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Schweinfurt
Polizei kontrolliert Radfahrer bei Nacht und eisiger Kälte
Jeder dritte Schwerverletzte auf den Straßen der Stadt war mit dem Rad unterwegs. Mangelhafte Beleuchtung und das Fahren auf der falschen Seite sind häufige Ursachen.
Die Polizeihauptkommissar Edgar Weiß kontrollierte vor der Friedrich-Rückert-Schule.
Foto: Gerd Landgraf | Die Polizeihauptkommissar Edgar Weiß kontrollierte vor der Friedrich-Rückert-Schule.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:20 Uhr

Bei minus 4 Grad Celsius und den gefühlten minus 9 Grad, die der Wetterdienst auf dem Handy zeigt, ist am frühen Donnerstag in Dittelbrunn und weiter bis zum Obertor nur noch ein weiterer Radfahrer unterwegs. In der Nacht sind der Radler und sein Rad dank einer ordentlichen Beleuchtung bestens zu sehen. Ab dem Obertor ist das leider nicht mehr selbstverständlich. Aus dem Nichts taucht auf der falschen Straßenseite kurz vor der Neutorstraße plötzlich ein Rennradfahrer auf. Auf der weiteren Fahrt bis in die Landwehrstraße strampelt dann noch ein knappes Dutzend in die Pedale –alle mit Licht.  

Es ist kurz nach 6 Uhr. Die Polizeihauptkommissare Georg Klein und Edgar Weiß kontrollieren im Bereich der Bahnunterführung auf dem Radweg an der Landwehrstraße. In der guten halben Stunde kommen genau zehn Radler vorbei. Einen, der ohne Licht unterwegs ist, ziehen die Beamten aus dem Verkehr. Die anderen neun bleiben  unbehelligt. "Das sind alles Ganzjahresfahrer", sagt  Edgar Weiß. Bei denen stimme nicht nur die Beleuchtung, sondern auch die Kleidung und der Zustand der Räder. Die Uneinsichtigen seien zumeist die Gelegenheitsfahrer. "Und die", so der Polizeihauptkommissar, "radeln nicht bei dieser Kälte."    

Verwechselung im Hausgang

Um kurz vor halb acht Uhr haben sich Weiß und Klein an der Zufahrt von der Schultesstraße zum Eingang der  Friedrich-Rückert-Volksschule aufgestellt. Hier ist allerhand los. Viele Kinder werden von den Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht. Kinder mit Fahrräden sind kaum zu sehen. Mehr Ver- als Bewunderung zollen die Beamten einem jungen Erwachsenen, der mit kurzer Hose und und einem T-Shirt auf seinem Rad sitzt und außerhalb des Kontrollbereichs, aber mit Licht vorbeifährt.

Gestoppt wird allerdings der junge Mann, der auf seiner Rennmaschine zur Arbeit will. Ziemlich glaubhaft erklärt der Radfahrer, dass er im Hausgang  versehentlich zu seinem falschen Rad gegriffen habe.  Das Sportgerät muss er zurück in die Wolfsgasse schieben, wo sein Rennrad mit Beleuchtung stehe.  

Bei der Dienststelle vorfahren

Die Beleuchtung richten und das funktionstüchtige Rad zur Dienststelle bringen muss ein Jugendlicher, an dessen Rad keiner der drei montierten Rückstrahler und auch das vordere Licht nicht funktioniert. Die Daten aus dem Ausweis notiert Edgar Weiß.

"Jeder dritte Schwerverletzte auf den Schweinfurter Straßen ist ein Radfahrer", sagt Edgar Weiß. Zu den Hauptunfallursachen zählt, dass Radler übersehen werden. Die fehlende, mangelhafte oder ausgeschaltete Beleuchtung spiele dabei eine gewichtige Rolle, aber auch das Fahren auf der falschen Straßenseite, das an diesem Morgen gleich dreimal in der Landwehrstraße und mehrfach auf den Radwegen an der Schultesstraße zu notieren war.   

Radwege ohne Hindernisse

Edgar Weiß hat bei diesem Punkt eine klare Forderung an die städtischen Fahrradwege. "Wir brauchen durchgehende Hauptadern für die Radfahrer," so der Polizeibeamte. Wenig dienlich sei Flickwerk und auch die verwirrenden Ausnahmeregelungen wie die einseitigen Radwege in der Deutschhöfer Straße zwischen Obertor und Rhönstraße oder zwischen der Marienbachkreuzung und der Schützenstraße seien suboptimal.

Kurz vor acht Uhr schreit urplötzlich Georg Klein ein "Achtung" über die Schultesstraße. Dort war ein Junge durch die Seitengasse angerannt und zwei Radler waren flott stadtauswärts unterwegs. Doch der Bub stoppte an der Hausecke noch vor dem Schrei. Georg Klein ließ es sich daraufhin nicht nehmen, den Jungen für sein vorbildliches Verhalten zu loben.

Licht und helle Kleidung

Mit der Aktion "Lass dich mal wieder sehen" fordern in Schweinfurt die Polizei, die Stadt und die Verkehrswacht aktuell die Radler auf, mit heller Kleidung und mit Licht durch die Nacht zu fahren. Schon bei der Grundausstattung des Rades (weißer Scheinwerfer vorne, rote Schlussleuchte) müsse die Polizei oft Mängel notieren, sagt Edgar Weiß. Vorgeschrieben sind außerdem Rückstrahler (vorne weiß, hinten rot, an den Pedalen gelb) sowie Rückstrahler oder ringförmige weiße Streifen in oder an den Vorder- und Hinterädern. Dringend empfohlen ist zudem eine helle Bekleidung, die den Radler bei Nacht schon auf eine Entfernung von 40 Metern und nicht erst auf 20 Meter erkennen lässt. Warnwesten mit Reflektorstreifen sind sogar in einer Entfernung von über 100 Metern wahrzunehmen. 

 
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Kommentare
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  • K. B.
    Neben Ahnungslosigkeit ist es schlichtweg die Arroganz der Radler. Viele sind die Verkehrsregeln und Rücksichtnahme EGAL. Siehe z.B. Niederwerrner Staße, da sind ständig Radler auf der falschen Seite unterwegs, fahren ein hohes Tempo, egoistisch, weil, sollen doch die anderen aufpassen. Und dazu sind viele auch noch ohne Licht unterwegs. Und ein großer Anteil leider Flüchtlinge. Erstens verstehen sie nix und uneinsichtig noch dazu. Aber dann oft ein fieses Grinsen als Antwort.....
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  • R. W.
    Das mit den durchgehenden Hauptadern ist sicher in die richtige Richtung gedacht, aber nur ein Teil. Durch das Flickwerk entstehen nämlich ständig brenzlige Situationen, nicht nur mit Autofahrern, denen plötzlich und unverhofft ein Radfahrer an der Motorhaube vorbei huscht, sondern auch mit Fußgängern. Denn auch auf Fußgängerwegen muss man ständig aufpassen, weil Radfahrer oft mit viel zu hoher Geschwindigkeit unterwegs sind.
    "Bist Du blind?" habe ich mir schon anhören müssen, ohne Chance reagieren zu können, weil der flotte Radfahrer schon 100 Meter weiter weg ist. Oder "Glotz gscheid!". Es ist mir allmählich zu dumm mich von Radfahrern blöd anmachen zu lassen, die seit dem neuen Radfahrsystem im Schweinfurt denken sie sind die neuen "kings of the Road".
    Bei der an sich ja erfreulichen Entwicklung hin zu mehr Fahrrad muss aufgrund dieser Mißverständnisse aber über Führerscheine für Radfahrer nachgedacht werden. Die können oft ja nichts dazu, woher sollen sie das aber auch wissen?
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