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Schweinfurt
Personalsuche mal anders: Warum die Lebenshilfe Schweinfurt einen Film gedreht hat und wo man ihn sehen kann
Ungefähr zwei Jahre lang wurde geplant, gedreht und geschnitten. Jetzt ist der Imagefilm der Lebenshilfe Schweinfurt endlich in den Kinos zu sehen.
Die Lebenshilfe Schweinfurt geht mit einem selbst gedrehten Imagefilm auf Personalsuche.  
Foto: Anand Anders | Die Lebenshilfe Schweinfurt geht mit einem selbst gedrehten Imagefilm auf Personalsuche.  
Annalena Thüncher
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:11 Uhr

Sektempfang, VIP-Tickets und eine Menge an Menschen. Im KuK Schweinfurt waren neben den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiternn, dem Vorstand der Lebenshilfe und den Produzenten auch alle Schauspielerinnen und Schauspieler, also die Bewohner der Wohnheime zur Kino-Premiere anwesend. 

Vor Beginn des Films im Kinosaal hielt der Einrichtungsleiter der Lebenshilfe Schweinfurt, Sascha Turtschany, eine Ansprache. Die Premiere sei ein "Moment voller Stolz und Dankbarkeit". Vor zwei Jahren entstand die Idee des Imagefilms zusammen mit Fachbereichsleiter Marco Beringer und Produzent Max Kupfer. 

Das Projekt verglich er mit einem Hausbau. "Wir sind soziale Architekten", sagt Turtschany. Es benötige eine sorgfältige Planung und besonders viel Teamarbeit. Die Gemeinschaft in den Wohnheimen wird einem Garten gleichgesetzt. Jeder Bewohner hat eine unterschiedliche Herkunft, Talente und Perspektiven, trotzdem können hier alle zusammenwachsen.  

Zwei Filme in den Kinos und den sozialen Medien

Gezeigt wurden zwei Filme. Einer ist 30 Sekunden lang und der andere hat eine Länge von 13 Minuten. Zu sehen sind Mitarbeitende und Bewohner. Sie erzählen vom Leben in den Wohnheimen. Der Trailer wird als Kinowerbung in Schweinfurt laufen. Der längere Film wird auf Youtube hochgeladen. Rohmaterial soll, laut Sascha Turtschany, als Reel (Kurz-Video) in den sozialen Medien gepostet werden.

Der Film zeigt, dass die Bewohner das Bedürfnis haben, normal behandelt zu werden, sagt Turtschany. Während, so Marco Beringer, die Bewohner ihr Potential entdecken, entwickeln sich die Mitarbeitende als Personen weiter. Man lerne verständnisvoll und tolerant zu sein. 

Wohnheime sind kein Gefängnis, mehr eine Gemeinschaft

Carmen Wenzel ist eine der Bewohnerinnen im Wohnheim. Sie habe anfangs lange überlegt, was sie in dem Film sagen könne, um die Menschen zu informieren. Für die Premiere hat sie sich extra Urlaub genommen und sie freut sich, dass der Film nun endlich in den Kinos gezeigt wird.

"Ich wollte nie ins Wohnheim, weil die Leute gesagt haben, man wird dort eingesperrt. So ist das aber nicht.", sagt Wenzel. In den Wohnheimen ist das Leben sehr selbstbestimmt. Man werde nicht bevormundet und darf alleine entscheiden. Sie gehe oft schwimmen, in den Gottesdienst, aber auch auf Sommerfeste und Silvesterpartys. "Ich bin eine Partymaus", sagt sie. 

Der Personalmangel fiele ihr besonders an den Wochenenden auf.  Vor allem junge Leute wollen nicht mehr am Wochenende arbeiten. Deswegen helfen sich Bewohner gegenseitig aus. Carmen Wenzel stehe samstags "extra früh auf, um Brötchen zu kaufen".

Die Bewohner sind dankbar für jede Hilfe die sie bekommen

Wolfgang Walther ist fast blind. Er sei dankbar, dass ihn immer jemand begleiten würde - "egal ob im Ehrenamt, festangestellt oder Heilerziehungsschüler". Er sei froh, dass der Film gedreht wurde, denn er schätzt "alles, was für ihn gemacht wird".

Liebe wird in den Wohnheimen großgeschrieben, so Walther. Jeder habe seine Rechte und Pflichten, wie in einem ganz normalen Haushalt.

Hier merkt man erstmal, was wichtig ist

Der Produzent Max Kupfer sagt, dass dieses Projekt immer in Erinnerung bleiben wird. Gemeinsam mit Robert Wührl versuchte er, die Situationen so authentisch wie möglich einzufangen, auch wenn dies zeitaufwendig war. 

"Wir verlieren uns so oft in Belanglosigkeiten. Bei der Lebenshilfe wird einem bewusst, was wirklich wichtig ist", so Kupfer. Die Arbeit bei der Lebenshilfe Schweinfurt habe nichts mit Leistungsdruck oder Profit zu tun, sie komme vom Herzen . Der Film räume mit Klischees auf, sagt Kupfer.

Natürlicher können Menschen nicht sein

Dr. Horst Golüke ist der Vorsitzende der Lebenshilfe Schweinfurt. Er wäre kaum eingeweiht gewesen, wie er sagte, und kam ohne Erwartungshaltung zur Premiere. Behinderte Menschen seien die natürlichsten aller Menschen. Sie haben eine große Freude an ihren Mitmenschen und geben diese weiter, sagt Golüke.

Er greift die Hausbau-Metapher wieder auf: "In diesem Film bemerkt man, wie wichtig die Menschen an sich sind, nicht nur die Hülle des Hauses". 

 
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