Seit Jahren stagniert der Umsatz der Industriesparte der Schaeffler AG und hinkt deutlich hinter der Entwicklung des dreimal so großen Automotive-Bereiches hinterher. Zudem ist die Rendite rückläufig, so dass die jetzt angekündigte Neuausrichtung schon seit längerer Zeit erwartet wurde.
Der Vorstand hat ein Programm aufgelegt, mit dem die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit deutlich verbessert werden soll. Damit verbunden ist der Abbau von bis zu 500 Stellen, ausschließlich im indirekten Bereich. Wie dazu der seit Mai für den Bereich verantwortliche Vorstand, Stefan Spindler, im Gespräch mit dieser Zeitung versicherte, soll der Abbau sozialverträglich erfolgen, „betriebsbedingte Kündigungen wird es nicht geben“. Ein Teil der Betroffenen soll in anderen Bereichen eingesetzt werden. In der Sparte Industrie sind 7500 Menschen beschäftigt, 2800 davon in Europa im vom Abbau betroffenen Bereich.
Wie Spindler betonte, will Schaeffler der Standort Schweinfurt im Zuge dieses Programms deutlich aufwerten. Von hieraus werde die Sparte Industrie geführt. Schon 2017 soll es für den Bereich Industrie keine Zentralfunktion mehr am Konzernsitz in Herzogenaurach geben.
Die Neuausrichtung umfasst Maßnahmen zur Optimierung des Produktportfolios und zur Verbesserung der Lieferfähigkeit, die die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen und Potenziale für weiteres Wachstum erschließen sollen. Dazu gehört unter anderem der Ausbau des hochvolumigen Standard-Wälzlagergeschäfts, insbesondere in Asien. Ebenso Teil des Programms sind die Weiterentwicklung kundenspezifischer Produkte und Engineering-Lösungen sowie die aktive Gestaltung von Technologietrends wie etwa die Digitalisierung im Maschinenbau.
Um den globalen Marktanforderungen Rechnung zu tragen, sollen zudem der Lokalisierungsanteil in den Hauptwachstumsmärkten schrittweise erhöht sowie die Reaktionsgeschwindigkeit am Markt durch eine optimierte Versorgungskette gesteigert werden. Bereits initiierte Projekte wie das neue Europäische Distributionszentrum zur besseren Marktversorgung und Lieferfähigkeit werden laut Spindler konsequent fortgesetzt.
„Wir werden unser Geschäft zukünftig stärker aus den regionalen Organisationseinheiten betreiben. Damit richten wir das Industriegeschäft konsequent an Kunden- und Markterfordernissen aus und stellen die Weichen für nachhaltiges, profitables Wachstum“, sagte Spindler, Die Marge solle jährlich um ein Prozent zulegen. Die Zuständigkeit für Europa liege in Schweinfurt.
In einer ersten Stellungnahme hat der Betriebsrat die Neuausrichtung zwar grundsätzlich begrüßt, gleichzeitig aber darauf verwiesen, dass die Mitarbeiter schon heute unter extremer Arbeitsverdichtung litten und durch die Neuausrichtung Kunden.- und Lieferbeziehungen zunächst gefährdet würden.
Spindler will die Verhandlungen mit dem Betriebsrat bis zum Jahresende abgeschlossen haben.
Jetzt geht es um Gewinnsteigerungen, da sind die Arbeiter im Weg und nun müssen "Arbeitsplätze abgebaut und notfalls auch Menschen freigestellt" werden.
Somit wäre jetzt der Weg frei alles wieder in die richtige Richtung zu lenken.