Unter Ausschluss der Öffentlichkeit hat an diesem Freitag die junge Frau vor dem Landgericht Schweinfurt ausgesagt, die von dem damaligen Lebensgefährten ihrer Mutter sexuell missbraucht und zur Prostitution gedrängt worden sein soll – mit Wissen und Beteiligung der Mutter. Das Gericht folgte damit einem Antrag des Anwaltes der jungen Frau, da in der Aussage "Umstände aus dem persönlichen Lebensbereich zur Sprache kommen, deren öffentliche Erörterung schutzwürdige Interessen verletzen würde ".
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Lebensgefährten sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen, Zwangsprostitution und Zuhälterei, der 51-jährigen Mutter Beihilfe zum sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen und Zwangsprostitution vor. Zu den Vorwürfen machten die beiden Angeklagten am zweiten Prozesstag keine Angaben, wie von einem Gerichtssprecher zu erfahren war.
Tochter sollte Schulden bei Lebensgefährten ausgleichen
Zwischen 2013 und 2014 soll es zu den ersten sexuellen Übergriffen des Angeklagten auf die damals 15-Jährige gekommen sein. In der Folgezeit – bis 2016 – sollen sich die "sexuellen Handlungen in ihrer Intensität gesteigert" haben, heißt es in der Anklageschrift. Anfang 2015 habe die Mutter des Mädchens von den sexuellen Handlungen des Lebensgefährten erfahren und ihre Tochter aufgefordert, diese weiter über sich ergehen zu lassen, "damit dieser nicht die Familie verlasse".
Als die junge Frau 18 Jahre alt war, sollen die Mutter und ihr Lebensgefährte ihr empfohlen haben, sich zu prostituieren, da "dies doch der einfachste Weg wäre, die Schulden zu begleichen", heißt es in der Anklageschrift weiter. Schulden, die die junge Frau bei dem 54-Jährigen gehabt haben soll, weil er ihr Geld für den Motorradführerschein und ein Motorrad geliehen haben soll.
Auf einer entsprechenden Seite im Internet soll der Angeklagte daraufhin ein Profil für die junge Frau angelegt und Bilder, die ihre Mutter von ihr angefertigt haben soll, darauf hochgeladen haben. Und er soll sie fortan zu Rastplätzen gefahren und Termine mit Freiern für sie vereinbart haben.
Die junge Frau wollte aussteigen – soll aber wieder überredet worden sein
Laut Anklage beabsichtigte die junge Frau mehrmals, aus der Prostitution auszusteigen und sich von der Mutter und deren Lebensgefährten zu lösen. Allerdings sei sie von ihnen immer wieder überredet worden, damit weiterzumachen, "damit die Familie ihren Lebensunterhalt bestreiten könne", heißt es weiter. Auch die Mutter sei als Prostituierte tätig gewesen.
Geht es nach dem Anwalt der jungen Frau, die auch als Nebenklägerin in dem Verfahren auftritt, so hätte er ihr gerne die Aussage vor Gericht erspart. Stattdessen wurde sie vollumfänglich vor den Augen der Mutter und ihrem Lebensgefährten befragt. "Das war ein enormer Druck und sie hat dem standgehalten. Es war eine intensive, streitige Verhandlung", sagte ihr Anwalt im Anschluss. Er finde es dennoch schade, dass seiner Mandantin vonseiten der Verteidigung "die Aussage so schwer gemacht wurde".
Die Verhandlung soll am 9. Februar mit weiteren Zeugen fortgesetzt werden.