
Im Treppenhaus der Wilhelm-Sattler-Realschule riecht es am Freitagvormittag ein bisschen wie in einer Lackiererei, und das typische klickern geschüttelter Sprühdosen erfüllt die Gänge. Heute dürfen die Schülerinnen und Schüler etwas tun, was sonst schlimme Konsequenzen hätte – sie sprühen Graffitis auf Wände. Nicht irgendwelche Graffitis, sondern solche, die Zeichen setzen gegen Rassismus und Ausgrenzung.
Dem Rassismus keine Chance geben und dies auch sichtbar machen, dass ist der Schule ein Anliegen. Im Juli 2018 wurde dafür ein erstes großes Ausrufezeichen gesetzt. Damals wurde die Wilhelm-Sattler-Realschule als "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" ausgezeichnet. Ein Prädikat, das man sich verdienen muss, denn 70 Prozent aller Menschen, die in der Schule lernen und arbeiten, mussten sich mit ihrer Unterschrift sozusagen verpflichten, sich aktiv gegen alle Spielarten von Diskriminierung einzusetzen.
Und in der Realschule bleibt es seither nicht bei Unterschriften oder Lippenbekenntnissen. Jede "Schule ohne Rassismus" braucht einen Schirmherrn und Partner. Den hat die Wilhelm-Sattler-Realschule mit dem FC Schweinfurt 05 gefunden. Erst kürzlich absolvierte die Ganztagsklasse nach dem Motto "Fair Play statt Foulspiel" ein kleines Fußballturnier beim FC.

Nun also die Sprühaktion, die Lehrerin Carina Thorwarth, organisiert hat. Thorwarth war vor drei Jahren auch die treibende Kraft hinter der "Schule ohne Rassismus-Projektierung". "Die Idee für einen Graffiti-Wettbewerb entstand schon in Zeiten der pandemiebedingten Schulschließung", berichtet sie. Alle Schülerinnen und Schüler konnten ihrer Kreativität freien Lauf lassen und Ideen für ein Motiv gegen Rassismus zu Papier bringen.
Jury wählte die besten Ideen aus den zahlreichen Entwürfen aus
So entstanden farbenfrohe Entwürfe, die daran erinnern, was die Schule leben will - ein Ort zu sein, an dem Rassismus keine Chance hat. Eine fünfköpfige Jury, bestehend aus zweiter Bürgermeisterin Sorya Lippert, Schulleiter Georg Harbauer, der Elternbeiratsvorsitzenden Nadine Heusohn und Lisa Baum und Hanna Hofer (Schulprojekt gegen Rassismus), wählte die fünf besten Bilder aus. Die Zeichnerinnen und Zeichner dieser fünf Bilder durften nun unter professioneller Anleitung die beiden Sieger-Entwürfe großflächig im Inneren der Schule in die Tat umsetzen.

Philipp Katzenberger, Illustrator und freischaffender Künstler, war in die Schule gekommen um gemeinsam mit vier Mädchen und einem Jungen die Entwürfe von Lea Michel (2. Platz) und Vanessa Seidel (1. Platz) kreativ auf die Wand zu bringen. Neben Lea Michel und Vanessa Seidel, beide 15 Jahre alt und Schülerinnen einer 9. Klasse, stand an diesem Schultag noch für Emily Wangler, Ronja Sturcz und Fabio Schad Graffiti-Sprühen auf dem Stundenplan. "Echt cool, aber auch echt anstrengend, man spürt ganz schön seine Finger", so Emily Schad, für die es, wie für die anderen auch, eine Premiere war, an so einem "Sprüh-Werk" beteiligt zu sein.
Der farbenfrohe Anti-Rassismus-Slogan mit der Botschaft "Rassismus ist definitiv die ausgeprägteste Form von Farbenblindheit", von Lea Michel, wurde im 1. Stock an die Wand gesprüht. Das Siegerbild von Vanessa Seidel, ein blauer Planet mit Herz und der Aufschrift "One World, one heart, one future" fand im Keller einen Platz.

"Wir wollen zeigen, dass wir alle gut miteinander auskommen, obwohl wir nicht alle aus einer Nation kommen", so Carina Thorwarth über Aktionen wie das Fair-Play-Turnier oder die Sprühaktion. Immer wieder neue Angebote zur Anti-Rassismus-Sensibilisierung, durchgeführt mit einer gewissen Regelmäßigkeit, helfen das Anliegen in den Köpfen der Schülerinnen und Schüler zu verankern.
Wer an der Schule nicht die richtigen Klamotten an hat...