In Gochsheim sollen künftig nicht nur die Gemeinderäte über das politische Geschehen im Ort bestimmen. Auch Kinder dürfen mitreden. Denn um schon die jüngsten Bewohner an die Demokratie heranzuführen, gründet die Gemeinde Gochsheim derzeit einen sogenannten Kinderrat. Die Kinderkonferenzen sollen sich dann aus den delegierten Kindern sowie dem Ersten Bürgermeister Manuel Kneuer zusammensetzen. Erstmals getagt wird voraussichtlich nach den Sommerferien.
Auf die Idee kam der selbst erst 28-jährige Bürgermeister schon vor längerer Zeit. Nun, nachdem ihn bereits viele Kinder darauf angesprochen hätten, will er diese endlich umsetzen. "Für mich als Politikwissenschaftler ist es wichtig, Kinder schon frühzeitig einzubinden", erklärt Manuel Kneuer. Sie sollten die Demokratie bereits von Kindesbeinen an kennenlernen. Schließlich, so der Bürgermeister, sollte in einigen Jahren niemand behaupten können, man hätte sie nicht gefragt.
Kinderrat: Bewerbung bis 20. Juli
Laut der Gemeinde Gochsheim ist der Kinderrat eine Methode, um die Meinungen und Anregungen der Jüngeren zu unterstützen und umzusetzen. Es dürfe angesprochen werden, was gut ist, aber auch das, was unbedingt verbessert werden müsse. Schließlich sehen Kinderaugen die Welt anders als Erwachsene, so die Gemeinde.
Noch bis zum 20. Juli können sich Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren auf der Gemeindehomepage (www.gochsheim.de) für das Amt bewerben. Einziges Kriterium neben dem Alter: Die Kinder müssen in Gochsheim oder Weyer wohnen. Etwa 14 Delegierte sollen dann im Kinderrat sitzen und jede Altersgruppe vertreten. "Ich erwarte viele Bewerbungen, deshalb wird letztendlich das Los entscheiden müssen", so Kneuer.
Doch wer es jetzt nicht in den Rat schafft, der kann sich in eineinhalb Jahren erneut bewerben. Dann nämlich endet die Amtszeit der Kinderräte. "Im Kindesalter ändert sich die Meinung ja doch mal etwas schneller, deshalb wollen wir regelmäßig auch neuen Räten die Chance geben." Und welchen Einfluss soll das Kindergremium auf die Gemeinde haben? "Ich denke schon, dass sie etwas zu sagen haben und kann mir kaum vorstellen, dass sich die Gemeinderäte gegen sinnvolle Vorschläge wehren werden."
Kinder sollen der Gemeinde neue Inspirationen verleihen
Laut Kneuer soll es in den Sitzungen, die bei Bedarf einberufen werden können, vor allem um Themen gehen, die die jungen Bewohner unmittelbar betreffen. "Ich denke da etwa an das Thema Spielplätze", sagt Kneuer und wirft die Frage auf, ob die Vielzahl an Spielplätzen in der Gemeinde überhaupt noch benötigt werde. Schließlich könnten die Kinder am besten einschätzen, welche Spielgeräte wie und wo genutzt werden.
"Aus diesen Erfahrungen heraus könnten wir beispielsweise entscheiden, auf ungenutzte Spielplätze zu verzichten und andere dagegen neu zu gestalten", so Kneuer. Ab Herbst soll der Kinderrat ein festes Organ im Gemeindeleben darstellen. Die Sitzungen sollen dann ganz ähnlich wie die des Gemeinderats ablaufen, nur dass eben Kinder mit dem Bürgermeister diskutieren. Kneuer freut sich auf das neue Gremium und ist von der Sinnhaftigkeit überzeugt. "Ich glaube, dass sowohl die Gemeinde als auch ich persönlich sehr von den neuen Sichtweisen und Inspirationen der Kinder profitieren werden."