Die gute Nachricht: Es wird wieder einiges geboten im Museum Georg Schäfer. Neue Ausstellungen sollen neue Blickwinkel eröffnen. Sie werden gute Bekannte näherbringen, aber auch die sozialen und technischen Umwälzungen im 19. und 20.Jahrhundert beleuchten. Und sogar einen Blick in die Zukunft werfen. Die schlechte Nachricht: Im Moment, Anfang Februar, ist nicht klar, wann und wie das Museum wieder öffnen kann. Aktuell ist bis 14. Februar geschlossen. Nur, die Erfahrung hat gezeigt: Lockdowns dauern in aller Regel länger als anfangs angekündigt.
Museumsleiter Wolf Eiermann ist optimistisch. Und hofft. Die Ausstellung mit Bildern von Karl Hagemeister war coronabedingt nur kurz zu sehen. Sie sollte von Oktober bis 21. Februar laufen. "Sie ist jetzt bis zum 25. April verlängert", sagt Eiermann. Länger geht nicht, die Leihgaben müssen wieder zurück. Schon beim ersten Lockdown hatte Eiermann die Arbeit im Museum mit einem Verschiebebahnhof verglichen.
„Ich bin nicht mehr Museumsleiter, sondern Stationsvorsteher eines Verschiebebahnhofs“, sagte er im Juni mit einer Mischung aus Heiterkeit, Verantwortungsbewusstsein und so etwas wie Galgenhumor. Damals waren die Museen gerade wieder offen. Jetzt sind sie wieder zu. Bahnhofsmitarbeiter-Qualitäten bleiben gefragt.
Wenn mehrere Museen eine Ausstellung gemeinsam ausrichten, kann nicht eines die Werke länger bei sich behalten als geplant. Lockdown hin oder her. Das leuchtet ein. Zumal Bilder oder Zeichnungen vielleicht schon wieder wo ganz anders sehnsüchtig erwartet werden. Das mache alles im Moment sehr kompliziert, sagt Eiermann. Aber auch Planen für die Zukunft sei nicht einfach. Kataloge müssen lange vor einer Ausstellung gedruckt sein. Ausschreibungen müssen gemacht, Museen um Leihgaben angefragt werden.
Dem Verschiebebahnhof ist auch eine Ausstellung zum Opfer gefallen, die im vergangenen Jahr zum 20-jährigen Bestehen des Museums geplant war. Titel: Rendezvous der Bilder. Es handelt sich um 22 Meisterwerke aus der Neuen Pinakothek München. Am 26. Juni ist jetzt die Eröffnung geplant.
Die Münchner Bilder, Kobells, Liebermanns, Leibls und Menzels, um nur einige zu nennen, werden zusammen mit ihren Schweinfurter "Kollegen" gemeinsam zu sehen sein. Das hat zur Folge, dass die Schweinfurter daher nicht unbedingt jeden Leihgabe-Wunsch eines anderen Hauses aus diesem Segment erfüllen können.
Vom 8. Mai bis 1. August wird es ungewöhnlich, bunt und spielerisch. Lothar Meggendorfer (1847 bis 1925) steht im Fokus. Blätter werden zu sehen sein, Kinderbücher, Ziehbilder. Ältere können sich sicher noch an diese Kinderbücher erinnern, bei denen man durch das Ziehen an einem Streifen Bewegung in eine Szene bringt. Die kleine und witzige Ausstellung richtet sich nicht nur an Kinder. Meggendorfer hat auch eine über drei Meter breite Zusammenstellung von Soldaten gezeichnet. Das passt gut zum Thema Gründung des Deutschen Kaiserreiches vor 150 Jahren, meint Eiermann. Die Kinder dürfen übrigens mit den Büchern spielen: "Es gibt Nachdrucke", sagt Karin Rhein, die zur Zeit unter anderem mit dem Thema Meggendorfer beschäftigt ist.
Hier ein Video über einen Rundgang durch die Hagemeister-Ausstellung im Museum Georg Schäfer mit Karin Rhein. Sie wurde bis 25. April verlängert.
Ein weiteres Mal verschoben wurde die Ausstellung "Esthetic Places. Idyllen in Franken, Thüringen und Sachsen". Wahrscheinlich kommt sie 2022. Fotos gehören auch in ein Museum mit Schwerpunkt 19./20. Jahrhundert, sagt Wolf Eiermann. Vom 3. Oktober bis 9. Januar 2022 möchte er die frühen Jahre der Fotografie zeigen. Die Ausstellung "Neue Wahrheit? Kleine Wunder!" stand auch ein bisschen auf dem Verschiebebahnhof. Die Fotografien gehören zu einer Privatsammlung, werden zum ersten Mal in ihrer Fülle ausgestellt. "Fotografie war ein weiterer Meilenstein in Richtung der Erfassung der Wirklichkeit", sagt Eiermann. Er glaubt, mit dieser Ausstellung auch Leute ansprechen zu können, die nicht unbedingt nur wegen Gemälden kommen würden. Hier gibt es Technik zu sehen, Zeitdokumente, Einblicke in die "launige Gesellschaft ihrer Zeit".
Besucher können zwar nicht kommen. Aber zu tun gibt es genug, sagt Eiermann. Forschen, recherchieren, Texte für geplante Ausstellungen und Kataloge schreiben zum Beispiel. Wolf Eiermann und Karin Rhein beschäftigen sich zur Zeit auch intensiv mit Max Slevogt. Er steht vom 13. März bis 19. Juni 2022 im Mittelpunkt einer Ausstellung.
Die Pause wurde auch für Veränderungen genutzt: Die Beschriftungen an den Bildern gibt es jetzt auch in englischer Sprache. Im Erdgeschoss wird ein Terminal installiert, auf dem sich die Besucher den Bestand ansehen können. Hier wird dann auch das Gästebuch elektronisch geführt. Sich handschriftlich in ein Buch einzutragen, geht aus Datenschutzgründen leider nicht mehr, sagt der Museumsleiter. Viele Besucher haben nämlich ihre Adresse dazu geschrieben, weil sie den Newsletter geschickt haben wollen.
Italien im MGS heißt eine neue Serie auf dem instagram-Kanal des Museums. Hilft auch bei Italiensehnsucht.
Da die Besucher nicht kommen können, kommt das Museum jetzt zu ihnen. Via Facebook und instagram zum Beispiel. Und auf Youtube. Das hilft auch gegen Fernweh.