Noch ist es ein Kommen und Gehen in dem kleinen Ladengeschäft am Marktplatz. Verkaufstresen und Regale aus Holz sind fertig, ebenso die Kaffee-Tee-Ecke vor der Dschungeltapete im hinteren Teil. Die Ware trifft ein, Francesco Kracht muss sie an ihren Platz räumen. Dann wird richtig saubergemacht – und am Samstag um 12 Uhr das nunmehr dritte "Cannameleon" mit dem Untertitel "Kaffee- und Gesundheitsshop" eröffnet.
Hanfblüten ja - für Kiffer nein
Ende Januar dieses Jahres hat Lukas Schwarz mit seiner Partnerin im Würzburger Stadtteil Grombühl das erste "Cannameleon" eröffnet. Der Name ist eine Wortschöpfung aus Cannabis und Cameleon. Das Hauptanliegen des Startups ist, Produkte mit Canabidiol (CBD), ein legaler, nicht berauschender Stoff der Hanfpflanze, anzubieten. Anders als Tetrahydrocannabinol (THC), das im Cannabis für die Rauschwirkung verantwortlich ist und unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, wirke CBD beruhigend und könne gegen Krämpfe, Entzündungen und Übelkeit helfen, so Schwarz.
Die Resonanz war offenbar ermutigend. Kürzlich hat der Unternehmensgründer in Würzburg in der Eichhornstraße einen weiteren kleinen Laden eröffnet. Jetzt expandiert "Cannameleon" nach Schweinfurt. Am Samstag, 24. August, eröffnet Francesco Kracht (23) als Franchisenehmer ein Geschäft am Markt 10 auf rund 50 Quadratmetern. Er war ein halbes Jahr Geschäftsführer im Grombühler "Kaffee- und Gesundheitsshop". Er ist von der heilsamen Wirkung der CBD-Produkte derart überzeugt, dass er seinen guten Job als Industriemechaniker bei Bosch dafür aufgegeben und einen größeren fünfstelligen Betrag in das Schweinfurter "Cannemelion" investiert hat.
Kunden entgegen kommen
"Ich bin selbst Cannabis-Patient", sagt Kracht. "Meine Blüten in der Apotheke kosten 25 Euro pro Gramm, das ist nicht bezahlbar." Cannabis könne heilsam wirken, mit der Kifferszene hätten die verschiedenen CBD-Produkte jedoch nichts zu tun. Viele positive Rückmeldungen von Kunden in relativ kurzer Zeit hätten ihn bewogen, selbst ein "Cannemeleon" aufzumachen. Warum ausgerechnet in Schweinfurt? "Weil schon in Grombühl ein großer Kundenkreis aus Schweinfurt kam." Da lag es nahe, der Kundschaft entgegen zu kommen und in Schweinfurt zu eröffnen.
Obgleich alle Produkte auch über den Onlineshop erhältlich seien, "wollen wir eigentlich lieber, dass die Kunden zu uns in den Laden kommen", sagt Kracht. CBD wirke nicht bei jedem gleich. Vor Ort könne man viel intensiver und individuell beraten.
"Wir sind nicht das erste Geschäft, welches Cannabisprodukte verkauft, das machen viele andere Geschäfte schon seit Jahren", sagt Gründer Schwarz auf Anfrage. Allerdings hält er sein Konzept für "einzigartig und das erste seiner Art". Die Kombination aus Kaffee, Verkauf und Beratung sei das, was sich Kunden wünschten. Die nächste Eröffnung ist schon geplant – am 21. September in Leipzig.
Öle, Salben, Lollis, Schocki
Die Produkte von Hanfsamen, -ölen und Salben über Kristalle und Extrakte bis hin zu Lollis, Schokolade, Kaugummi und Raucherzubehör, Balsam, Lippenpflege und Gesichtscreme bezieht das "Cannemeleon" von ausgesuchten Lieferanten. Eigene Produkte würden bisher nicht hergestellt, dies komme jedoch für die Zukunft in Frage. Demnächst werde es einen eigenen Kaffee mit Hanfsamen und Nutzhanfblüten geben, produziert von einer Kaffeerösterei in Randersacker.
Zum Kaffee oder Tee gibt's Cookies und Brownies, ,Frisch mit Hanfblüten aufgebacken", verspricht Kracht. Zur Eröffnung musiziert am Samstagnachmittag der Chef Lukas Schwarz als Rapper "Scep" zusammen mit "King Keil", einem Rapper-Kollegen.