Als "patent" bezeichnet man Menschen, die für knifflige Aufgaben eine Lösung finden. Menschen mit Erfindergeist, die nicht nur patent sind, sondern auch Patente anmelden, die mit ihren Ideen auf ihrem Gebiet die Welt verändern. "Patente Franken", heißt deshalb nicht von ungefähr ein Schülerwettbewerb, der junge Menschen ermutigen will sich mit solchen findigen Tüftlern, Wissenschaftlern oder Visionären zu beschäftigen.
Sattler und das Schweinfurter Grün
Von A wie Alois Alzheimer (Erforschung der Alzheimer Krankheit) bis Z wie Johann Kaspar Zeuss (Keltologie) lautete die Liste erlauchter Namen des frankenweiten Schülerwettbewerbs 2018/19. Unter S Wilhelm Sattler. Der Mann also, der unter anderem intensiv an der industriellen Herstellung von Mineralfarben forschte, der als herausragender Vertreter frühindustriellen Unternehmertums gilt, der aber auch als Landrat und Mitglied des Landtags in die Geschichte einging. Sattler, der sich 1807 in Schweinfurt selbstständig machte und sich der Farbenherstellung widmete wird vor allem genannt wenn es um das berühmte "Schweinfurter Grün" geht, das es ohne ihn nicht gäbe.
Und Sattler ist auch Namensgeber der Wilhelm-Sattler-Realschule in Schweinfurt. Was also lag näher für die 21 Schülerinnen und Schüler der 9aF dieser Schule sich im Rahmen dieses Wettbewerbs intensiv mit dem Mann zu beschäftigen, an dessen Namenszug sie täglich vorbeigehen, wenn sie ihre Schule betreten. Sabine Liedtke hat als Lehrkraft das Projekt begleitet. Herausgekommen ist eine interaktive und akustisch hinterlegte Power-Point-Präsentation. Herkunft, Familie, Freunde, Sattlers Unternehmertätigkeit und deren Bedeutung in damaliger Zeit, seine kommunalpolitische Arbeit – alles wurde durchleuchtet und anspruchsvoll visuell aufbereitet. Eine rund 15-minütige Dokumentation, die für den Wettbewerb eingereicht wurde, kam dabei heraus .
1. Preis und eine Reise nach Bayreuth
Und die Jury war überzeugt. 1. Preis im Bereich Realschule, so das äußerst erfreuliche Ergebnis. Der Preis, das waren natürlich Urkunden, aber auch drei Tage in Bayreuth, der Stadt von Richard Wagner. Keine "Klassenfahrt" im üblichen Sinn, sondern mit dem Preis verbunden war auch die Möglichkeit sich unter professioneller Anleitung am Programm "youpedia" zu beteiligen. Ein Programm, das es ermöglicht, sich umfassend und alle Grenzen herkömmlicher schulischer digitaler Möglichkeiten sprengend, multimedial mit einem Thema zu beschäftigen.
Die durch die Arbeit rund um die Person Wilhelm Sattlers dokumentationserprobten Schüler wählten Richard Wagner. Elke Hardegger (Projektleitung youpedia) kam mit 10 iPads nach Bayreuth. Die Schüler fotografierten, filmten, machten Interviews, bearbeiteten und schnitten ihre Ergebnisse und unterlegten alles mit Text und Musik. Familie, Freunde, Stationen, aber auch Wagners Anitsemitismus wurden aufbereitet. Elke Hardegger und zwei externe Mediencoaches leisteten wertvolle Unterstützungsarbeit.
"Wir haben viel über Wilhelm Sattler und Richard Wagner erfahren, und unsere medial-technischen Kenntnisse erweitert", so das Fazit der Schüler. Jannik spricht von "spannenden Einblicken in die Leben von Sattler und Wagner". Tabea war überrascht wie sehr Bayreuth von Wagner geprägt ist und Sandy fand es toll mediale Möglichkeiten zu nutzen, die an der Schule vielleicht so nicht zur Verfügung stehen. Interessant auch, wie weit Wagners Musik eigentlich verbreitet ist. Der "Ritt der Walküre" und andere Wagner-Melodien mit all ihrem Pathos kommen in so manchem Film vor, den die jungen Leute schon gesehen haben – und jetzt auch die Verbindung zu Wagner herstellen können.
Dem Namensgeber der Schule näher gekommen
Es hat sich gelohnt, sich mit den "Patenten Franken" zu beschäftigen. Dieser Meinung sind nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch Sabine Liedtke, die das Projekt mit begleitet hat und Klassenleiter Michael Bezold. Wilhelm Sattler, bisher für einige nicht viel mehr als ein Namenszug im Eingangsbereich, ist ihnen ein ganzes Stück näher gekommen.