Raphaela Holzinger ist, wie sie sagt "in einem sehr katholischen Elternhaus" aufgewachsen. In Bad Abbach war sie die erste Ministrantin und damit eine der ersten in der Diözese Regensburg. Sie nennt es ein Glück, dass sie das bei einem Pfarrer tat, dem es wichtig war, Mädchen und Frauen in die Arbeit in seiner Gemeinde einzubinden.
Für ihn sei Ökumene selbstverständlich gewesen. Mit den Taizé-Gebeten und der Gesangsgruppe Regenbogen sei sie auch in die Evangelische Kirche gegangen. Und dass der evangelische Pfarrer bei den Marienfesten in der katholischen Kirche predigte, sei ganz normal gewesen. Dieses Miteinander der großen Kirchen hat sie geprägt, "ich habe nicht zwischen evangelisch und katholisch unterschieden, wesentlich war der christliche Glaube".
Persönliche Konsequenzen gezogen
Jetzt hat Raphaela Holzinger daraus ihre persönlichen Konsequenzen gezogen. Sie ist aus der Katholischen Kirche ausgetreten, am 19. März wird sie von Regionalbischöfin Dorothea Greiner zur evangelisch-lutherischen Pfarrerin von Bad Staffelstein ordiniert.
Treffen im Pfarrhaus Maria Hilf in der Gartenstadt: Ein schlichtes Büro, ein kleines Kreuz an der Wand, mehr weist nicht daraufhin, dass hier Kirche organisiert wird. Vor zwei Jahren hat sie dort das Amt der Pastoralreferentin übernommen, die Leitung der Pfarrgemeinde. Einen Tag vor ihrer offiziellen Verabschiedung zeichnet sie ihren Lebenslauf nach.
Nach dem Abitur hat sie zunächst eine Banklehre absolviert, aber schnell gefühlt, dass der Bankberuf "nicht das Richtige sein würde". In Eichstätt begann die heute 52-Jährige ein Lehramtsstudium, erweiterte es um das der katholischen Theologie und schloss 1999 erfolgreich ab. Die weitere Ausbildung erlebte sie in gemeinsamen Kursen auch mit Priestern.
"Pastoralreferentinnen haben die gleiche Ausbildung wie Pfarrer." Nach Stationen in Eltmann, Würzburg-Dürrbachau, der Geburt ihrer vier Kinder kam sie in den Schuldienst in Hammelburg und Wasserlosen, schließlich nach Arnstein und dann als Gemeindeleiterin nach Büchold. Seit 2020 war sie für Maria Hilf in Schweinfurt verantwortlich.
Das Kirchenrecht stehe über dem Glauben
Ein Leben von der katholischen Kirche geprägt. Warum jetzt der Wechsel? Es ist ihre Erfahrung mit der Katholischen Kirche. Deren Bild passen nicht mehr mit dem ihren von Glaubensleben zusammen. Die katholische Kirche sei stark hierarchisch geprägt. Das Kirchenrecht stehe über dem Glauben, "das macht das System unmenschlich". Stichworte: Umgang mit Homosexuellen, Transsexuellen, Geschiedenen, Wiederverheirateten.
In ihren Augen dürfte Kirche nicht von oben geführt, sondern müsse sich von unten heraus entwickeln. Sie arbeite gerne in der Seelsorge und das "am Menschen". "Dabei komme ich immer wieder an Grenzen, durch die Struktur bedingt." Darum "will ich nicht mehr die katholische Kirche nach außen vertreten".
Kein Mensch darf Anspruch auf die einzige Wahrheit haben
Das Luther-Wort von der "Freiheit eines Christenmenschen" ist Raphaela Holzinger wichtig. Von Gott berufen sei jeder, der getauft ist. Darum dürfe kein Mensch Anspruch auf die einzige Wahrheit haben. Der persönliche Glaube sei wichtig und das werde von der katholischen Kirche nicht gewürdigt, "es gibt zu starke Vorgaben".
Das katholische Amtsverständnis als "einzig wahre Kirche" sei nie ihr eigenes gewesen, verweist sie auf frühe Zweifel. Der Schritt zu konvertieren sei ihr nicht leichtgefallen, zumal sie künftig, das ist die Regel, außerhalb der früheren Diözese arbeitet, ein gutes Stück entfernt von den Kindern. Ihre Schwester, der evangelische Pfarrer Wolfgang Weich aus der benachbarten Christuskirche und eine Studienkollegin, die heute Pfarrerin in Coburg ist, haben sie zu ihrem Schritt bestärkt.
Beim Gespräch kurz vor ihrer offiziellen Verabschiedung in Maria Hilf erinnert sich Holzinger an ihren früheren Pfarrer in Bad Abbach. Als er die ersten Ministrantinnen vorstellte, sagte er, vielleicht ist ja die erste Pfarrerin unter euch". Als die Gemeindeleiterin eine Woche vor Weihnachten im Gottesdienst über ihren Wechsel berichtete hat sie starke Betroffenheit aber auch großes Verständnis gespürt. Es gab Applaus.
Dass es früher nicht publik gemacht wurde, wenn ein Pfarrer von einer Kirche zur anderen wechselte, kann nicht stimmen.
Ich erinnere mich gut an einen Bericht über einen evangelischen Pfarrer, der vor ein paar Jahren zur katholischen Fraktion wechselte. Ich glaube der Vorgang fand im Bistum Eichstätt statt. Da wurde auch deutlich erwähnt, dass er verheiratet war und zwei erwachsene Kinder hat. Das war aber für die Katholen kein Hindernis diesen Seitenwechsler zu ordinieren.
Diese verlogene unmoralische rkK kann also auch Abtrünnige aufnehmen, sogar gegen intern gestellte Hürden für den eigenen Nachwuchs oder bereits erprobte selbst ausgebildete Hirten. Denn die werden in die Wüste gejagt und finden keine Anstellung mehr in Ihrem Verein auch nicht in völlig anderer, nicht geistlicher Position.
War aber nicht in der Zeitung.
Trotzdem sollte man erwähnen, dass es auch in der evangelischen Kirche an männlichen und weiblichen Pfarrern mangelt, obwohl diese heiraten dürfen und obwohl Frauen geweiht werden.
Ich kann Ihre Argumente total nachvollziehen.
Alles Gute
An Lebenhan1965: Ich bin, wie so oft, Ihrer Meinung.
dass die römisch katholische Kirche Pfarrerinnen weiht, glaube ich nicht mehr.
Diese Organisation ist in sich so erstarrt und autoritär organisiert, dass so eine Veränderung für Jahrzehnte noch nicht denkbar wird.
Schon die Zulassung verheirateter Pfarrer scheint ja da so viel Sprengkraft zu entwickeln, dass es in Rom nicht wirklich denkbar scheint.