Laufen, schwimmen, Rad fahren: Tausende Sportlerinnen und Sportler gehen jedes Jahr in Schweinfurt beim MainCityRun und MainCityTriathlon an den Start. In den vergangenen Jahren haben sich diese Events zu einer inklusiven Sportveranstaltung für Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung entwickelt – dank großem Einsatz der Turngemeinde (TG) 1848 Schweinfurt.
Sportliche Bestleistungen sind das eine. Das andere ist, dass alle, die möchten, dabei sein können. Und dass sie mit ihren Behinderungen oder Einschränkungen anerkannt und wertgeschätzt sind. "Ein ganz normaler Umgang halt", sagt Norbert Huhn.
Der 58-Jährige ist Inklusionsbeauftragter der 250 Mitglieder starken Abteilung Laufen-Triathlon der Turngemeinde 1848 Schweinfurt. Zusammen mit etwa 20 Vereinsmitgliedern macht Huhn die Teilnahme für alle einfacher.
Inklusionsbeauftragter Norbert Huhn: "Da ist ein tolles Wir-Gefühl entstanden"
"Das fing ganz klein an", sagt Norbert Huhn. Er schätzt schon immer die besondere Atmosphäre am Schweinfurter Baggersee beim MainCityRun. 2022 hat die TG 48 zusätzlich den MainCityTriathlon ins Leben gerufen.
Gerade beim Laufen beteiligen sich viele Firmen und Schulen. Seit Jahren ist so auch die Schweinfurter Franziskus-Förderschule für geistige Entwicklung beim MainCityRun dabei. Gemeinsam mit einer Betreuerin war Norbert Huhn dabei aufgefallen, dass der kleinste Läufer ins Ziel kam, als die Uhr schon auf null stand. Das war ein Startschuss, um über mehr Inklusion nachzudenken.
"Jetzt bleibt der Zieleinlauf mit Teppich, Zielbogen und Zeitnahme auch für den Letzten offen", sagt Huhn. Eine eigene Wertung macht es zudem möglich, dass es für mehr Menschen eine Ehrung auf der Bühne gibt.
"Jede Erfahrung mit den Kindern am Samstag macht es uns allen einfacher, am Sonntag beim Triathlon ebenso normal mit erwachsenen Special-Olympics-Sportlern, den Menschen mit geistiger Behinderung, umzugehen", sagt Norbert Huhn.
Seit 2023 gibt es diese Wertung beim Schweinfurter Sportereignis. Außerdem gibt es einen Para-Olympics-Triathlon für Sportlerinnen und Sportler mit körperlicher Behinderung in neun Klassifizierungen. Sie alle gehen zusammen mit den anderen Sportlerinnen und Sportlern an den Start.
Rund 200 Mitglieder der Turngemeinde 1848 Schweinfurt sind im Einsatz
"Im ersten Jahr hatten wir noch Lernbedarf, etwa wenn es darum ging, wie ein Rollstuhl vom Schwimmstart zum Schwimmausstieg kommt", erzählt Norbert Huhn. Durch intensiven Austausch mit den Teilnehmenden im Vorfeld wurden viele Fragen geklärt. Mit einem Kern von etwa 20 Vereinsmitgliedern trifft sich Huhn schon zehn Monate vor dem Event regelmäßig, um Organisatorisches zu besprechen. An der Veranstaltung selbst helfen rund 200 TG-ler mit.
Neben den verschiedenen Klassifizierungen kümmern sich die Helferinnen und Helfer um die unterschiedliche Zeitnahme für Menschen mit Einschränkungen oder um zusätzliche Urkunden. Aber auch darum, dass es beim Triathlon in den Wechselzonen mehr Platz gibt, um beispielsweise Schwimmern an Land und in den Rollstuhl zu helfen.
"Da kam die Frage auf, wie man einen Sportler im Rollstuhl aufs Podium zur Ehrung bringt", berichtet Huhn. Tragen? Nein, das kam nicht infrage. "Wir nehmen die Podeste von der Bühne runter und stellen uns alle darum herum auf, um zu applaudieren", lautete die einfache Antwort.
Radstrecke für Rennrollstühle macht den MainCityTriathlon zu einer inklusiveren Veranstaltung
Auf Huhns Wunschzettel für einen inklusiven Triathlon stand schon lange, die Radstrecke auch für Handbikes oder Rennrollstühle zu ermöglichen. "Sie vertragen keine Steigung, brauchen mehr Platz zum Drehen und brauchen natürlich auch länger als Rennräder", erläutert er. Damit auch Tandems mit sehbehinderten Sportlerinnen und Sportlern mitfahren können, wurde die diesjährige Strecke passend ausgesucht.
Zehn Special-Olympics-Sportler waren in diesem Jahr am Start, die meisten in der Staffel. Sieben Para-Sportler beteiligten sich, darunter Menschen mit Unterschenkel-Amputation oder mit Bein-Lähmung. Auch blinde Menschen gingen an den Start. Sie sind beim Schwimmen im Baggersee und beim Laufen per Faden mit einem Begleiter verbunden.
Inklusion beim Sport ist für die Macher des MainCityRun eine Bereicherung
"Für Para-Triathleten in der Sprintdistanz haben wir heuer die bayerischen Meisterschaften ausgerichtet", sagt Norbert Huhn stolz. Auch für 2025 bewirbt sich die Abteilung wieder darum. Sie wurde vom bayerischen Triathlon-Verband angesichts der tollen Organisation auch dazu ermuntert, sich um die Ausrichtung der Deutschen Meisterschaft im Para-Triathlon zu bewerben. Zudem soll auch die Laufveranstaltung um eine Special-Olympics-Wertung für weiterführende Klassen ergänzt werden.
Die Macher empfinden die inklusive Veranstaltung als bereichernd für sich selbst. "Wir staunen selber über uns, wie einfach viele Dinge möglich werden, wenn man nur anfängt und darüber ins Gespräch kommt", sagt Huhn. Alle seien viel sensibler geworden und die Inklusion bei MainCityRun und MainCityTriathlon bekomme ihren eigenen, sinnstiftenden Wert.