Viele hatten sich gewundert, manche hatten sogar geschimpft, warum der Festgottesdienst zur Errichtung des neuen Pastoralen Raums ausgerechnet am Nachmittag des Christi Himmelfahrtstags stattfinden muss. Hätte man das Ganze nicht auch auf einen Sonntag legen können?
Denn traditionell wird der Feiertag ja für Ausflüge genutzt. Dementsprechend groß war am Donnerstag auch das Angebot an "Spargel- und Vereinsfesten", wie es Pfarrer Stefan Mai treffend beobachtet hatte. "Und außerdem werden Leute mit dem Bus auch noch die Weinberge hoch gefahren." Der Pfarrer meinte damit leicht süffisant den Panoramatag entlang des Wanderwegs "WeinSteiger". Was Stefan Mai nicht erwähnte: 40 Tage nach Ostern feiern auch die Väter und die, die vielleicht mal Vater werden wollen, sich selbst. Dieses Vatertags-Feiern hat bei vielen Menschen die Wahrnehmung des Feiertags Christi Himmelfahrt als christlich-religiöser Festtag ja nachhaltig verdrängt.
Umso überraschender war es, dass sich am Donnerstagnachmittag der Garten des Pfarrer-Hersam-Hauses immer mehr füllte. Am Eingang zum ehemaligen Hofmann-Anwesen war mit bunter Kreide in Großbuchstaben ein "Herzlich Willkommen" aufgemalt. Und die Feier war tatsächlich sehr herzlich, als die Gläubigen aus den unterschiedlichsten Gemeinden des südlichen Landkreises sich kennenlernten. Hier wächst zusammen, was zusammenwachsen soll. Vom Niedergang der Kirche war wenig zu spüren. Der Optimismus siegt.
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Es sorgte für eine entspannte Atmosphäre, als Pfarrer Mai bei der Begrüßung die Besucherinnen und Besucher bat, je nach ihrer Zugehörigkeit zu einer Pfarreiengemeinschaft mal aufzustehen. Dabei zeigte sich, dass die Mitglieder der drei auswärtigen Gemeinschaften jeweils eng beieinander saßen und wie im Fußballstadion quasi eigene Fankurven bildeten. Mit ihrem Pfarrer als Anführer mitten unter ihnen. Nur die Gerolzhöfer trauten sich und saßen kreuz und quer im Garten verteilt. Nun ja, sie hatten ja auch ein Heimspiel.
Am Eingang zum Garten hing eine große Landkarte mit den einzelnen Ortschaften des "Pastoralen Raums". Jeder Besucher durfte dort seinen Heimatort mit einer bunten Nadel markieren. Dies hatte auch den Nebeneffekt, dass die Organisatoren in etwa wussten, wie viele Gottesdienstbesucher gekommen waren. Von den 400 bereitliegenden Nadeln waren am Ende nur noch wenige übrig. Es waren tatsächlich weit mehr Leute erschienen, als man eigentlich erwartet hatte. Trotz der Konkurrenz der "Spargel- und Vereinsfeste".
Mit wieviel Besuchern man vorab kalkuliert hatte, zeigt die Anzahl der Bratwürste, die bei der Biermännin für den Grill bestellt worden waren: gut 200 Stück. Noch während die Messe lief, musste in aller Eile nachgerüstet werden. Die Metzgerin aus der Rügshöfer Straße backte im Sinne der bekannten Brotvermehrung schnell weitere hundert Brötchen auf und stockte ihren Bratwurst-Vorrat auf. Und als dann Bürgermeister Thorsten Wozniak und Pfarrer Reiner Apel ihre Grußworte sprachen, zog schon der Duft der Bratwürste ums Eck und signalisierte den Rednern, endlich zum Schluss zu kommen. Beide zeigten sich gnädig.
300 Bratwürste gingen dann gratis über den Grill. Ein Anfang ist gemacht.