Unter dem Motto "Bunt steht uns am besten" hatte das Bündnis "Schweinfurt ist bunt" am Donnerstag anlässlich des Internationalen Tags gegen Rassismus dazu aufgerufen, ein Zeichen gegen Rassismus und für Vielfalt zu setzen. Zahlreiche Schweinfurterinnen und Schweinfurter waren, zum Teil mit Schildern und Bannern ausgestattet, dem Ruf gefolgt.
Nach Schätzungen der Veranstaltenden nahmen rund 800 Menschen an der Kundgebung auf dem Schweinfurter Marktplatz teil. Laut Schätzungen der Polizei sind es rund 400 Teilnehmende gewesen. "Der heutige Tag ist ganz eindeutig bunt", eröffnete Agnes Conrad, Co-Sprecherin von Schweinfurt ist bunt, die Veranstaltung. Doch das sei nicht immer so. Denn alltäglicher Rassismus sei nach wie vor ein schwerwiegendes Problem, so Conrad.
"Noch immer gilt etwa jede zehnte Person in Deutschland als fremdenfeindlich. Wir haben es mit rechtsextremen Parteien zu tun, die eine absolut abartige Rhetorik bedienen. Sie hetzen gegen Migrantinnen und Migranten und ganz besonders gegen unsere Asylantinnen und Asylanten", sagte Conrad. Noch immer hätten nicht alle Personen die Freiheit, "frei von Angst bunt zu sein", sagte sie.
Dass Rassismus auch in Schweinfurt nach wie vor eine Rolle spielt, zeigten die Erfahrungsberichte einiger Rednerinnen.
Betroffene berichteten von ihren Erfahrungen mit Rassismus
"Es ist wichtig zu verstehen, dass eine dunkle Hautfarbe nicht automatisch mit einer bestimmten Herkunft oder kulturellen Identität verbunden ist. Es gibt eine Vielzahl an ethnischen Gruppen und Ländern, aus denen Menschen mit einer dunklen Haut stammen, und es ist wichtig, diese Vielfalt anzuerkennen und zu respektieren", sagte eine der Sprecherinnen, Amanda van Winkle.
Sie berichtete über ein Theaterstück in der Schule ihrer Tochter, in dem rassistische Stereotype über schwarze Menschen transportiert wurden, von Beleidigungen mit dem N-Wort aus ihrer eigenen Vergangenheit und Menschen, die ihr ungefragt in die Haare fassen, "als wäre ich ein Hund".
Eine weitere Sprecherin, Zeynep Tebesir, berichtete von der Ablehnung und Überforderung, die ihr an ihrer Schule entgegenschlug, als sie sich mit 13 Jahren dazu entschloss, ein Kopftuch zu tragen. "Mir wurde gesagt: Du musst das abnehmen oder nach Hause gehen", erinnert sie sich. Ein Vorfall, der ihr bis heute nahegehe.
Um ihrer Überzeugung treu bleiben zu können, habe sie sich schließlich dazu entschlossen, die Schule zu wechseln. "Wie mir geht es vielen anderen Mädchen auch. Den Leuten muss bewusst sein: Ich bedecke nicht meinen Verstand, nur meine Haare", so Tebesir.
Auch Durukan Özcan, Vorsitzender des Integrationsbeirats in Schweinfurt, brachte seine Sorge angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen zum Ausdruck. "Rechtsextremistische Gewalt, rechte Ideologie und Rassismus sind wieder stark auf dem Vormarsch und werden wieder salonfähig. Dem gilt es vehement zu widersprechen", rief er die Anwesenden auf.
"Es ist fünf vor zwölf. Zeit zu handeln, zusammenzustehen, Haltung zu zeigen und unsere Stimme zu erheben für die Demokratie und unsere Werte und die Bürger dieser Stadt zu schützen", so Özcan. Stephan Eschenbacher, Pfarrer der Pfarrei Heilig Geist Schweinfurt, appellierte an die Hoffnung im gemeinsamen Widerstand gegen Ausgrenzung und zeigte sich gegenüber der eigenen Institution durchaus selbstkritisch.
"Die Kirche hat in ihrer langen Geschichte sehr oft gegen Grundsatz der gleichen Würde für alle und damit gegen die Botschaft Jesu verstoßen und tut es auch bis heute", so Eschenbacher. Im Anschluss an die Kundgebung rief Marietta Eder, Co-Sprecherin von Schweinfurt ist bunt, die Anwesenden dazu auf, Blumen in Form eines Herzens als Zeichen der Hoffnung auf dem Marktplatz niederzulegen.