Pflügt da wirklich eine Störtebeker-Kogge durch die Wellen, vorbei an der Hamburger Elbphilharmonie? Erlaubt ist, was gefällt. Photoshop-Einsatz ist kein Tabu bei der 34. Ausstellung des „Fotokreises Schwanfeld“ in der Aula der Verbandsschule. Ansonsten zählen vor dem Klick der richtige Blick und viel Geduld.
Die Werkschau ist auch 2018 sehr gut besucht. Vorsitzender Ekkehard Römmelt rechnet mit bis zu 800 Besuchern, die nicht nur von der berühmten Kaffee & Kuchen-Bar angelockt werden. Es gibt viel Lob, auch von befreundeten Fotografen wie Jerry-Louis Ruff. Der Künstler vom Fotoclub Würzburg zeigt Aussteller Heinz Peks Fotos, die seine Drohne am Main aufgenommen hat. Das fliegende Kamera-Auge ist ein kleines Wunderwerk der Technik, das automatisch zum Besitzer zurückkehrt, sobald der Akku an die Grenzen kommt.
Motivsuche im Indischen Ozean
Acht Kilometer Reichweite wären den reisefreudigen Fotografen des Schwanfelder Clubs aber zu wenig. Sven Peks, Vorjahressieger der Publikumswertung, war gerade wieder unter Wasser auf Motivsuche, im Indischen Ozean. Seine „Dreizinnenhütte unter der Milchstraße“ ist als Bombastbild aus den Dolomiten großformatiger Hingucker. Zusammen mit Vater Heinz Peks hat er einige dramatische Bilder gesammelt. Zu sehen sind die Einöden Islands, mit Geysir, Eisdrache, Flugzeugwrack, Wasserfällen.
Dazu gesellt sich im Kontrast ein Farbenrausch vom Ganges: Strenggläubige versammeln sich kahlgeschoren und fast nackt am heiligen Fluss der Hindus. Die Verbrennung der Toten an den Flusstreppen zu fotografieren, ist eigentlich verboten. „Die hundert Dollar Strafe habe ich gerne bezahlt“, erinnert sich Fotograf Heinz Peks. Das Geld käme Frauen zugute, die an den „Ghats“ Sterbende begleiten. Wird die Asche in den Ganges gestreut, findet die Seele Eingang in den ewigen Kreislauf der Wiedergeburt.
Archaischer muten nur noch die Dschungelkrieger aus Westpapua an, die Simone Bauer besucht hat. Die Hergolshäuserin fühlt sich gerade den entlegensten und „ärmsten“ Weltgegenden nahe, wie Burkina Faso, Namibia, Bangladesch: „Es ist wie eine Sucht“. Die ganze Familie, Mona, Simone und Stefan Bauer, sieht die Welt mittlerweile durch den Kamerasucher. Im indonesischen Hinterland ging Bauer fotografisch auf „Kopfjagd“ – und begegnete unter anderem alten Frauen, die sich aus ritueller Trauer um Angehörige noch selbst Finger abgeschnitten haben.
Scheinbar vertrautes aus neuer Perspektive
Auch das scheinbar Vertraute und Alltägliche wird aus neuer Perspektive betrachtet, von der Pflanze über den Oldtimer bis hin zu Kirchturm und Mond. Insgesamt 155 Werke sind zu sehen, dazu 70 Schwarzweißfotos des Tagblatt-Mitarbeiters und ehemaligen Lehrers Helmut Bausenwein: Porträts von Schwanfeldern, aus den Jahren 1996 bis 2001. Erstmals dabei ist Tierfotograf Rudolf Lenhart. Andre Seiffert, Rosi Angel und Petra Wissmann zählen ebenfalls zu den Debütanten. Ausstellungs-Veteranen sind Dittmar Füßer, Günther Back, Edgar Feindt, Claudia Schlör, Frank Kirchner, Andrea Weber, Udo Wiek, Claus Jauernig, Josef Walz und Roland Weisenberger. Und natürlich Dr. Ekkehard Römmelt selbst, der immer wieder das Stethoskop mit dem Objektiv vertauscht und eindrucksvolle Reisebilder mitgebracht hat, etwa Marktszenen aus Nordafrika.
Entstanden ist der Fotokreis aus einem vhs-Kurs. Mittlerweile passen die Club-Erfolge kaum noch auf ein Foto. Seinem „Stammsitz“ ist der Kreis dennoch treu geblieben: Den Kalender mit den Schwanfelder Impressionen 2019 gibt es wie gewohnt in der Praxis von Dr. Römmelt.