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Gerolzhofen
Predigten im Kontext der Jahrhunderte: Wenn sich der Heilige Geist gegen die Kirche zur Wehr setzen muss
Eine international besetzte Gruppe von Wissenschaftlern steuerte beim Kolloquium für den aus Gerolzhofen stammenden Professor Rudolf Weigand sechs Fachvorträge bei.
So kann man sich eine Predigtszene des Mittelalters vorstellen. Der aus Gerolzhofen stammende Professor Rudolf Weigand befasste sich in seiner Forschung unter anderem mit dem Thema 'Predigt als Massenmedium des Mittelalters'.
Foto: Weigand | So kann man sich eine Predigtszene des Mittelalters vorstellen. Der aus Gerolzhofen stammende Professor Rudolf Weigand befasste sich in seiner Forschung unter anderem mit dem Thema "Predigt als Massenmedium des ...
Walter Buckl
 |  aktualisiert: 24.08.2022 02:41 Uhr

Zum Abschied des gebürtigen Gerolzhöfer Professors Rudolf Weigand veranstaltete die Universität Eichstätt ein ganztägiges Kolloquium. Die sechs Vorträge bildeten das breit gefächerte Publikationsspektrum von Weigand und seine wissenschaftlichen Interessen ab. Eine international besetzte Gruppe von Referenten stellte "Neue Forschungsbeiträge aus dem Umfeld der Forschungsstelle für geistliche Literatur des Mittelalters" vor.

Den Auftakt machte der Mittelalter-Historiker und Ordensgeschichtler Gert Melville (Dresden), der 2008/09 auch die Katholische Universität Eichstätt geleitet hatte. Er zeigte am Beispiel des heiligen Franziskus faszinierend und mit Humor auf, dass sich die Kirche schon seit Jahrhunderten im Spannungsverhältnis zwischen religiöser Autonomie von Gottsuchern und ihrer eigenen Rolle als verfasste Institution befindet – und der Heilige Geist sich mitunter gegen die Kirche zur Wehr setzen muss.

Meister Eckhart als Thema

Der seit 2021 emeritierte Eichstätter Dogmatiker Manfred Gerwing ging in seinem Vortrag über das "Buch der göttlichen Tröstung" von Meister Eckhart der Frage nach, von welcher Wirklichkeit der Autor spricht, wenn er über Gott redet. Dabei arbeitete er heraus, dass tief verankerter Glaube letztlich auf einem Erfülltsein vom Heiligen Geist gründet.

Anhand der Betrachtung eines Eckhart-Textes zum Fest Maria Magdalena illustrierte der Kölner Religionshistoriker Markus Vinzent, der am "Kings College" in London und am Max-Weber-Kolleg in Erfurt wirkt, auf welche Arten aus den mehrfach unterschiedlich tradierten mittelalterlichen Texten bestimmte historische Wirkformen identifiziert werden können.

Prinzipien bei der Zusammenstellung mittelalterlicher Sammelhandschriften beleuchteten dann die Mitarbeiterin der Eichstätter Forschungsstelle Regina Schiewer und ihr Mann, Hans-Jochen Schiewer, der Altgermanistik lehrt und zwölf Jahre lang als Rektor der Universität Freiburg wirkte. Beide hinterfragten dabei unter anderem die Orientierung der heutigen Wissenschaftspolitik an methodisch untauglichen Modebegriffen.

Parodistische Züge im Minnegesang

Im letzten Präsenz-Vortrag erörterte der Oxforder Professur-Vertreter Linus Ubl, der bald an die Hebrew University in Jerusalem wechseln wird, inwiefern Tagelieder des Minnesängers Steinmar parodistische Züge aufweisen. Dabei reflektierte er die Vielschichtigkeit der Schlüsselbegriffe des späten Minnesangs.

Per Zoom-Übertragung aus Berlin zugeschaltet wendete sich dann der stellvertretende Generalinspekteur der Bundeswehr, Generalleutnant Markus Laubenthal, an das Publikum: Er rückte die Bedeutung der Reserve in der momentanen politischen Situation in den Mittelpunkt seines Vortrags und würdigte Rudolf Weigands Leistungen in dessen jahrzehntelangem Dienst als Offizier in Spitzenverwendungen.

 
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