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Ostheim/Schwanfeld
Reichsbürger-Razzia: Ex-Soldaten aus der Rhön und dem Raum Schweinfurt spielten Schlüsselrollen bei Umsturzplänen
Ein Überlebenstrainer und ein Schießtrainer aus Unterfranken gehören zum engeren Zirkel der mutmaßlichen Verschwörer. Was jetzt bekannt wird.
In Karlsruhe bringen Polizisten eine Festgenommene per Hubschrauber zum Ermittlungsrichter: Die Bundesanwaltschaft hat am Mittwochmorgen mehrere Menschen aus der sogenannten Reichsbürger-Szene im Zuge einer Razzia festnehmen lassen - darunter auch zwei in Unterfranken.
Foto: Uli Deck, dpa | In Karlsruhe bringen Polizisten eine Festgenommene per Hubschrauber zum Ermittlungsrichter: Die Bundesanwaltschaft hat am Mittwochmorgen mehrere Menschen aus der sogenannten Reichsbürger-Szene im Zuge einer Razzia ...
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:19 Uhr

Nur Minuten vor Beginn der Razzia gegen die sogenannte Reichsbürgerszene am Mittwoch hatte einer der über 50 Verdächtigen noch auf Telegram drohend gepostet: "Es wird sich alles drehen: die bisherigen Staatsanwälte und Richter sowie zuständigen Leiter der Gesundheitsämter samt Vorgesetzten werden sich bald auf der Anklagebank in Nürnberg 2.0 wiederfinden." Nun sitzen 25 Verschwörer selbst in der Zelle, weitere könnten laut Generalbundesanwalt Peter Frank folgen.

Wie die Ermittler den Verdächtigen auf die Spur kamen

Am Tag nach der Razzia zeigt sich: Im Visier der Ermittler waren – bereits früher als bisher bekannt – zwei Männer in Unterfranken. Die beiden Ex-Soldaten sollen nach Informationen aus Ermittlerkreisen Schlüsselfiguren bei der geplanten Reichsbürger-Revolte gewesen sein.

Dies gilt besonders für Überlebenstrainer Peter W., dessen Spuren Ermittler nach Ostheim vor der Rhön (Lkr. Rhön-Grabfeld) verfolgten. Der ehemalige Fallschirmjäger soll dort – in der Nähe mehrerer Bundeswehr-Einrichtungen – nicht mehr gewohnt, sondern ein Postfach betrieben haben, das bei Ermittlern lebhaftes Interesse weckte. Das sagen Fahnder, die bei der Durchsuchung dabei waren.

Hinweise bei Ermittlungen zur Lauterbach-Entführung

Festgenommen wurde W. in einem Haus im Landkreis Bayreuth. Über ihn, das bestätigen die Ermittlungsbehörden inzwischen, sei man der Gruppe im Frühjahr 2022 auf die Spur gekommen – bei Nachforschungen zu Entführungsplänen der Chat-Gruppe "Vereinte Patrioten" gegen Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Dem "Nordbayerischen Kurier" zufolge wurde bereits im April die Wohnung von W. wegen des Verdachts auf illegalen Waffenbesitzes durchsucht. Dabei stießen die Beamten auf Schusswaffen, Munition, Magazine, eine Handgranatenattrappe und vor allem auf seine Kontakte zu ehemaligen Elite-Soldaten des Kommandos Spezialkräfte KSK. Deren Kaserne in Calw in Baden-Württemberg wurde nun ebenfalls durchsucht.

Und dort will W. selbst als Soldat gewesen sein, heißt es auf seiner Internetseite. Das war laut bestätigten Angaben von Ermittlern der Anfang für umfangreiche Überwachungen der Verschwörer, die sich seit November 2021 regelmäßig trafen.

Der "militärische Arm"

Ein Teil der Gruppierung ist der "militärische Arm", sagt die Bundesanwaltschaft. Einige der über 50 unter Verdacht stehenden Mitglieder waren früher bei der Bundeswehr. Dieser Teil der mutmaßlichen Terror-Gruppe sollte "die geplante Machtübernahme mit Waffengewalt durchsetzen", offenbar nach dem Vorbild des Sturms auf das Kapitol in Washington im Januar 2021.

Peter W. gehörte laut dem aktuellen Ermittlungsstand zum Führungsstab dieses "militärischen Arms". Dazu sagt jetzt die Bundesanwaltschaft: "Der Führungsstab befasste sich mit der Rekrutierung neuer Mitglieder, der Beschaffung von Waffen und anderen Ausrüstungsgegenständen, dem Aufbau einer abhörsicheren Kommunikations- und IT-Struktur, der Durchführung von Schießübungen sowie Plänen für die künftige Unterbringung und Verpflegung der 'Heimatschutzkompanien'."

Überlebenstrainer mit Interesse an Stacheldraht

W. bietet unter dem Namen "Wolfszeit Naturkraft" Seminare als Survival-Trainer an. Dem "Nordbayerischen Kurier" erklärte er 2016: "In meinen Urban-Survival-Seminaren bringe ich den Leuten unter anderem bei, Stacheldraht richtig zu verwenden. Damit lässt sich ein Balkon gegen Eindringlinge abschotten – aber auch das Treppenhaus. Das ist wichtig."

Chef des "militärischen Arms" soll Rüdiger von P. gewesen sein. Der ehemalige Oberstleutnant war bis April 1996 Kommandeur des Fallschirmjägerbataillons 251 in Calw, einer Elitetruppe der Fallschirmspringer, und W.'s früherer Vorgesetzter. Aus dem Bataillon ging 1996 das KSK hervor. P. stand bereits damals im Verdacht, Waffen beiseitegeschafft zu haben, schrieb die "Zeit". 

Schießtrainer in der Freizeit?

Mitglied des militärischen Zweiges soll auch Harald P. gewesen sein, ein früherer Zeitsoldat, der nach Angaben von Nachbarn erst vor etwa zwei Jahren nach Schwanfeld (Lkr. Schweinfurt) gezogen war. Nachbarn beschreiben ihn als ruhig und unauffällig. "Nur über Corona durfte man nicht mit ihm reden", sagt einer: "Da glaubte er, dass Bill Gates uns Chips einsetzt bei der Impfung."

Die Bundesanwaltschaft wirft P. vor, für die Bewaffnung der Gruppe zuständig gewesen zu sein. Außerdem soll er laut Bayerischem Rundfunk mitgeholfen haben, Schießübungen abzuhalten und eine abhörsichere Kommunikationsstruktur aufzubauen. Die Gruppe plante sogenannte Heimatschutzkompanien. Auch in diese Vorbereitungen soll der Mann aus Unterfranken involviert gewesen sein.

Kasernen ausgekundschaftet

Unterdessen soll die Gruppe mehrere Kasernen in Bayern, Hessen und Baden-Württemberg ausgekundschaftet haben. Ob dabei auch Standorte in Unterfranken wie Hammelburg, Veitshöchheim oder Volkach eine Rolle spielten, ließ die Bundesanwaltschaft bisher offen.

Der Verteidigungsausschuss des Bundestages will sich intensiv mit der militärischen Dimension des Falles befassen, der bis in die Elite-Kampfeinheiten der Bundeswehr hineinreicht: "Wir werden diese braune Suppe austrocknen", kündigte die Ausschussvorsitzende Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) an.

 
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    Ich hoffe die Gruppierung bekommt hinter Gittern genügend Zeit über ihre Raikalisierung nachzudenken. Solche Menschen haben in unserem Land nichts mehr verloren. Ab auf eine kleine Insel, da können sie ihr eigenes Ding machen. Und Tschüß!!!
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    Der Staat schaut jahrelang dem Treiben zu (nicht nur in der Reichbürgersache) und muss sich dann von genau solchen, der Gesellschaft längst abgewandten Personen vorwerfen lassen, dass man in Deutschland "unfrei" sei etc..

    Ich hab eher das Gefühl, dass jedermann in Deutschland machen kann was er möchte ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Schaut dann der Gesetzgeber doch mal genauer hin endet es oftmals in einem Tadel oder geringen Strafen aber mehr nicht.

    So lange sich der Staat weiter so auf der Nase herumtanzen lässt, so lange wird es diverse Umtriebe geben über die man nur den Kopf schütteln kann.

    Eine kleine Minderheit nimmt sich Freiheiten heraus und posaunt öffentlich genau das Gegenteil.

    Diesen Leuten empfehle ich mal einen längeren, bewussten Aufenthalt in totalitären Staaten. Aber mit wenig Grips und HarzIV Einkommen ist das für die meisten nicht zu finanzieren. Sie müssen ihr Geld ja eher noch an ihre "Anführer" spenden die meist eh schon in Geld schwimmen.
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    Eigentlich hat in Deutschland jeder das Recht auf eine eigene Meinung.
    Wenn demnächst 50% der deutschen Bevölkerung die gleiche Lebenseinstellung und Werte-Empfindung wie diese festgenommenen hat, dann hat sich Deutschlands Bevölkerung eben verändert. Das können dann die anderen 50% nicht verhindern.
    Schuld sind zB. Meldungen über Asylbewerber, die kleine Mädchen auf ihrem Schulweg erstechen.
    Da helfen dann keine Mitleidsbekundungen der Politiker, um die Bevölkerung zu beruhigen.
    Da entsteht einfach nur Wut.
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  • E. L.
    Was hat ihr Kommentar mit den Deep-State-Verschwörungstheorien der jetzt Festgesetzten zu tun? Nichts. Denn Meinung in ihrem Sinn, hat mit dem, was sie vor hatten, offensichtlich nichts zu tun.
    Was für ein Unfug, den sie da verzapfen.
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  • A. F.
    Das scheint ein Fass ohne Boden zu sein, was sich da auftut.
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  • P. K.
    Der Schwanfelder Reichsbürger ist ja auch in seiner Funktion als Betreiber einer IT-Consulting Firma potentiell gefährlich. Seine Kunden sollten durchaus mal überprüfen lassen was er auf ihren Rechnern so gemacht hat.
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  • D. P.
    … und am Ende waren die Drohnen über den Kasernen gar nicht von den Russen. Natürlich nur reine Spekulation und man muss die Ermittlungen abwarten. Wundern würde es mich aber gar nicht.
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  • G. H.
    war auch gestern schon mein Gedanke!
    Scheint ja wohl naheliegend...im Auftrag der Ru....
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  • C. W.
    Pension streichen!!!
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    Mit Anstreichern hat unser Land keine guten Erfahrungen gemacht und Hotels und Pensionen werden beim derzeitigen Renovierungsboom doch ohnehin schon in großer Zahl gestrichen.
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