Warum soll ohne Not das Ortsschild an der früheren B 19 am Eingang von Schnackenwerth weiter in den Ortsbereich hinein versetzt werden? Das fragen sich die Einwohner und fürchten, dass dadurch die Autofahrer von Werneck kommend erst viel zu spät auf der kurzen Ortsdurchfahrt zum Abbremsen angehalten werden.
Das Unverständnis über den Vollzug einer Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung durch die Untere Verkehrsbehörde am Landratsamt Schweinfurt ist groß. Demnach ist seit 2009 vorgeschrieben, dass Ortschilder da stehen müssen, wo die geschlossene Bebauung auf einer der beiden Straßenseiten erkennbar beginnt. Als geschlossen wird die Bebauung definiert, wenn die anliegenden Grundstücke von der Straße erschlossen werden. Offenbar werden derzeit alle Ortseingänge an den Staatsstraßen im Landkreis dahingehend unter die Lupe genommen.
In Schnackenwerth zeigt sich Anwohner Ansgar Schamberger besonders betroffen. Sein gelbes Walmdachhaus steht an der Ortsdurchfahrt, der jetzigen Staatsstraße 2445. Erschlossen ist es zwar von der davon abzweigenden Dorfstraße Buschgartenweg her, der Haupteingang liegt aber Richtung Staatsstraße. Wenn das Ortsschild zurück an die Bachbrücke versetzt wird, dann liegt sein Haus außerhalb des Dorfes.
"Vor 20 Jahren wurde die Ortstafel auf der B 19 von der Kreuzung Buschgartenweg und der gegenüberliegenden Einmündung nach Schleerieth etwa 50 Meter weiter hinaus versetzt, wegen mehrerer schlimmen Unfälle", erinnert sich der Polizeibeamte bei der Bundespolizei. Er war damals als Vorsitzender des Feuerwehrvereins dabei, als ein amerikanischer Militärlaster von Werneck kommend einen Wagen mit Mutter und Kleinkind Richtung Dorfweiher katapultierte. Beide starben, Blumen künden noch heute an der Stelle von dem schrecklichen Unfall.
Derzeit ist aus Richtung Werneck vor Schnackenwerth an der rechtsabbiegenden Straße nach Bergrheinfeld eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 Stundenkilometer per Verkehrszeichen angesagt, danach kommt das Ortsschild, das auf das innerörtlich vorgeschriebene Tempo 50 aufmerksam macht. Dass auf der geraden und recht kurzen Ortsdurchfahrt aber immer noch zu oft zu schnell gefahren wird, bekommt jeder mit, der sich hier an die Straße stellt.
Bushaltestelle liegt dann außerhalb der Ortschaft
Hier überqueren immer wieder Fußgänger die Straße, zumal auch die Bushaltestelle auf beiden Seiten liegt. Diese würde sich bei einer Schilderversetzung dann direkt hinter dem Ortseingang befinden. Von Schweinfurt kommend gibt es keine Haltebucht, die Busse stehen auf der Fahrbahn. Für die Schüler würde das künftig bedeuten, ungeschützt an der vielbefahrenen Staatsstraße zu stehen, fürchtet Schamberger.
Zudem müssen Landwirte mit ihren Fahrzeugen vom Buschgartenweg auf die frühere B 19 einbiegen oder diese Richtung Schleerieth überqueren. "Diese Kreuzung würde dann komplett im außerörtlichen Bereich liegen", ohne vorherige Abbremsungswarnung, meint Schamberger. Denn auch von Schleerieth her soll das Ortsschild entfernt und dann auf der anderen Seite der Kreuzung direkt an den Eingang des Buschgartenwegs versetzt werden.
Landratsamt: Bisheriger Standort ist "rechtswidrig"
Als Grund für das Schilderrücken gibt das Landratsamt an, der bisherige Standort der Ortstafel sei "rechtswidrig", was nun im Rahmen einer aktuellen Änderung der Wegweisung "angepasst" werde. Die gültige Verwaltungsvorschrift schreibe vor, Ortstafeln "in der Regel" dort zu stellen, wo die geschlossene Bebauung erkennbar beginne – mit Verweis auf die straßenseitige Erschließung der Grundstücke.
Nach Auffassung des Polizeibeamten Schamberger gilt aber auch, dass die Straßenverkehrsbehörde gemäß Paragraph 45 der Straßenverkehrsordnung immer die örtlichen Gegebenheiten und besonderen Gefahrenstellen beachten müsse.
Seine Befürchtungen kann Wernecks Bürgermeister Sebastian Hauck nachvollziehen. Er ist selbst Schnackenwerther, er weiß auch, dass sich beispielsweise die Jugend am See trifft und dazu die Staatsstraße daneben überquert. Und dass die Dorfwirtschaft an der Straße liegt, weshalb auch viele Erwachsene hier unterwegs sind. Er äußerte beim Landratsamt seinen Unmut und bat, sich vor Ort die Situation noch einmal anzusehen. Dem kam die Verkehrsbehörde Mitte Oktober bei einer Ortstermin mit dem Baulastträger Straßenbauamt und der Polizei nach. Das Ergebnis blieb das gleiche.
Allerdings sah man laut Hauck ein, das eine Geschwindigkeitsbegrenzung am Ortseingang nötig ist, weil die Sichtweiten bei der Ausfahrt aus dem Buschgartenweg nicht ausreichen. Weshalb nun statt des Ortsschildes ein Tempo 50-Verkehrszeichen aufgestellt wird. "Besser als nichts", findet Hauck. Ein Ortsschild habe aber eine ganz andere Wirkung, ist sich Schamberger dagegen sicher.
Im Ergebnis hält die Verkehrsbehörde fest, dass sich an der bisherigen Geschwindigkeitssituation nichts ändern würde. Man gehe vielmehr davon aus, dass durch "die Anpassung der Beschilderung in Zukunft die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung steigt". Erfahrungsgemäß würden weit außerhalb gestellte Ortstafeln dazu beitragen, dass die Autofahrer innerhalb oft zu schnell seien.
Auch in anderen Gemeinden werden Fakten geschaffen
Das aktuelle Schilderrücken trifft auch andere Gemeinden. So muss in Hesselbach das Ortsschild weiter ortseinwärts versetzt werden, auch in der Gemeinde Grettstadt müssen mehrere Ortstafeln weichen. "Wie haben dagegen gekämpft", erklärt Bürgermeister Ewald Vögler, aber als Kommune habe man keinen Einfluss darauf. Die Verordnung müsse umgesetzt werden, hieß es vor etwa 14 Tagen bei einem Ortstermin.
Besonders "grenzwertig" ist für Vögler das Vorgehen auf der Staatsstraße 2272 bei Untereuerheim. Denn zwei Ortsstraßen lägen jetzt außerhalb des Ortsschildes. "Man kann doch die Fahrzeuge nicht mit 100 Kilometer bis an den Ort heranfahren lassen", protestiert er. Ein 70er Verkehrszeichen soll nun davor den Verkehr abbremsen. Schnell werden jetzt Fakten geschaffen: Aktuell sind sowohl in der Gemeinde Grettstadt als auch in Schnackenwerth Bauarbeiter dabei, die Fundamente für die neuen Schilder auszuheben.
Wofür investieren wir sonst jährlich Milliarden in die Entwicklung von Fahrassistenzsystemen und stärkeren Motoren?
Wofür hat mein SUV den bald 200 Pferdestärken unter der Haube und beschleunigt von 0 auf 100 in 0 komma nix?
Doch nicht dafür das ich ständig durch irgendwelche albernen Schilder ausgebremst werde. Wer bremst verliert Zeit und die ist schließlich kostbar.
Wer Angst vor vobeirasenden Monstertrucks vor seiner Haustüre hat, dem steht es ja frei sein Anwesen ebenfalls nur noch in einem Panzer zu verlassen - aus Eigenschutz versteht sich. Unsere (P/B)est-Friends aus Amiland machen es uns doch schon seit Jahren vor: Wozu einen Schritt vor die Türe setzen wenn man auch viel bequemer fahren kann.
<Ironie Ende> Und wer das nicht versteht, der tut mir leid.