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Schweinfurt
Reisende setzen in der Pandemie auf vier Wände mit Rädern
Wohnwagen und Reisemobile boomen in Zeiten kaum möglicher Pauschalreisen. Wir haben uns bei regionalen Händlern umgehört. Wie sind die Aussichten nach dem Lockdown?
Die Wiese ist grün – und voller weißer Wohnmobil-Tupfer. Diese zahlreichen Wohnmobile standen auf unserem Archivfoto Ende Juni 2020 am Stellplatz in Nordheim im Nachbarlandkreis Kitzingen.  Aufgrund der Corona-Pandemie zog es besonders viele Gäste an die Mainschleife.
Foto: Daniel Peter | Die Wiese ist grün – und voller weißer Wohnmobil-Tupfer. Diese zahlreichen Wohnmobile standen auf unserem Archivfoto Ende Juni 2020 am Stellplatz in Nordheim im Nachbarlandkreis Kitzingen.  Aufgrund der ...
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:18 Uhr

Der Urlaub 2021, das steht zu befürchten, könnte immer noch irgendwie und hoffentlich weniger als mehr unter Corona-Vorzeichen stehen. Kaum Flugreisen, Einreisebeschränkungen, Risikogebiete, geschlossene Hotels etc. Aus dem Jahr 2020 kennen die Menschen zur Genüge, wie so ein Urlaub mit Hindernissen aussieht. In Zeiten, in denen es die Pauschalreise schwer hat, suchen viele Menschen ihr Heil in der Individualreise und nehmen dazu gleich noch ihre "eigenen vier Wände" mit. Das geht am besten, wenn man vier Räder an seinem "Wohnzimmer" hat. Wir haben uns bei einigen Anbietern von Wohnmobilen und Wohnwagen in der Region umgehört, um zu erfahren was Corona mit dieser Branche gemacht hat. Eine Branche, die sich wie alle anderen nicht systemrelevanten auch noch bis vorerst Mitte Februar im Lockdown befindet, aber dennoch einigermaßen zuversichtlich auf die Zeit danach blicken kann.     

Michael Höchemer von "Wohnwagen Höchemer Mobile" in Grettstadt hat sich auf gebrauchte Wohnanhänger spezialisiert. Das Geschäft würde prima laufen, wenn da nicht erstens der Lockdown und zweitens ein buchstäblich leer gefegter Gebraucht-Wohnwagen-Markt wäre, so seine Einschätzung. "Der Markt ist leer, die Nachfrage nach gebrauchten Wohnwagen war im vergangenen Jahr enorm, auch für heuer gibt es  viele Anfragen." Das habe sich natürlich auch auf die Preise ausgewirkt. "Die Menschen wollen Urlaub machen", so Höchemers Erfahrung. Reiselustige, die im vergangenen Jahr zum Beispiel keine Kreuzfahrt machen konnten, seien nicht selten auf Wohnwagen oder Reisemobil umgestiegen.       

Nur relevante Reparaturen im Lockdown

Es gebe auch viele Neueinsteiger in diesem Bereich, die gerne mit einem gebrauchten Wohnwagen erste Erfahrungen sammeln möchten. Online verkaufen könnte er, das würde bedeuten, dass der Kunde sich seine rollenden vier Wände im Netz aussucht und dann ohne direkten Kontakt zum Verkäufer und ohne Einweisung auf dem Hof abholt. "Das geht gar nicht", so Höchemer, denn so eine Wohnwagen-Übergabe erfordere sehr viel Erklärungsarbeit im Hinblick auf die Technik und die Möglichkeiten des Fahrzeugs. Auch Reparaturen darf er im Lockdown nicht durchführen, da es sich um Fahrzeuge, die zu Urlaubszwecken genutzt werden, handelt, also nicht so relevant sind wie ein für die Fahrt zur Arbeit genutzter Pkw. Einem Schausteller zum Beispiel, der sein Fahrzeug für die Ausübung seines Berufes braucht, dürfte er den Wohnanhänger dagegen reparieren.         

Die Vorteile eines Wohnwagens, weiß auf unserem Archivfoto vom April 2017 auch diese Kohlmeise zu schätzen. In Zeiten der Pandemie entdecken auch die Menschen den Wohnanhänger wieder neu. Der Markt für Gebrauchte ist leer gekauft, die Nachrage nach neuen Modellen steigt.
Foto: Martina Müller | Die Vorteile eines Wohnwagens, weiß auf unserem Archivfoto vom April 2017 auch diese Kohlmeise zu schätzen. In Zeiten der Pandemie entdecken auch die Menschen den Wohnanhänger wieder neu.

Auch bei der Caravan Thein GmbH im Gewerbegebiet Hainig, dem laut Website weltweit größten Fendt-Vertragshändler, geht die Nachfrage nach oben. "Der Markt ist gut", dafür sorgen auch viele Anfragen von Neu-Campern, die in solchen Zeiten diese individuelle Art zu Reisen für sich entdecken, so Geschäftsführer Wolfgang Thein. Nach wie vor seien es eher die etwas älteren Semester, die diese Art zu Reisen für sich entdecken. "Die Lebensversicherung ist ausbezahlt und man erfüllt sich Träume." Der Trend mache sich nicht nur bei Wohnanhängern und klassischen Reisemobilen bemerkbar, sondern vor allem auch im Bereich der sogenannten Kastenwagen. Fahrzeuge, die alles bieten, die aber noch ohne Alkoven auskommen und daher auch von den Dimensionen her nicht ganz so wuchtig sind. Schwierig sei die Situation dennoch, denn das oberste Ziel der Firma – Kundenzufriedenheit – lasse sich natürlich am ehesten im direkten Kundenkontakt erreichen.     

Um diesen auch in Zeiten von geschlossenen Geschäften und Distanz zu ermöglichen, setzt man voll auf die Digitalisierung des Angebots. Etwa 380 Wohnwagen und Reisemobile stehen auf dem Hof, so gut wie alle sind digital einsehbar, ergänzt Michael Kießling, bei Thein zuständig für das in Corona-Zeiten enorm wichtig gewordene Online-Marketing. Das Online-Portal wurde zwar schon vor der Pandemie aufgebaut, kann aber in Zeiten, in denen kein Kundenkontakt möglich ist, seine Trümpfe ausspielen. Mittels Kamerafahrt kann der Kunde das Fahrzeug erkunden und auch direkt mit einem Kundenberater in den Chat-Dialog treten und sich die Feinheiten eines Fahrzeugs erklären lassen.

Unter bestimmten Bedingungen (FFP2-Maske etc.) sind zum Beispiel für Waren aus dem Campingbereich auch Abholungen möglich. Dafür sollte man auf der Homepage einen Termin ausmachen. Der Großteil der Kunden aber nutze die Online-Möglichkeiten, um sich so weit als möglich über sein Wunschfahrzeug zu informieren, um es dann, wenn es wieder möglich ist, vor der endgültigen Kaufentscheidung noch einmal "live" unter die Lupe zu nehmen.         

Kastenwagen boomen seit Jahren und haben in der Pandemie noch einmal zugelegt 

Sich auf der Homepage informieren, anrufen und sich ein Zeitfenster für die Abholung zuweisen lassen. Darauf setzt auch Caravan-Grebner in Euerbach bei seinem Lockdown-Service für Campingfreunde. "Call and collect" heißt dort das Abhol-System mit integriertem Schutz- und Hygienekonzept. Auch Thomas Plass von Caravan-Grebner berichtet von starker Nachfrage sowohl nach Wohnwagen als auch nach Reisemobilen. Kastenwagen boomen seit Jahren. Der Trend habe mit Corona noch einmal angezogen, die Hersteller könnten teilweise kaum so schnell liefern, wie die Autos verkauft wurden. Ein Jahr Lieferzeit sei keine Seltenheit, die Verweildauer von Bestandsfahrzeugen auf der Verkaufsfläche habe im Gegenzug deutlich abgenommen, so Plass. Auch für 2021 zeichne sich aufgrund der Anfragen ab, dass dieser Trend anhält.     

Eine Renaissance habe der Wohnwagen erlebt. Vor allem auch Jüngere und Familien mit Kindern entdecken das angehängte Wohnzimmer wieder neu. In Zeiten, in denen es nicht so einfach ist mit der Reise "14 Tage ans Meer mit der ganzen Familie", satteln doch einige auf diese Art zu reisen um. Wer sich noch nicht sicher ist, ob es für ihn das Richtige ist, Dusche, Küche und Bett immer hinter sich zu haben, der mietet sich ein Wohnmobil, um genau dies herauszufinden. Caravan Grebner vermietet auch und hatte 20 Prozent mehr Buchungen für seine Mietfahrzeuge.          

 
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  • G. B.
    Die echten Umweltschützer fahren ja auch nach Schweden zum Camping. Weil man da die Wildnis noch so schön zerstören, äääh genießen kann.
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  • R. D.
    Reisende setzen in der Pandemie auf vier Wände mit Rädern... und schleppen den Virus damit überall hin. Warum kann man nicht mal zuhause bleiben?
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  • B. H.
    Da bin ich ganz Ihrer Meinung - wir haben auch ein Wohnmobil und hatten schon im Sommer 2020 unsere Aktivitäten sehr zurückgefahren. Waren einige Wochen in Deutschland unterwegs, immer geschaut, dass genügend Platz war. Dusche und Toilette haben wir im Womo genutzt, obwohl dann die Sanitäranlagen wieder auf waren. Für 2021 warten wir einfach mal ab bis evtl. nach einer Impfung. Man muss auch mal verzichten können, so schlimm finden wir das nicht. Und ein „Recht“ auf Reisen und Spaß ist Blödsinn, wenn es um die Gesundheit geht.
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  • H. S.
    Kein Urlaub ist sicherer, als der mit dem Wohnmobil! WC und Dusche an Bord, lediglich beim Einkaufen trifft man Leute, so wie zuhause eben auch. Leute die keine Ahnung haben, sollten bei solchen Artikeln einfach mal NICHTS schreiben....
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  • R. D.
    Warum schon wieder andere beleidigen? Weil Sie keinen Respekt, keinen Anstand und keine Ahnung haben? Schauen Sie sich doch mal auf den Campingplätzen um. Nur weil man sein eigenes Gefährt dabei hat gibt es weniger Kontakt? Weniger Gelegenheiten andere anzustecken? In einem Hotel hat übrigens auch jeder seine eigenes WC und seine eigene Dusche.
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  • H. S.
    @eiwonner.....wenn sie keine Ahnung haben, warum schreiben sie überhaupt was? Sie behaupten doch, die Camper würden den Virus verteilen...gehts noch? Wie kommen sie denn in ihr Hotel? Hören sie bitte auf da was D. Nuhr gesagt hat, danke.
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  • R. D.
    oder sie haben keine Ahnung und krakelen hier mur herum.
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  • U. S.
    Die grosse Freiheit in Einsamkeit war einmal. Inzwischen stehen die Mobile eng an eng und die Plätze werden noch enger wenn endlich wieder gefahren werden darf. Wo da keine Ansteckungsgefahr sein soll muss mir wirklich erst einmal erklärt werden. Wenn der eine aus dem Fenster hustet dann kommen die Viren auf dem Tisch des Nachbarn an der direkt neben dem eigenen Mobil steht. Jeder Discounter ist sicherer als Urlaub mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen. Wobei letztere nur auf Campingplätze dürfen, da ist noch etwas mehr Abstand vorhanden. Dafür darf man dann Gemeinschaftsduschen und -toiletten benutzen was den Sicherheitsaspekt sofort wieder relativiert.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • M. K.
    Das ist wirklich so, mit Glück konnten wir ein für uns brauchbares Wohnmobil finden, der Markt ist echt fast leer. Dafür hoffen wir Aufgrund des Booms, unseren Wohnwagen verkaufen zu können, den wir Ende Februar inserieren werden. Mein Tipp an Wohnmobil Einsteiger: Erst mal eines mieten und dann sehen, wie man damit klar kommt- es gibt sehr unterschiedliche Aufbauten. Beim Buchen nicht zu lange zögern, noch sind aufgrund des Lockdowns viele frei.
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