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Schweinfurt
Rassistische Schriftstücke: Schweinfurter Imbissbesitzer auf der Suche nach Gerechtigkeit – Polizei ermittelt
Vor einem Schweinfurter Imbiss taucht ein diskriminierender Zettel auf. Der Besitzer berichtet von seinen Erfahrungen. Und sein Fall ist nicht der einzige.
Mhd Al-Abassi, Imbissbesitzer in Schweinfurt. Vor seinem Geschäft wurden rassistische Schriftstücke angebracht.
Foto: Bassel Matar | Mhd Al-Abassi, Imbissbesitzer in Schweinfurt. Vor seinem Geschäft wurden rassistische Schriftstücke angebracht.
Bassel Matar       -  Bassel Matar ist gebürtige Syrer. In seinem Heimatland hat er Journalismus studiert und war dort unter anderem als Sportreporter tätig. Seit 2015 lebt er in Deutschland. Er hat in verschiedenen Bereichen gearbeitet, unter anderem auch als Dolmetscher. Bassel Matar ist seit April 2024 Volontär bei der Main-Post.
Bassel Matar
 |  aktualisiert: 28.01.2025 02:36 Uhr

Es ist weit nach Mitternacht und still in den Straßen von Schweinfurt. Ein Unbekannter schleicht durch die Finsternis, in seiner Tasche ein Zettel mit diskriminierenden Sprüchen. Er nähert sich dem kleinen Imbiss in der Schweinfurter Schützenstraße. Mit einer raschen Bewegung heftet er den Zettel vor dem Laden an. 

So interpretiert Mhd Al-Abassi das, was er auf den Bildern seiner Überwachungskamera sehen konnte. "Ich war an diesem Tag bis Mitternacht im Laden und habe gearbeitet. Leider lässt der Winkel der Überwachungskamera keine hundertprozentige Identifizierung des Täters zu, weil sie nur vor der Tür des Ladens filmen darf", sagt der 34-Jährige.

Die Nacht, in der das Plakat vor seinen Laden geklebt wurde, ist von Mittwoch auf Donnerstag. Am Donnerstagmorgen kommt Mhd Al-Abassi in seinen Laden und bemerkt den Zettel. Er liest aufmerksam, was darauf steht. "Ich war nur traurig beim Lesen des Zettels, das ist alles", sagt er mit einer Stimme, die die Schwere seiner Emotionen nicht verbergen kann. 

Imbissbesitzer: Nicht die erste rassistische Anfeindung

Der 34-jährige Imbissbudenbesitzer lebt seit zehn Jahren in Schweinfurt und versucht, die schlimmsten Erinnerungen seiner Vergangenheit zu vergessen. Wie ein schwarzes Loch im Herzen beschreibt er seine Situation nach der Flucht aus Syrien. "Was ich dort während des Krieges erlebt habe, ist schrecklich und entsetzlich", sagt der Mann.

Der Vorfall ist für Mhd Al-Abassi in der Form neu, aber inhaltlich vertraut. Er habe sich schon lange mit einem Nachbarn herumgeschlagen, der seine Existenz als solche ablehne: "Er stand schon einmal bei mir im Laden und hat auf Englisch geschrien: 'Go Home', wir sind die Deutschen und wollen euch hier nicht." Der Vorfall sei vor Gericht gelandet, der Nachbar verurteilt worden.

Polizei hat Täter noch nicht identifiziert

Die Antidiskriminierungsstelle für Mittel- und Unterfranken (M.U.T.) verurteilt in einer Pressemitteilung "derartige Hetze aufs Schärfste und informiert über Unterstützungsangebote für Menschen, die von rassistischer Diskriminierung und Gewalt betroffen sind". Und weist auch darauf hin, dass der Fall kein Einzelfall ist. 

Das bestätigt auch die Schweinfurter Polizei auf Anfrage der Redaktion: "Nach derzeitigem Ermittlungsstand steht das fragliche Schriftstück im Zusammenhang mit weiteren anti-muslimischen Schriften im Stadtgebiet", so Polizeisprecher Florian Leimbach. Zwischen dem Vorfall bei Mhd Al-Abassi und den anderen Vorfällen im Stadtgebiet gibt es laut Leimbach "inhaltliche Überschneidungen".

Wie Leimbach erklärt, arbeitet die Polizei mit verschiedenen Methoden daran, den Täter zu finden, unter anderem mit der DNA-Analyse: "Leider liegen derzeit noch keine Ergebnisse der DNA-Analyse vor, sodass es noch nicht möglich ist, einen Tatverdächtigen zweifelsfrei zu identifizieren." Leimbach betont aber: "Die Ermittlungen dazu laufen natürlich weiter".

"Ich arbeite, seit ich nicht mehr Deutsch lernen muss, und ich erfülle alle meine Verpflichtungen und halte mich an alle Regeln, aber manchmal ist es sehr schwer, das Gefühl zu haben, dass man dort, wo man lebt, abgelehnt wird, egal, was man tut", sagt Mhd Al-Abassi mit einem Anflug von Verzweiflung in der Stimme. 

 
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Kommentare
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  • Martin Arold
    Der Staat kann dagegen nur bedingt etwas machen, wenn eine gewisse Partei diese Hetze wohlwollend aufnimmt. Eine Partei die keinerlei Verständnis zeigt für Flüchtlinge und das was sie erlebt haben. Mich macht es Stolz, das wir Menschen die aus Krieg und Terror flüchten aufnehmen. Wenn wir all diese Menschen wieder zurück schicken, dann wird bei uns gar nichts mehr funktionieren. Busse und Züge fahren nicht mehr, Supermärkte schließen, Ärzte, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen gibt es dann auch viel zu wenig und viele andere Dinge funktionieren nicht mehr. Vernünftige soziale Menschen wollen so etwas nicht. Die Welt hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert, es ist nicht fest geschrieben das alle Menschen dort wo sie geboren wurden auch Leben und Arbeiten wollen. Deshalb macht es keinen Sinn auf Ausländer zu schimpfen. Weniger Egoismus und Ängste würde ich mir wünschen, mehr Zuversicht, denn niemand hat es sich verdient in Deutschland geboren worden zu sein statt in Syrien bspw.
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  • Jochen Behr
    Genau, es war die AfD für Sie.....
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  • Erich Spiegel
    Leider ist es sehr leicht Hass und Zwietracht zu sähen. Besonders in den sozialen Medien wird ordentlich gehetzt. Wenn der Staat das Phänomen nicht in den Griff bekommt, sieht es schlecht aus für die Demokratie. In Rumänien hat überraschenderweise ein rechtsradikaler Politiker die Präsidentenwahl gewonnen. Laut Medienberichten wurde er von Tik-Tok massiv unterstützt. Tik-Tok steht unter der Fuchtel der chinesischen Regierung. Das zeigt, dass ausländische Demokratiefeinde wie China und Russland Besorgnis erregend an der Demokratie sägen.
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  • Erich Spiegel
    Ein paar Idioten vergiften das Klima zwischen Deutschen und Zuwandern. Den Zuwanderern erklären dann Herren wie z.b. der türkische Diktator Erdogan dass sie von den Deutschen schlecht behandelt werden. Leider fällt seine Botschaft auf fruchtbaren Boden. Bei der letzten Wahl haben 2/3 der Deutschtürken ihn gewählt. Bei der Fußball EM wurde tausendfach der Wolfsgruß der türkischen rechtsradikalen“ Grauen Wölfe“ in den Stadien gezeigt. Beunruhigend ist, dass es handelt sich nicht um Einzelfälle handelt! Wahrscheinlich sitzen in ein paar Jahren seine rechtsradikalen Bundestag. Er hat eine Partei namens "DAVA" gegründet. So will er auf die deutsche Politik Einfluss nehmen. Ich vermute in Zukunft ist eine vernünftige Politik nicht mehr möglich, weil im Bundestag ein Sauhaufen aus Demokratie-Feinden sitzt. Aus den genannten Gründen bin ich gegen weitere Zuwanderung. Fachkräftemangel ist eher das kleinere Übel. Was nützen ausländische Fachkräfte, wenn es bürgerkriegsähnliche Unruhen gibt
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  • Helmut Jira
    Das tut mir sehr leid für dich. Ich kenne deinen Laden in der Schützenstraße sehr gut und hole mir dort sehr gerne einen Döner den ich übrigens nur empfehlen kann. Da gibt es so ein blödes Sprichwort: Jeden Tag steht irgendwo ein Dummer auf ! Es ist leider so
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  • Christa Bullmann
    Ich sage es immer wieder, Menschen, die solche rassistischen Schriftstücke verfassen sollten sich mal in ein Flüchtlingslager begeben dann ändert man vielleicht mal seine Meinung über Flucht und Flüchtlinge. Ich kann da Dadaab in Kenia empfehlen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Johannes Bullmann, MPA
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  • Martin Arold
    Das Gegenteil von Hass und Hetze ist Nächstenliebe. Die führt uns zusammen. Unterschiedliche Kulturen arbeiten zusammen und feiern zusammen:-) Das ist für alle Menschen bereichernd, man muss sich nur beschenken lassen. Also nicht kompliziert/ schwer. Alles Gute Mhd- Al Abassi.
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