Die Erich und Erna Kronauer-Stiftung vergibt in diesem Jahr zum achten Mal ihren Historiker-Preis. Er geht an Stefan Scheil, Mannheim, für sein Buch „Logik der Mächte. Überlegungen zur Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs“, das bereits 1999 erschienen ist. In Fachkreisen ist diese Arbeit nicht unumstritten. Unter anderem wurde dem Autor vorgeworfen, die Rassenideologie der Nationalsozialisten als sekundär bewertet zu haben.
Scheil hat Geschichte, Soziologie und Philosophie studiert. Mit der Dissertation „Die Entwicklung des politischen Antisemitismus in Deutschland zwischen 1881 und 1912“ wurde er 1997 promoviert.
Der Historiker schreibt zeitgeschichtliche Artikel für die FAZ und regelmäßig für die Zeitschrift „Junge Freiheit“, die wegen des Verdachts, rechtsextreme Tendenzen zu fördern, zeitweise unter Beobachtung verschiedener Verfassungsschutzbehörden stand.
Der mit 10 000 Euro dotierte Preis soll im Oktober im Rathaus übergeben werden. Die Laudatio hält Professor Ernst Nolte, Berlin. Der Auslöser des Historikerstreits Mitte der 80er Jahre, in dem ihm vorgeworfen wurde, die Schuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg zu relativieren, ist vor zwei Jahren mit dem Historiker-Preis der Stiftung ausgezeichnet worden. Er gehört ihrem Kuratorium seit Anbeginn, 1999, an.
Laut Satzung fördert die Stiftung Wissenschaftler, die sich mit den beiden Totalitarismen des 20. Jahrhunderts beschäftigen. Dabei will sie vor allem Arbeiten auf dem Gebiet der Neueren Geschichte unterstützen, „die nicht nur dem häufig bequemeren Mainstream oder der Political Correctness folgen. Im Vordergrund sollte stets das Bestreben um eine objektive, ideologiefreie Darstellung der Geschichte stehen“.