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Gerolzhofen
"Pastoraler Raum Gerolzhofen" errichtet: Die Vielstimmigkeit soll bleiben
Fast 400 Menschen sind am Donnerstag zum Freiluftgottesdienst gekommen, in dem Generalvikar Vorndran die Errichtungsurkunden überreichte. Ein historischer Moment.
Annähernd 400 Personen waren zum Festgottesdienst anlässlich der Errichtung des neuen 'Pastoralen Raums Gerolzhofen' in den Garten des Pfarrer-Hersam-Hauses gekommen, wo sie von Pfarrer Stefan Mai (rechts am Ambo) begrüßt wurden.
Foto: Lothar Riedel | Annähernd 400 Personen waren zum Festgottesdienst anlässlich der Errichtung des neuen "Pastoralen Raums Gerolzhofen" in den Garten des Pfarrer-Hersam-Hauses gekommen, wo sie von Pfarrer Stefan Mai (rechts am Ambo) ...
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:39 Uhr

Mit einem fast zweistündigen, bunten, lebensfrohen und abwechslungsreichen Gottesdienst im Garten des Pfarrer-Hersam-Hauses wurde am Donnerstagnachmittag in Gerolzhofen der neue "Pastorale Raum Gerolzhofen" offiziell errichtet. Es war ein historischer Moment in der lokalen Kirchengeschichte. Die Messe stand unter dem Motto "Vielstimmig in Sinfonie". Als Vertreter der Diözese Würzburg war dazu Generalvikar Jürgen Vorndran angereist.

Der Pastorale Raum umfasst die Pfarreiengemeinschaften "Kirche am Zabelstein" mit Pfarrer Günter Höfler, "Marienhain" mit Pfarrer Andreas Engert, "Sankt Franziskus am Steigerwald" mit Pfarrer Stefan Mai sowie "Sankt Raphael" mit Pfarrer Thomas Amrehn.

Generalvikar Jürgen Vorndran (links) aus Würzburg wurde vom neuen Kurator des Pastoralen Raums, Pfarrer Stefan Mai, in Gerolzhofen begrüßt.
Foto: Klaus Vogt | Generalvikar Jürgen Vorndran (links) aus Würzburg wurde vom neuen Kurator des Pastoralen Raums, Pfarrer Stefan Mai, in Gerolzhofen begrüßt.

Stefan Mai freute sich zu Beginn, dass trotz der "unzähligen Konkurrenz an Spargel- und Vereinsfesten" an Christi Himmelfahrt annähernd 400 Personen gekommen waren. Mit Applaus bedankten sich die Gottesdienstbesucher, dass auch ganze Heerscharen von Ministranten aus allen Pfarreien des Pastoralen Raums dabei waren.

Experiment mit offenem Ausgang

Der neue Pastorale Raum sei ein Experiment mit offenem Ausgang, sagte Pfarrer Mai. Wie es bei einem Experiment üblich sei, werde man ausprobieren, Erfahrungen sammeln und die gewonnenen Erkenntnisse dauernd überprüfen. Die Pfarrgemeinden, die sich in dem neuen Netzwerk zusammenschließen, seien ein "bunter Haufen". Um zu veranschaulichen, wie vielfältig man ist, ließ Pfarrer Mai nacheinander erst die Gläubigen aus den verschiedenen Pfarreiengemeinschaften aufstehen. Danach waren beispielsweise nur die Brillen- und Kontaktlinsenträger aufgerufen, oder die "Ü 70" und "U 20", gefolgt von Männern und Frauen.  

  • Hier gibt es ein Video vom Gottesdienst:
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Und am Ende rief der Pfarrer diejenigen auf, die im Pastoralen Raum eine neue Chance sehen. Es erhoben sich nur recht wenige. Deutlich mehr Menschen zeigten sich, als nach denen gefragt wurde, die dem ganzen Projekt skeptisch gegenüberstehen. Auch einige Pfarrer und hauptamtliche kirchliche Mitarbeiter erhoben sich. "Das ist das Bild, das ich erwartet habe", kommentierte es Pfarrer Mai.

Zur Wandlung kamen die Seelsorger der Pfarreien hoch zum Generalvikar auf die Terrasse des Pfarrer-Hersam-Hauses. Zuvor hatten sie mitten unter den Besuchern gesessen.
Foto: Klaus Vogt | Zur Wandlung kamen die Seelsorger der Pfarreien hoch zum Generalvikar auf die Terrasse des Pfarrer-Hersam-Hauses. Zuvor hatten sie mitten unter den Besuchern gesessen.

Dann wurden die Gottesdienstbesucher von Stefan Mai aufgerufen, zunächst ihren persönlichen Grundton zu summen. Es klang wie in einem Bienenstock. "Man merkt, man kann die unterschiedlichsten Töne aushalten", sagte Mai, der die Menge schließlich einlud, sich letztlich auf dem von einer Trompete vorgegebenen Ton "a" einzuschwingen. Es klappte.

"Ja zur Vielstimmigkeit"

Generalvikar Vorndran griff in seiner Ansprache das vorherige Summen auf. Er verstehe die Bedenken, dass die Gemeinden im Pastoralen Raum jetzt möglicherweise zu einer XXL-Pfarrei fusioniert werden. "Dies ist aber nicht der Fall", betonte der Vertreter des Bischofs. Jeder dürfte weiterhin seinen eigenen Grundton finden, und dies weiterhin in der eigenen Gemeinde vor Ort. In dem neuen "Vernetzungsraum" gebe es ausdrücklich ein "Ja zur Vielstimmigkeit", betonte Vorndran. 

Die Errichtung des Pastoralen Raums sei aber in der Tat ein Einschnitt, gab er zu. Die finanziellen und personellen Ressourcen der Kirche würden schwinden und man müsse darauf reagieren. "Wir leben in einer Zeit des Umbruchs, den wir aktiv gestalten müssen." Das Evangelium an Christi Himmelfahrt passe hervorragend zur derzeitigen Situation: Die Jünger Jesu hätten nach dessen Himmelfahrt auch nicht gewusst, wie es weitergehen soll. "Sie haben ihm lange nachgeschaut" – und zunächst ebenfalls unter der Verlusterfahrung gelitten. Dann sei aber eine Aufbruchsstimmung entstanden. Wie diese Aufbruchsstimmung damals entstanden sei? Die Jünger hätte begriffen, so der Generalvikar, dass Jesus nicht Vergangenheit, sondern Gegenwart sei. "Er lebt und wirkt mitten unter uns."

Generalvikar Jürgen Vorndran (links) bedankte sich bei den Männern und Frauen, die sich zur Mitarbeit im 'Rat im Raum' bereit erklärt haben.
Foto: Klaus Vogt | Generalvikar Jürgen Vorndran (links) bedankte sich bei den Männern und Frauen, die sich zur Mitarbeit im "Rat im Raum" bereit erklärt haben.

Der "Rat im Raum"

Am Ende des Gottesdienstes bedankte sich Jürgen Vorndran bei den neuen Laien-Vertretern, die sich künftig neben den Hauptamtlichen im "Rat im Raum", dem neuen Steuerungsgremium des Pastoralen Raums, engagieren. Dazu wurden aus jedem Gemeindeteam je zwei Delegierte entsandt. Es sind dies: Mechthild Finster und Stefanie Schanz (PG St. Franziskus), Eduard Berech und Arno Pohli (PG Marienhain), Iris Horn und Werner Zinner (PG Kirche am Zabelstein) sowie Inge Henkel und Johanna Nickel (PG St. Raphael). Sprecher im "Rat im Raum" sind Arno Pohli und Iris Horn. An sie überreichte der Generalvikar die Errichtungsurkunden, unterzeichnet von Bischof Franz Jung. Eine Ernennungsurkunde erhielt Pfarrer Stefan Mai, der nun der Kurator des neuen Pastoralen Raums ist, in dem rund 15.700 Katholiken leben.

Der Freiluft-Gottesdienst wurde musikalisch sehr ansprechend umrahmt von einem Blasorchester mit Musikern aus vielen der Mitgliedsgemeinden. Die Leitung hatte der Gerolzhöfer Kantor Karl-Heinz Sauer, der auch der Bläserreferent der Diözese Würzburg ist.

Ein Bläserensemble aus den Mitgliedsgemeinden des neuen 'Pastoralen Raums'unter der Leitung von Karl-Heinz Sauer umrahmte den Gottesdienst.
Foto: Klaus Vogt | Ein Bläserensemble aus den Mitgliedsgemeinden des neuen "Pastoralen Raums"unter der Leitung von Karl-Heinz Sauer umrahmte den Gottesdienst.

Zuversicht statt Skepsis

Der Gerolzhöfer Bürgermeister Thorsten Wozniak, der im Namen der politischen Gemeinden sprach, sagte angesichts des bunten Bilds im Pfarrgarten: "Kirche ist dort gut aufgehoben, wo das Leben herrscht." Da die Bedeutung der Kirche in der Gesellschaft einem starken Wandel unterliege, müsse es zwangsläufig zu einem Umbruch kommen. Dabei sei es wichtig, jetzt gemeinsam neue Formen zu finden, um zum Glauben einzuladen. Man dürfe dabei aber nicht die Skepsis gewinnen lassen, sondern die positive Zuversicht, so der Bürgermeister. Wichtig seien nun Ausdauer, Geduld, Mut und Kraft – "denn es wird Ärger geben. Machen wir uns nichts vor." 

'Pastoraler Raum Gerolzhofen' errichtet: Die Vielstimmigkeit soll bleiben

Die Ökumene nicht vergessen

Der evangelische Pfarrer aus Gerolzhofen, Reiner Apel, appellierte, bei all den Veränderungen in der katholischen Kirche die Ökumene nicht zu vergessen. Zwischen beiden Kirchen würde ein großes Vertrauen auf vielen Gebieten herrschen. "Lassen Sie uns deshalb mit einer Stimme sprechen, trotz der dogmatischen Unterschiede." 

Nach dem Gottesdienst fand ein gemütliches Beisammensein statt, wo sich die Besucherinnen und Besucher die kostenlosen Bratwürste schmecken ließen.

 
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Kommentare
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  • K. F.
    mag sein, dass dieser gottesdienst im augenblick ein high-light gewesen ist, aber was folgt dannach? gähnende leere in den einzelnen kirchen vor ort, weil keine zelebranten da sind? frage wäre auch, wieviele ortschaften in diesem neuen pastoralraum zusammenkommen.
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  • J. H.
    Schauen Sie sich einmal den Pastoralen Raum St. Benedikt an, der ist auch mit seinen 32 Ortschaften gut zusammengewachsen und aufgestellt. Hatte am Anfang auch Bedenken, wie das mit 32 Orten gehen sollte, aber es klappt. Verschiedene Aktionen und Angebote kann man auch auf der Webseite des pastoralen Raums nachlesen.
    https://www.sankt-benedikt.org/
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