
Auf solch eine Dienstzeit dürften es bislang nur wenige aktive Forscher an der Katholischen Universität (KU) Eichstätt gebracht haben: Vier Jahrzehnte lang wirkte der Altgermanist Rudolf Weigand als Wissenschaftler, akademischer Lehrer und Leiter akademischer Gremien an der KU. Nun wurde der im Jahr 1955 in Gerolzhofen geborene und heute in Schweinfurt lebende Professor im Rahmen eines ganztägigen Festakts und eines hochkarätigen wissenschaftlichen Kolloquiums in den Ruhestand verabschiedet.
Dabei wurde den Gästen vor Augen geführt, dass Weigand sogar zwei Karrieren in große Höhen getrieben hat: Neben seiner Tätigkeit an der Universität war er auch militärisch als hochrangiger Reservist aktiv, zuletzt als Oberst der Reserve im Generalstab. Am Vorabend des Uni-Festakts war Weigand, ein Sohn des ehemaligen Polizisten und Gerolzhöfer Stadtarchivars Otto Weigand, in Neuburg durch Generalleutnant Markus Laubenthal, den stellvertretenden Generalinspekteur der Bundeswehr, vom Stand eines Reservisten in den Stand eines Veteranen versetzt worden.
"Einer der forschungsstärksten Kollegen"
Weigand habe "wesentliche Impulse zur Orientierung der KU" gegeben, betonte Präsidentin Gabriele Gien in ihrer Laudatio zum Auftakt. Als einer "der forschungsstärksten Kollegen" habe er die immense Summe von 1,7 Millionen Euro an Drittelmitteln für die Forschung eingeworben und "wesentlich zur Sichtbarkeit der KU und der Mediävistik beigetragen".
Ein weiteres Verdienst des Professors sei der Aufbau einer Datenbank zur mittelalterlichen Predigt. Auch habe sich Weigand stets für Belange der Studierenden und des akademischen Mittelbaus eingesetzt und jahrzehntelang zentrale Verwaltungsaufgaben übernommen, etwa als Vorsitzender des zentralen Magisterprüfungsausschusses (2003 - 2017) und des Promotionsausschusses der Sprach- und Literaturwissenschaftlichen Fakultät (2011 - 2022), ebenso als Mitglied in Gremien wie dem Fakultätsrat oder dem Senat der Uni.
Dank des Dekans
Der Dekan der Sprach- und Literaturwissenschaftlichen Fakultät, Sebastian Kürschner, betonte, dass niemand die Geschichte dieser Fakultät so gut kenne wie Weigand, der sie von Beginn an miterlebt und mitgestaltet habe. Er erinnerte an Weigands akademische Vita – vom wissenschaftlichen Mitarbeiter über die Promotion mit einer Studie über mittelalterliche Weltchroniken (1987) bis zur Habilitation mit einer Studie zur mittelalterlichen Moralschrift "Der Renner" des Hugo von Trimberg (1994). Weigand habe den Lehrstuhl für Ältere deutsche Literatur von 1999 bis 2002 vertreten, ehe er Geschäftsführer und im Jahr 2012 Leiter und Direktor der "Forschungsstelle für Geistliche Literatur des Mittelalters" (FGLM) der KU wurde. Auch habe er als Gutachter für diverse Forschungs-Einrichtungen und als Kontaktmann zum Kultusministerium gewirkt.
Weigand zeigte sich bewegt
Die neu berufene Lehrstuhlinhaberin für Ältere deutsche Literatur, Caroline Emmelius, attestierte der FGLM hohes Ansehen nicht nur in Bayern und der Bundesrepublik. Emmelius mahnte, dass Weigand nicht "auf einen Predigtforscher reduziert werden darf", sondern auch als Spezialist für Minnesang und mittelalterliche Rechtstexte gilt. Weiteren Dank überbrachte Jonas Ludäscher als Vertreter des Mittelbaus der Sprach- und Literaturwissenschaftlichen Fakultät, der Weigand attestierte, "sehr konstruktiv, aber auch sehr energisch auftreten" zu können.
Rudolf Weigand dankte schließlich in seinem Schlusswort für die großzügige Förderung des Kolloquiums und zeigte sich bewegt von den Laudationes. Er betonte, dass sich in seiner Vita "mehrere Kreise geschlossen" hätten.