
Gedruckt wird heute, im Digitalzeitalter, so viel wie nie. Allerdings nicht nur auf Papier, sondern auch auf Möbel oder Wände, auf Fliesen oder Kugelschreiber. Trotz Digitalisierung, trotz Online-Druckereien behauptet sich die Papier-Druckerei "Rudolph Druck" mit Sitz in Schweinfurt und Ebertshausen mittlerweile als einzige in Stadt und Landkreis Schweinfurt. Und sie wächst, weil sie auf die Wert- und Nachhaltigkeit gedruckter Bücher setzt.
Gegen Online-Druckereien, die mit einem standardisierten Vorgang im Sammeldruckverfahren arbeiten, oder gegen Druckereien in Osteuropa, die Massen zu günstigen Konditionen fertigen können, hat der Familienbetrieb schlechte Chancen. Das weiß Günter Rudolph. Der Druckermeister hatte 1992 mit seiner Frau Theresia an seinem Heimatort Ebertshausen eine Offset-Druckerei im Gebäude eines ehemaligen Schweinestalls gegründet.
Qualitätsvolle Bücher, auch in kleiner Auflage
Schon im Jahr 2000 investierte er daher in eine professionelle Digitaldruckmaschine, als damals einer der ersten in der Branche. "Damit ist Individualdruck gut machbar", erklärt der Seniorchef. Also: Qualitätsvolle Bücher, auch in kleiner Auflage. Von Anfang an zählten auch Kataloge, Festschriften, Magazine, Briefpapier, Formulare oder Visitenkarten zum Portfolio des Familienunternehmens.

Um auch in der Stadt Schweinfurt mehr Präsenz zu zeigen, eröffnete die Firma 2013 in der Nähe des Stadttheaters einen zweiten Standort. Der damals 25-jährige Sohn Veit, Druck- und Medientechniker, übernahm die Leitung für den Digitaldruck und stieg in die Geschäftsführung ein.
Mit drei Digitaldruckmaschinen, einem Großformatdrucker sowie verschiedenen Maschinen zur Weiterverarbeitung wurde in der Stadt produziert. Gewonnen wurden Kunden aus der Schweinfurter Industrie und anderen Bereichen; das Unternehmen wuchs.
2016 ins Schweinfurter Maintal umgezogen
2016 ergab sich die Chance, im Maintal ein Gebäude mit 1000 Quadratmetern zu übernehmen. Dort wird seitdem mit aktuell 24 Mitarbeitenden im Digitaldruck gearbeitet, in Ebertshausen weiterhin im Offsetdruck. Die ganze Bandbreite der Weiterverarbeitung, ob geschnitten, gefalzt, gebunden, geheftet oder geklebt, wird in Schweinfurt erledigt.
Einen herben Einbruch bedeuteten die Corona-Jahre. "85 Prozent des Umsatzes brachen für zwei Jahre weg", blickt Veit Rudolph zurück. Industriebetriebe stornierten ihre Aufträge. Großkunden aus der Flugbranche brauchten keinen Druckservice, etwa für Schulungsunterlagen.
Die Konsequenz für den Familienbetrieb hieß, sich mit der vorhandenen Technik neu aufzustellen. "Digitaldruck ist Qualitätsdruck, keine Massenproduktion", unterstreicht der Juniorchef. Weil Einrichtungszeiten der Maschinen wie im Offsetdruck nicht anfallen, könnten auch kleine Chargen wirtschaftlich gedruckt werden.
Veit Rudolph: "Bücher sind ein nachhaltiges Medium"
Individuelle, wertvolle Produkte könnten so erzeugt werden. "Bücher sind ein nachhaltiges Medium", ist der 36-Jährige überzeugt. Nicht nur, dass Papier bis zu neunmal recycelt werde. Oder dass Online-Lesen mehr Energie verbrauche. Es gehe auch um die Haptik, um das Greifen und Blättern in einem besonderen Druckerzeugnis. "Gut gemachte Bücher lösen etwas in uns aus: Sie stehen für Werte, Tradition, Qualität", meint er.
Deshalb fertigt das Unternehmen speziell Bücher für die Region, beispielsweise Chroniken. Solche Exemplare in Hard- oder Softcover, in kleinen Auflagen ab 20 Stück, gedruckt in Verlagsqualität, mit brillanten Farben, gestochen scharf und dann hochwertig gebunden, sind mittlerweile das Aushängeschild der Firma.

Chroniken seien häufig Lebenswerke der Autoren, sagt Veit Rudolph. "Wir stellen sie dauerhaft der Welt zur Verfügung." Den Kunden empfehle er, zunächst eine kleine Auflage drucken zu lassen. Bei einem Nachdruck erhalte man dann den gleichen Stückpreis. Das minimiere die Lagerhaltung für die Verlage. "Für diese gilt ja das gleiche Problem wie für uns", weiß Günter Rudolph. "Die Vielfalt an Büchern ist größer und die Auflagen sind kleiner geworden". Denn es gebe immer mehr Titel und immer mehr Autoren.
Eine große Inkjet-Druckmaschine "im fast siebenstelligen Euro-Bereich"
Neueste Investition ist eine große Inkjet-Druckmaschine, "im fast siebenstelligen Euro-Bereich", so Veit Rudolph. Das Drucken erfolgt kontaktlos, in einem geschlossenen Prozess, in dem das "lebendige Material Papier" der immer gleichen Luftfeuchtigkeit und Temperatur ausgesetzt ist. Das Papier wird schonend behandelt. Zudem ist der Farbraum höher. "Das Druckergebnis ist super."
Geradezu ins Schwärmen gerät der 36-Jährige, der sich auf Bezirksebene im Prüfungsausschuss für Drucker engagiert. Zudem organisiert er regelmäßig ein deutschlandweites Print-Symposium mit Vorträgen diverser Experten, das nächste Mal am 23. April. "Eigentlich hole ich mir die Konkurrenz ins Haus", grinst er. Aber er wisse, wie bereichernd so ein Austausch sei.
Nachwuchskräfte werden bei Rudolph Druck auch ausgebildet. Aktuell sucht die Firma Azubis für Drucker und Buchbinder. "Oft raten die Eltern da ab, weil sie meinen, das habe keine Zukunft", bedauert der Juniorchef. Dabei werde so viel gedruckt wie nie.