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Gerolzhofen
Polizei-Chef in Gerolzhofen: Für Hußlein ist es ein Traumjob
Andere denken mit 59 Jahren an Pension. Michael Hußlein aus Schwebheim hat als Leiter der Polizei in Gerolzhofen eine neue Herausforderung gesucht – und ist glücklich damit.
Michael Hußlein leitet die Polizeiinspektion Gerolzhofen seit dem 1. Februar 2021. Für den 59-Jährigen war mit der Führungsposition auch die Beförderung zum Ersten Polizeihauptkommissar verbunden – ablesbar an den fünf silbernen Sternen auf den Schulterklappen. 
Foto: Michael Mößlein | Michael Hußlein leitet die Polizeiinspektion Gerolzhofen seit dem 1. Februar 2021. Für den 59-Jährigen war mit der Führungsposition auch die Beförderung zum Ersten Polizeihauptkommissar verbunden – ablesbar an den ...
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:44 Uhr

Zum Ende seiner Berufszeit hat Michael Hußlein eine neuen Aufgabe übernommen. Seit 1. Februar leitet der 59-jährige Polizist aus Schwebheim die Polizeiinspektion (PI) Gerolzhofen. Damit verbunden war für den Beamten nicht nur die Beförderung zum Ersten Polizeihauptkommissar – Hußlein spricht unumwunden von einem "Traum", der sich für ihn mit der Führungsposition erfüllt habe. Warum dies so ist und was er in der ihm verbleibenden Zeit als Polizei-Chef in Gerolzhofen erreichen möchte, verrät er im Interview mit dieser Redaktion.

Frage: Nach gut einem Vierteljahr: Wie war Ihr Start als Polizei-Chef in Gerolzhofen? Sind Sie gut angekommen?

Michael Hußlein: Ich war vor einigen Jahren schon einmal ein Vierteljahr hier bei der PI, damals war ich noch Polizei-Lehrer. Ich kenne den Dienstbereich sowieso, ich habe früher einmal in Grettstadt gewohnt. Ich habe außerdem 42 Dienstjahre auf dem Buckel ... allein dahingehend hatte ich mit dem Start hier keine Probleme. Es ist eine intakte Dienststelle, die ich von Margit Endres übernommen habe, mit einem sehr guten Betriebsklima und einem wunderschönen Dienstbereich. Ich bin glücklich, dass ich diese Stelle bekommen habe.

Mit welchen Erwartungen sind Sie hierher gekommen?

Hußlein: Ich möchte, dass die Mitarbeiter mitziehen. Das ist hier der Fall. Aus meiner Sicht gibt es hier keine Probleme, auch nicht mit der Bevölkerung. Man hat freilich seine "Kundschaft", aber mir ist vermittelt worden, von außerhalb, dass der überwiegende Teil der Menschen hier mit der Polizei zufrieden ist. Die Hygienemaßnahmen momentan sind natürlich schwierig, weil wir immer wieder mal einschreiten müssen. Das ist unangenehm, weil es mit Bußgeldern verbunden ist, aber wir haben keine andere Möglichkeit.

Wie viele Menschen arbeiten bei der PI Gerolzhofen?

Hußlein: Wir haben vier Vollzugsbeamtinnen, drei weibliche Angestellte und, mit mir, 32 Vollzugsbeamte. Das ist die klassische PI 35, das sind die kleinen Polizeidienststellen in Bayern, wie etwa auch in Ebern oder Mellrichstadt. Und diese Stärke wird in der Regel auch gehalten – zumindest auf dem Papier.

Augenscheinlich haben Sie eine recht junge Mannschaft?

Hußlein: Als ich das erste Mal da war, waren die Kollegen überwiegend in meiner Altersklasse. Die sind jetzt fast alle im Ruhestand. Dass jetzt so viele Junge nachkommen – der Altersdurchschnitt dürfte bei 30 bis 35 liegen –, das finde ich schon positiv. Der kleine Nachteil daran ist: Wenn bei diesen daheim der Nachwuchs kommt, dann fallen manche wegen Elternzeit aus; aber das ist ja ok. In den Dienstgruppen ziehen alle an einem Strang, das passt.

Ihre Dienstzeit in Gerolzhofen hat ja vergleichsweise spektakulär begonnen...

Hußlein: Ja, ich hatte in den ersten Wochen gleich zwei größere Einsätze, die ich selbst geleitet habe: Das war in Gerolzhofen Anfang März ein Einsatz mit dem Sondereinsatzkommando wegen eines Mannes in einer psychischen Ausnahmesituation. Und gut eine Woche später war der Banküberfall in Donnersdorf. Da habe ich erst überhaupt nicht geglaubt, dass das stimmt: Wer kommt schon auf die Idee, in Donnersdorf eine Bank zu überfallen? Das war für mich nichts Neues, ich habe jahrelang in München solche Vor-Ort-Einsätze geleitet. Das ist in Donnersdorf hervorragend gelaufen, auch mit den Unterstützungskräften aus den umliegenden Dienststellen, so dass wir in kürzester Zeit jede Menge Kräfte hatten für die Fahndung. Zwei Wochen später ist ein Tatverdächtiger festgenommen worden. Schön ist das für die Bevölkerung, die sieht: Da geht was, da wird gearbeitet.

Was ist für Sie das wichtigste Ziel der Polizeiarbeit?

Hußlein: Die Hauptaufgabe der Polizei ist es, die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten. Da lege ich besonderen Wert darauf, dass diese Dienstleistung für und mit, und nicht gegen den Bürger geleistet wird.

Kennen Sie ein Beispiel, das dies verdeutlicht?

Hußlein: Wir hatten in den vergangenen Wochen Probleme mit Jugendlichen, die durch Gerolzhofen gezogen sind, Sachen umgeworfen und Leute angepöbelt haben. Das haben wir jetzt im Griff. Das waren keine großen Sachen - aber wehret den Anfängen. Was auch nicht schön ist, ist eine Serie von Fahrraddiebstählen, nachts aus Garagen. Das ist schlecht, aber an die Täter ist schwer ranzukommen. Mein Appell an die Bevölkerung ist: Teilt uns alle Vorfälle mit, unterstützt uns – dann haben wir als Polizei auch ganz andere Möglichkeiten, vorzugehen. Bei den Jugendlichen war es zum Beispiel erst ein pensionierter Kollege, der einen entscheidenden Hinweis geliefert hat, obwohl das schon wochenlang ging. Für jeden Hinweis sind wir dankbar. Wenn nichts herauskommt, dann ist das ja für denjenigen, der den Hinweis gegeben hat, unschädlich.

Wie lange haben Sie noch bis zur Pension?

Hußlein: Ich muss offiziell bis 61,5 arbeiten. Aber abhängig von meiner Gesundheit und Familie werde ich meine Dienstzeit wahrscheinlich verlängern, um ein halbes Jahr oder ein Jahr. Wenn die alten Haudegen noch etwas länger bleiben, dann ist das gar nicht verkehrt.

Warum haben Sie denn überhaupt so spät nochmals die Stelle gewechselt?

Hußlein: Am Geld lag's bestimmt nicht. Für jeden Beamten im gehobenen Dienst ist es ein Traum, eine Dienststelle zu übernehmen. Bei mir ist es spät geworden, aber es ist für mich ein Traum, der sich erfüllt hat, das sage ich ganz ehrlich.

Sie haben als Mann den Posten von einer Frau übernommen: Spielt das Geschlecht bei der Polizei noch eine Rolle?

Hußlein: Nein. Wir haben seit gut 30 Jahren Frauen bei der Schutzpolizei. Ich sehe hier überhaupt kein Problem. Wir fahren gemischte Streifen und es gibt genügend Frauen in Führungspositionen. Und was mich betrifft: Die Übergabe von Margit Endres an mich verlief reibungslos.

Wir sind hier nicht im Bewerbungsgespräch, dennoch die Frage: Was sind Ihre besonderen Stärken für diesen Posten?

Hußlein: Meine Erfahrungen aus 42 Jahre Polizeidienst in nahezu allen Verwendungen, und meine Stärke ist auch Führungsqualität. Ich war Dienstgruppenleiter, Klassenleiter, stellvertretender Seminarleiter – seit 30 Jahren habe ich Führungspositionen inne.

Wie unterscheidet sich Ihre neue Arbeit als PI-Leiter von ihrer bisherigen?

Hußlein: Das ist die Verantwortung als Dienststellenleiter. Ansonsten hat sich nicht viel verändert, es ist Führungsgeschäft. Man hat mit seinem Personal zu tun, hier sehr intensiv, weil es eine kleine Dienststelle ist. Es ist aber überwiegend Schreibtischarbeit, bis auf die großen Einsätze, wo ich als Einsatzleiter rausfahre. Wichtig ist natürlich auch – soweit Corona dies zulässt – der Kontakt mit anderen Behörden, den Gemeinden, Bürgermeistern, dem Landratsamt, der Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk.

Was möchten Sie bis zu ihrem letzten Arbeitstag in Gerolzhofen unbedingt erreicht haben, auf was wären Sie stolz?

Hußlein: Ich möchte, dass der Laden läuft, dass das Betriebsklima intakt bleibt – das ist für mich ganz wichtig. Kleinere Reibereien lösen die Kollegen hier unter sich. Die Dienststelle ist wie eine große Familie, und ich bin der Papa. Ich muss nur dann einschreiten, wenn die anderen etwas nicht untereinander lösen können. Aber bislang war das nicht der Fall.

 
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