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Schweinfurt
Schweinfurt: Seit 75 Jahren sorgt die Vhs für Wissen und Freude
1946 wurde die Volkshochschule Schweinfurt gegründet. Leiterin Jutta Cize erzählt, was lernen und lehren hier ausmacht. Und warum Vhs eine Frauensache ist.
Jutta Cize gehört seit 1986 zum Team der Volkshochschule Schweinfurt. Seit 2008 leitet sie die Volkshochschule.
Foto: Anand Anders | Jutta Cize gehört seit 1986 zum Team der Volkshochschule Schweinfurt. Seit 2008 leitet sie die Volkshochschule.
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 27.04.2023 11:41 Uhr

Etwas lernen, sich etwas Gutes tun, dabei auch noch Leute treffen, sich engagieren und den Horizont erweitern. Dafür stehen die Volkshochschulen mit ihrem Angebot von Italienisch für den Urlaub über Yoga und Kochen bis zu Meditation und PC-Kenntnissen. Und das Ganze in einem familiären und gleichzeitig qualitativ hochwertigen Rahmen, mit vertrauten Kursleiterinnen und Kursleitern.

"Die Bindung ist enorm wichtig", sagt die Schweinfurter Vhs-Leiterin Jutta Cize. "Das persönliche Miteinander ist das Rezept der Volkshochschulen. " Oder anders formuliert: Bildung, Beratung, Begegnung. 

Festschrift ging an die Stammkunden 

In Schweinfurt gibt es diese Bindung jetzt seit 75 Jahren. Als erste Nachkriegs-Volkshochschule in Unterfranken wurde die Schweinfurter Vhs 1946 gegründet. Das Jubiläum zu feiern ging coronabedingt aber nicht. Die "Stammkunden und Stammkursleitungen " bekamen aber vor einiger Zeit persönlich eine Festschrift geschickt, die die Geschichte der Vhs in Schweinfurt beschreibt, beide Seiten zu Wort kommen lässt. Lernende und Lehrende. Jutta Cize, die seit 1986 zum Team der Vhs gehört, freut sich über die "farbenfrohe und interessante Festschrift", für die sie viel positive Resonanz erhält. 

Sie hat bei ihren Recherchen dazu ein Zitat aus einer städtischen Festschrift aus dem Jahr 1954  gefunden, das die Rolle der Einrichtung gut zusammenfasst. "Der erste für das Kulturleben der Stadt Schweinfurt bedeutsame Schritt wurde im Herbst 1946 mit der Gründung der Volkshochschule getan." 

Seit 2009 sitzt die Vhs in der Schultesstraße in Schweinfurt
Foto: Lisa Marie Waschbusch | Seit 2009 sitzt die Vhs in der Schultesstraße in Schweinfurt

In 75 Jahren Volkhochschule hat sich einiges geändert.  Vor allem technisch. "Die Anschaffung unseres Verwaltungsprogramms vor 20 Jahren  war der größte Einschnitt", erzählt Jutta Cize. Bis die komplette Kursplanung am Computer gemacht wurde, musste alles per Hand und von unterschiedlichen Personen getätigt werden. Cize erinnert sich auch noch an Kurspläne, die mit Plastikkärtchen an der Wand eingeteilt wurden. "Das Programm hat die Abläufe logisch werden lassen, unheimlich viel Arbeit eingespart." 

In den Achtzigern waren Töpferkurse, Seidenmalerei, Koch-und Backkurse ein Trend, erinnert sich Jutta Cize. Jetzt liege der Fokus mehr auf Sprachen und Gesundheit, aber auch die Bereiche Kreativität und künstlerisches Gestalten kommen gut an, sagt Jutta Cize.  Oft kommen auch Vorschläge aus dem Kreis der Kursleitungen und Teilnehmenden, welchen Kurs die Vhs mal anbieten könnte.  Auch das gehört zum familiären und vertrauten Umgang miteinander. "Wir versuchen immer, was Sinn macht." 

Angebot der Sommer-Vhs ist gut angekommen

Was geblieben ist: Die Wertschätzung. Für das Angebot, für die Kursleiterinnen und Kursleiter und für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. "Man merkt, die  Leute genießen das", sagt sie. Als coronabedingt die Kurse ausfielen, haben sich Leute gemeldet und gefragt, wann es denn wohl weitergeht. "Die Kurse fehlen uns": Über solche Rückmeldungen haben sich Jutta Cize und ihr Team sehr gefreut. Wie auch über die knapp 1000 Anmeldungen für die Sommer-Vhs.

Frauen ganz klar in der Mehrheit 

Eine Konstante gibt es übrigens seit den Siebziger Jahren. Bei Kursleitungen und bei den Teilnehmenden sind die Frauen mit knapp 80 Prozent Anteil ganz klar in der Mehrheit. "Die Vhs-Erwachsenenbildung ist also weiblich", schreibt Jutta Cize in ihrem Vorwort zur Festschrift. Woran das liegt? Cize glaubt, dass Frauen eher erkennen, wenn sie etwas für ihre Entwicklung, Bildung oder Gesundheit tun sollten. Auch sei vielleicht der Mut und die Flexibilität Neues zu lernen eher das Ding von Frauen. Sie glaubt auch, dass die Bereitschaft von Frauen größer ist, sich zu engagieren für die Gesellschaft. Außerdem lasse sich die Lehrtätigkeit an einer Vhs gut mit Familie koordinieren.   

In den letzten zehn Jahren hat ein Bereich enorm zugenommen: Integration. Genauer Deutsch-Lehrgänge, Prüfungen und Einbürgerungstests. Dabei geht es nicht nur um Sprache. Sondern auch um "demokratische Grundwerte und die Funktionsweise unseres Zusammenlebens, ein weiterer wichtiger Schlüssel zur Teilhabe in unserer  Gesellschaft", schreibt Jutta Cize in ihrem Vorwort zur 75-Jahre-Festschrift.  

Umliegende Gemeinden seit Anfang an dabei

Seit Anfang an geht die Volkshochschule mit ihren Angeboten auch in die umliegenden Gemeinden. Auch war die kommunale Vernetzung immer wichtig, so waren zeitweise zum Beispiel Seniorenbüro, Ausländerbeirat oder Gründerinnenshop bei der Vhs angesiedelt.   

Jutta Cize glaubt,  dass sich für die Vhs auch positive Dinge aus Corona mitnehmen lassen. Nach der Zwangspause seien viele bewusster in die Kurse gegangen, haben sich bewusst gegen einen digitalen Unterricht und für das Lernen in Präsenz, in der Gemeinschaft entschieden. Vielen sei auch klar geworden, was ihnen fehlt, wenn an einem Tag zu einer bestimmten Uhrzeit plötzlich nicht mehr der Kurs stattfindet, in dem man schon seit Jahren ist. Vielen sei klar geworden, wie wichtig es ist, kreativ zu sein, etwas zur Entspannung zu machen oder regelmäßig zu lernen. Und auch die Möglichkeit, den Kontakt wenigstens online zu halten, hätten viele geschätzt. 

Die 75 Jahre hätten Jutta Cize und das Team schon sehr, sehr gerne richtig groß gefeiert. Aber niemand lässt den Kopf hängen deswegen. In fünf Jahren wird dann halt groß das 80-jährige Bestehen gefeiert. So lange ist bestimmt auch noch ein Zitat von Loriot gültig, das Jutta Cize leicht abgewandelt hat: "Ein Leben ohne Volkshochschule ist möglich, aber sinnlos." Das gilt wohl auch für sie persönlich: "Die Arbeit als Volkshochschul-Leiterin ist sehr erfüllend", sagt sie. 

 
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