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Weyer
Rassismus in den USA: Mehr miteinander reden und zuhören
Leon Krapf, der aus Weyer stammt, studiert an der NC State University North Carolina. Seit dem gewaltsamen Tod von George Floyd erlebt er ein zunehmend gespaltenes Amerika.
Studenten während eines friedlichen Protests, der Bewegung 'Pack United' unter Federführung der Sportathleten der NC State University, die in Raleigh stattfand.
Foto: Leon Krapf | Studenten während eines friedlichen Protests, der Bewegung "Pack United" unter Federführung der Sportathleten der NC State University, die in Raleigh stattfand.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:28 Uhr

Am 25. Mai kam George Floyd, ein dunkelhäutiger US-Bürger, in Minneapolis bei einem Polizeieinsatz gewaltsam zu  Tode. Eine Passantin filmte und veröffentlichte die offenbar rassistisch motivierte Tat noch am selben Tag im Internet. Ein Video, das die Stimmung in den USA grundlegend verändern sollte. Weltweit folgten Solidaritätsbekundungen und Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt unter dem Motto "Black Lives matter" (zu deutsch: Schwarze Leben zählen). In den USA ist es seit Wochen das alles bestimmende Thema, das für Außenstehende mitunter nur noch schwer zu überblicken ist.  

Leon Krapf erklärte sich bereit dieser Redaktion seine Eindrücke von vor Ort zu schildern. Der 21-Jährige, der gebürtig aus Weyer bei Gochsheim stammt, studiert seit drei Jahren an der NC State University in North Carolinas Hauptstadt Raleigh. Neben den Fächern Accounting und Business Analytics ist der ehemalige DFB-Juniorenauswahlspieler außerdem als Student-Athlet Mannschaftskapitän und Torhüter des College-Fußballteams. "Es herrscht hier im Land gerade eine sehr feindliche Atmosphäre", findet Krapf: "Aber es ist wichtig, sich jetzt nicht zu verstecken und keinen unangenehmen Konversationen aus dem Weg zu gehen".

Wut und Frustration der Amerikaner gut nachvollziehbar 

Videos wie das vom Tod George Floyds, in denen schwarzen US-Bürgern Polizeigewalt widerfährt, gab es in der Vergangenheit häufig zu sehen, berichtet Krapf. "Aber schnell war klar, dass das diesmal anders wird", meint er. Das Video, auf dem der Polizist mit seinem Knie auf dem Hals Floyds saß und ihn dadurch erstickte, wurde millionenfach geklickt. Auch Leon Krapf war "völlig geschockt", als er das Video sah: "Ich kann die Wut und die Frustration vieler Amerikaner nachvollziehen".

Leon Krapf zeigt das Opfer eines dunkelhäutigen Opfers von Polizeibrutalität in den USA für eine gemeinsame Aktion der Sportathleten der NC State University.
Foto: Leon Krapf | Leon Krapf zeigt das Opfer eines dunkelhäutigen Opfers von Polizeibrutalität in den USA für eine gemeinsame Aktion der Sportathleten der NC State University.

Der gewaltsame Tod George Floyds offenbart den immer noch bestehenden und fest in der Gesellschaft verankerten Rassismus im Land, von dem der Student aus Weyer in seiner Zeit in den USA viel mitbekommen hat. Ausnahmslos alle dunkelhäutigen Mitstudenten, mit denen er gesprochen hat, berichten von Vorfällen in ihrem Leben, in denen sie mit offenem Rassismus konfrontiert wurden. "Das sind Geschichten, die für mich nicht zu begreifen sind", zeigt er sich bestürzt.

Große kulturelle Vielfalt in den Sportmannschaften

Die Situation hat eine große Diskussion in der Gesellschaft und auch auf dem Campus der NC-State ausgelöst. Durch sein Engagement in verschiedenen Gruppen der Sportathleten ist Leon Krapf stark involviert in Sachen "Black Lives Matter". Als eine Art Schülersprecher versucht er seine Aufgabe dort zu erklären. "Wir haben in den Mannschaften eine große Vielfalt, mit vielen kulturellen Hintergründen. Wir haben sofort eine große Verantwortung verspürt und uns klar positioniert gegen Rassismus, Gewalt und Polizeibrutalität." Einem Statement folgten Video-Aktionen, in denen die Studenten auf die Problematik hinweisen. Zusammen mit den anderen Sportarten des College wurde die Bewegung "Pack United" ins Leben gerufen.

Deren Ziel ist es die Probleme auch nachhaltig anzuprangern, zu informieren und darüber aufzuklären, was gegen Rassismus unternommen werden kann. "Es geht auch einfach darum, dass wir mehr in den Austausch kommen, damit auch die privilegierten Schichten, zu denen ich auch gehöre, mehr Verständnis für die Situation bekommen",  meint Krapf. Die Aufmerksamkeit, die von den College-Sportmannschaften ausgehen, beschreibt Krapf als sehr hoch, würde die mit dem Potenzial das hierzulande ein Fußballbundesligist wie Bayern München oder Borussia Dortmund hätte, vergleichen.

Zum positiven Wandel beitragen 

"Wir wollen dazu beitragen, dass es einen positiven Wandel gibt", sagt er. In seinem Umfeld an der Universität beobachtet er große Betroffenheit und klare Positionierungen. "Die Leute hier sind sehr entschlossen, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um einen Wandel voranzutreiben". Wie es andernorts aussieht, kann er nur schwer beurteilen. "Das Land ist extrem gespalten", berichtet er: "Es gibt hier leider keinen politischen mittleren Boden mehr." Das erschwere den offenen und wichtigen Diskurs in der Gesellschaft.

"Wir alle in den USA müssen jetzt mithelfen das Problem zu lösen", findet Krapf, der sich auch weiterhin in der Sache engagieren wird. Ganz wichtig ist ihm auch noch zu erwähnen, dass die Großzahl der Proteste in den USA friedlich verlaufen – auch auf die Hygieneregeln würden die meisten Demonstranten achten, auch wenn "Black Lives Matter" aktuell die Corona-Pandemie in den USA komplett überstrahle. "Ich finde es auch wichtig, dass sich jeder in Deutschland darüber informiert und seine Schlüsse daraus zieht", sagt Krapf: "Rassismus ist ein Problem das es überall auf der Welt gibt, in verschiedenen Varianten. Es ist wichtig, dass man nicht wegschaut und wieder mehr miteinander redet und sich gegenseitig zuhört. Das brauchen wir in jeder Gesellschaft."

 
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