Die Novembersonne leuchtet golden in das Büro von Karlheinz Drescher. Der Ort von dem aus der 64-jährige Geschäftsmann über 27 Jahre lang mit seiner Frau Elke das renommierte Schuhgeschäft geführt, seine Einkäufe und seinen Umsatz gesteuert hat. Zu Weihnachten ist damit Schluss, Drescher schließt seinen Schuhladen in der Hohe Brückengasse in der Schweinfurter Innenstadt und beendet damit eine Familien-Epoche.
Schon Großeltern und Eltern waren als Schuhhändler in Schweinfurt eine bekannte Größe. Karlheinz Drescher hat diese Ära bis heute weitergeführt, jetzt steht zum Ende der Adventszeit der Ruhestand vor der Tür. "Du musst als selbstständiger Einzelhändler heute in der Lage sein, sechs Tage in der Woche zwölf Stunden zu arbeiten, präsent zu sein. Du musst regelmäßig Messen besuchen, Dich um Deine Mitarbeiter kümmern und die saisonalen Einkäufe organisieren", erklärt der grauhaarige Inhaber mit der modischen Hornbrille seine Situation und ergänzt: "Ich habe mit 60 irgendwann gemerkt, dass es schwieriger wird, das alles unter einen Hut zu bringen".
Aber ein Umstand war für ihn auch klar: einen weiteren Leerstand in der Schweinfurter Innenstadt wird es mit Karlheinz Drescher nicht geben. Deshalb hatte er sich auf die Suche nach einem geeigneten Nachfolger gemacht, was ihm dann mit der Familie Koch und dem "Schuhhaus Koch" in Bad Neustadt gelungen ist. Der Zeitpunkt sei für beide Seiten ideal gewesen, zumal der Junior des Bad Neustädter Familienunternehmens Modemanagement studiert hat und auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung war – eine neue Generation, ein neues Schuhgeschäft stand als Idee im Raum.
Ab März geht es unter neuem Namen weiter
Beide Familien kennen sich schon seit Jahren und im August begannen die Vorgespräche. "Die Situation musste erst einmal geklärt werden. Dazu muss man auch rechtzeitig einkaufen können und das bedeutet in der Mode- und Schuhbranche eine durchschnittliche Vorlaufzeit von einem halben Jahr", weiß die neue Pächterin Martina Koch-Voll zu berichten. Zusammen mit ihrem Sohn Sebastian Voll wird sie gemeinsam das neue Geschäft ab März in Schweinfurt unter dem Namen "Schuhhaus Koch" führen.
Angst vor den Leerständen in Schweinfurt aber hat die Familie nicht. "Wissen Sie, die haben wir in Bad Neustadt auch", erklärt ihr Bruder, der dortige Geschäftsführer Stefan Koch, und weiter: "Die Zukunft liegt trotzdem in der Innenstadt. Du musst halt mit einem guten Sortiment und einer gute Beratung die Kunden überzeugen, so wie es die Dreschers über Jahrzehnte in Schweinfurt vorgeführt haben."
Die Familie Koch ist ebenfalls ein langjähriger Fels im Schuhgeschäft und geht mit dem neuen Schweinfurter Geschäftsführer Sebastian Voll in die sechsten Generation. Die neuen Inhaber werden das bestehende Personal übernehmen und mit eigenen Mitarbeitern ergänzen.