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Schweinfurt
Schweinfurt ist erneut Blitz-Hauptstadt
Wo sich das Seeklima und das Kontinentalklima treffen, leuchtet es häufiger als sonst irgendwo zwischen Flensburg und dem Alpen.
Ein Blitz trifft den Kirchturm von St. Kilian in Schweinfurt.
Foto: Laszlo Ruppert | Ein Blitz trifft den Kirchturm von St. Kilian in Schweinfurt.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 27.04.2023 08:33 Uhr

In Deutschland hat es im vergangenen Jahr 446 000 Mal geblitzt. Am häufigsten hat es die Stadt Schweinfurt getroffen, so der Blitz-Informationsdienst von Siemens in einer Pressemeldung.

2018 waren vergleichsweise wenig Gewitter zu verzeichnen, denn "der Jahrhundertsommer war zu warm, die Wetterlagen waren sehr stabil und die Gewitterfronten fielen nicht so ausgeprägt aus", sagt Stephan Thern, der Leiter des Blitz-Informationsdienstes. Als "Blitz-Hotspot" löst Schweinfurt, das schon 2015 Blitz-Hauptstadt war,  den Landkreis Garmisch-Partenkirchen ab.

Im Süden blitzt es häufiger

In der Stadt am Main registrierten die Experten diesmal fünf Einschläge pro Quadratkilometer (2015: 4,5). An zweiter und dritter Stelle folgen diesmal der Rheinisch-Bergische Kreis (NRW) und der oberbayerische Landkreis Weilheim-Schongau mit vier Einschlägen pro Quadratkilometer. Laut Thern spielte dort die Nähe zu Höhen- und Gebirgslagen eine Rolle. Am seltensten krachte es im Norden. In Kiel, Potsdam, Schwerin und im Landkreis Lüchow-Dannenberg wurden nur 0,2 Erdblitze pro Quadratkilometer gezählt. In Europa reicht die Spanne von 0,04 Einschlägen in Irland bis 7,7 in Kroatien.

Warum Schweinfurt die Blitze so stark anzieht, ist noch offen. Eine Erklärung könnte die meteorologische Besonderheit des Landstrichs liefern. Über Schweinfurt treffen die atlantische und die kontinentale Klimazone aufeinander, was für vergleichsweise kalte Winter, lange Übergangszeiten im Frühjahr und Herbst sowie für warme oder gar heiße Sommer im regenarmen Schweinfurt (knapp über 600 mm/Jahr) sorgt.

Die Pfeifengraswiese mit den Moorbirken, deren Äste nicht hängen, sondern nach oben wachsen.
Foto: Gerd Landgraf | Die Pfeifengraswiese mit den Moorbirken, deren Äste nicht hängen, sondern nach oben wachsen.

Die langfristigen Auswirkungen dieses Vierklangs zeigen sich eindrucksvoll in dem Naturschutzgebiet "Riedholz" und dort vor allem auf der "Pfeifengraswiese" zwischen Grettstadt und Schwebheim, die wegen der Dolinengefahr nie landwirtschaftlich genutzt wurde. Am Ur-Auwald entlang des Unkenbachs ist eine außerordentlich vielfältige und teilweise steinzeitliche Pflanzenwelt anzutreffen – mit Mehlprimel, Steppen-Greiskraut, Fliegen-Ragwurz, Knabenkräutern, Sibirischer Iris, Trollblume oder etwa mit Enzianen.  

Besonders auffällig sind auf der Pfeifengraswiese die ansonsten vor allem in hohen Norden von Europa beheimateten Moorbirken, deren Äste nicht wie bei der ansonsten in Franken wachsenden Sandbirke hängen, sondern nach oben wachsen. 

Eine ganz andere Erklärung für die vielen Blitze über Schweinfurt hat der Oberbürgermeister der Stadt. Sebastian Remelé meinte auf Nachfrage der Redaktion, dass selbst der Himmel eingesehen habe, dass sich Schweinfurt in einer blitzartigen Geschwindigkeit entwickle. Dies sei nun dokumentiert und auch, dass der Schweinfurter "blitzschnell und blitzgescheit" sei. 

 
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