
„Einmal im Monat treffen wir Frauen uns hier“, erzählt Elisabeth Kuhn. Aber trotzdem ist es heute anders als sonst, wenn sich der Kreis alleinstehender älterer Damen in den Räumen der Bahnhofsmission Schweinfurt zum Kaffeekränzchen trifft. Heute geht es um die Schönheit. Ein „Beauty Day“ ist angekündigt, eine von vielen besonderen Aktionen anlässlich des 90. Geburtstags der Bahnhofsmission in diesem Jahr. „Wir wollen eine kleine Auszeit vom Alltag bieten“, sagt Helmtrud Hartmann, bei der Diakonie in Schweinfurt zuständig für die Einrichtung.
Beauty-Tipps vom Profi
Schülerinnen der Kosmetikschule Würzburg sind vorbeigekommen, um den Gästen der Bahnhofsmission die Fingernägel schön zu machen und Make-up aufzulegen. Elisabeth Kuhn setzt sich zu Samantha Torrisi an den Tisch, legt die Hände auf die Auflage.
„Sie haben kräftige Nägel“, lobt die Kosmetikerin. Ob sie im Leben schon einmal bei der Maniküre war? Nein, noch nie, aber warum nicht? Torrisi hat Tipps für Kuhn: Olivenöl sei gut für die Nägel, und bitte niemals die Nagelhaut schneiden, dann wächst sie noch schneller. „Ich schiebe sie immer so zurück“, meint Kuhn. Genau richtig.
Als Nagellackfarbe entscheidet sich Kuhn danach für einen zurückhaltenden Perlmuttton. „Passen Sie noch zehn bis 15 Minuten auf, bis der Lack trocken ist“, gibt ihr Torrisi noch mit auf den Weg – denn Kuhn entschwindet schon zum Haareschneiden.
Draußen haben zwei Frisörinnen aus dem Studio „Haarkonzept“ in Schweinfurt unter einem Pavillon zwei provisorische Frisörstühle aufgebaut. Frau Kuhn vertraut Carina Hirsch spontan, „auch wenn ich sonst immer grad über die Straße zum Frisör gehe“. So wie die Kosmetikschülerinnen sind auch die beiden Frisörinnen ehrenamtlich da. Auch wenn die Damen aus der Runde immer wieder Trinkgelder geben möchten – die kleine Wellnessbehandlung heute ist kostenlos.
Aktion ist offen für alle
Über zwei Stunden haben die Schönheitsexpertinnen alle Hände voll zu tun. „Jetzt sind auch noch ein paar Schülerinnen vorbeigekommen, sie kriegen Zöpfe geflochten“, erzählt Hartmann. Auch ein Asylbewerber sei mehr zufällig des Weges gekommen und habe sich angesichts seiner finanziellen Situation sehr über den spontanen Haarschnitt gefreut.
Die Aktion soll Einblicke in die Arbeit der Bahnhofsmission gewähren und steht deshalb für alle offen. Unter dem Motto „Jeder gibt, was er kann“ will das Team der Mission und ihre Träger, Diakonie Schweinfurt und In Via Würzburg, auch auf die Lage von Menschen aufmerksam machen, die sich keinen Frisörbesuch leisten können, sich aber trotzdem gerne in ihrer Haut wohlfühlen möchten.