
Dass die Schweinfurter durchaus großes Interesse an den alten Bildern ihrer Stadt haben, war Peter Hofmann schon bewusst. Vor acht Jahren hat der Rechtsanwalt und Stadtrat begonnen, historische Aufnahmen auf seiner Internetseite schweinfurtführer.de zu sammeln und zu zeigen. Die Seite wurde ein großer Erfolg, Hofmann bekommt immer wieder private Fotosammlungen oder Alben angeboten, die jemand irgendwo bei der Familie entdeckt. Über 10 000 Bilder sind auf der Seite zu sehen.
Doch dass er binnen eines Jahres schon den zweiten dicken Wälzer aus der Reihe "Schweinfurt im Wandel" mit 240 Seiten in gebundener Ausgabe vorlegt und der erste Band mit mehr als 1000 Exemplaren Startauflage fast ausverkauft ist, hätte er dann doch nicht gedacht. Er freue sich, dass so viele junge Schweinfurter sich für die Geschichte ihrer Stadt interessierten, erklärt Hofmann: "Aus der Vergangenheit für heute und die Zukunft lernen."

Über 200 Fotografien sind in dem neuen Band zu sehen, Schwerpunkte sind die Bereiche Keßlergasse, Wichtermann-Platz, Roßmarkt, Manggasse, Zeughaus, Bauerngasse und Jägersbrunnen. Gerade der Bereich Roßmarkt und Jägersbrunnen ist ja seit Jahrzehnten mit der Sparkasse verbunden, die auch deswegen gerne als Sponsor ins Boot stieg wie die Gesellschaft Harmonie.
Foto der Revolutionsrede Fritz Soldmanns am Zeughausplatz 1918
Hofmann hat wieder Preziosen gefunden, die einzigartig sind. Auf Seite 162 findet sich ein Bild, das selbst Stadtarchivar Uwe Müller nicht kennt. Darauf zu sehen ist eine große Menschenmenge am Zeughausplatz, aus der eine Person herausragt: Fritz Soldmann. Der Schweinfurter Sozialdemokrat hält auf dem auf den 9. November 1918 datierten Bild die Revolutionsrede in der Kugellagerstadt. In Berlin hatte am gleichen Tag Philipp Scheidemann und in Bayern Kurt Eisner die Republik ausgerufen. Der Erste Weltkrieg war zwei Tage später vorbei.
Ein weiteres Dokument historischer Tragweite ist auf Seite 204 zu finden. Hofmann zeigt bewusst Bilder aus der Zeit des Nationalsozialismus und vor allem die Zerstörung der Stadt durch den Bombenkrieg, den das nationalsozialistische Terrorregime ausgelöst hatte. Auf den Fotos stehen Männer mit einem markanten Helm vor einem Haus in der Bauerngasse an, um sich in das so genannte "Kampfbuch der Nation" einzutragen.

Es dauerte eine Weile, bis Hofmann verifizieren konnte, was auf dem Bild genau zu sehen ist. Erst als er auf einer Verkaufsseite im Internet einen entsprechenden Helm fand, war klar, worum es auf dem Foto ging. Gerade die Recherche im Vorfeld, erzählt der begeisterte Stadthistoriker, sei aufwändig, aber wichtig, um die Fotos genau datieren zu können.
"Ich will vor allem Bilder zeigen, die man noch nicht kennt", sagt Hofmann. Das gelingt ihm ungemein gut, auch mit der kleinen Serie auf den Seiten 178 und 179, die zeigt, wie der Feuerwehrturm am Zeughaus eingelegt wurde. Das obere Geschoss kippt in der Luft.
Nachdem er im Frühjahr im ersten Band mit Rückertstraße, Marktplatz, Spitalstraße, Brückenstraße, Obere Straße und Kornmarkt loslegte, macht Hofmann jetzt erstmal eine kleine Pause. Der dritte Band ist zwar schon in Arbeit, kommt aber erst in gut einem Jahr heraus.
"Schweinfurt im Wandel der Zeit – Band 2", Hrsg. Workcafé Werbeagentur, erhältlich in den Schweinfurter Buchhandlungen. Preis: 26,90 Euro, ISBN: 978-3-9820759-2-1, 240 Seiten, Hardcover gebunden, Auflage 1300. Weitere Bilder finden sich unter www.schweinfurtfuehrer.de