaststättenverband. Den Kontakt zum Personal hätten er und Kollegen vielfach gehalten und auch in Sachen Kurzarbeit beraten, doch die "Frage aller Fragen" nach der Wiedereröffnung habe man sehr, sehr lange nicht beantworten können. Dass sich gerade die Vollzeitkräfte (ohne das übliche Gehalt und ohne Trinkgeld) nach beruflichen Alternativen umgeschaut hätten, sei nachvollziehbar. Jetzt müsse alles erst wieder anlaufen und Routine in den Arbeitsalltag kommen, sagt der Gastwirt.