
Da freute sich Bürgermeisterin Lisa Krein, "dass so viele zu meiner Sitzung gekommen sind". Das große Interesse der Schwanfelder an der Gemeinderatssitzung am Montagabend war dem nächtlichen Glockenschlagen geschuldet, über das im Dorf wegen der Lärmbelastung ein Streit entstanden ist. Der Gemeinderat steht unter Handlungszwang, weil die Lautstärke der Glocken die Lärmgrenzwerte überschreitet. Doch die interessierten Zuhörer wurden enttäuscht. Eine Entscheidung fiel nicht, das Thema wurde vertagt.
Lange hatten die Bürger vor der Tür des Bürgerzentrums ausharren müssen, eine vorgeschobene nichtöffentliche Beratung hatte den Beginn der Sitzung um gut 20 Minuten verzögert. "Die beschließen jetzt alles und teilen es uns dann nur noch mit", befürchtete einer der Wartenden. Die Sorge war unbegründet. Der Gemeinderat hatte nichts beschlossen und tat es auch in öffentlicher Sitzung nicht, weil eine wesentliche Vorlage für die Entscheidungsfindung fehlte: ein Kostenangebot für die technische Umrüstung der Glockensteuerung. Bürgermeisterin Lisa Krein hofft, dieses zeitnah zu erhalten. Beraten und entschieden werden soll dann in der Sitzung des Bauausschusses am Montag, 26. Oktober.
Zumindest das Gutachten des mit der Lautstärkemessung beauftragten Fachbüros lag vor. Es bestätigte, was man eigentlich schon wusste: Die Glocken schlagen nachts zu laut. An drei Stellen war in der Nacht auf den 24. September gemessen worden: am Rathausplatz 9, an der Alten Brauerei und am Raiffeisenplatz. Während an den beiden letzten Messstellen keine Überschreitungen der Immissionsrichtwerte für ein Misch-/Dorfgebiet festgestellt wurden, liegen am Rathausplatz die Werte deutlich darüber. Sowohl beim Beurteilungs- als auch beim Spitzenpegel. Gemessen wurden 65 beziehungsweise 84 Dezibel, erlaubt sind nachts 45 beziehungsweise 65 Dezibel in der Spitze. Letzteres entspricht dem Rattern einer Nähmaschine oder einem Fernseher in Zimmerlautstärke.
In Schwanfeld schlagen die Glocken zweimal
Nun gibt es in Schwanfeld die Besonderheit, dass die Kirchturmuhr doppelt schlägt. Zuerst erklingt eine höhere Glocke, dann eine tiefere. Um Mitternacht schlägt's also nicht nur zwölfmal, sondern 24-mal. Plus vorab die vier Viertelstundenschläge, was insgesamt 28 Glockenschläge ergibt. Und danach geht es weiter bis zur nächsten vollen Stunde mit je einem Glockenschlag zu jeder Viertelstunde. "Ich habe Verständnis dafür, dass jemand mit Schlafproblemen nicht alle Viertelstunde mit Glockenschlag daran erinnert werden will", sieht Bürgermeisterin Lisa Krein Handlungsbedarf, zumal die Gemeinde ja auch an die Lärmschutzverordnung gebunden ist.
Zwei Möglichkeiten gibt es nun, die Lautstärke der Glocken zu reduzieren. Ganz Abschalten in der Nacht scheidet aus, das hatte der Gemeinderat bereits im Juli mit Verweis auf die dörfliche Tradition beschlossen. Am einfachsten und schnellsten wäre eine Kürzung der Seile der Schlaghämmer, die von außen auf die Glocke schlagen und so den Schall erzeugen. Die Lautstärke des liturgischen Läutens bliebe davon unberührt, weil hier ein Klöppel von innen gegen die in Bewegung versetzte Glocke stößt und diese so zum Klingen bringt. Nachteil der Seilkappung: Der Glockenschlag ist dauerhaft leiser, also auch tagsüber, wo 15 Dezibel mehr erlaubt sind.
Am liebsten wäre es dem Gremium aber, dass am Tag alles so bleibt wie es ist und nur nachts die Glocken leiser schlagen. Das könnte man zum Beispiel dadurch erreichen, dass die Lautstärke der Viertelstundenschläge reduziert und eine der beiden Stundenglocken abgeschaltet wird. Die erste ist nämlich 8-10 Dezibel lauter als die zweite. Für das Ausschalten einer Glocke müssen aber Motoren und Steuerungen ausgetauscht werden. "Das ist ein größerer Aufwand", verdeutlichte Bürgermeisterin Lisa Krein.
Ohne vorliegendes Kostenangebot wollte das Gremium deshalb darüber nicht entscheiden. Die Hoffnungen von zweitem Bürgermeister Kurt Eichelbrönner, dass sich die Kirchengemeinde an den Kosten beteiligen könnte, machte die Rathauschefin gleich zunichte. Das Geläut wurde erst umfangreich überarbeitet, hier stünden in nächster Zeit keine Reparaturen an.
"Wir sind auf einem guten Weg", signalisierte die Bürgermeisterin den etwas enttäuschten Zuhörern, die nun bis zum 26. Oktober auf die Entscheidung des Bauausschusses warten müssen. Die Sitzung ist öffentlich.
vielleicht wird dann ja auch bald ein Nachtfahrverbot für (zu) laute Autos und Motorräder verhängt und durchgesetzt...
Oder träume ich da jetzt etwa?
- und möglichst noch in der zulässigen Lautstärke.
So hätte am Ende jeder seine Ruhe - und die Tradionalisten hätten zumindest einen Teil der Traditon bewahrt.
...weil es ist Tradition.!