
Heidrun Koenen ist richtig sauer. Zehn Jahre lang hat die Würzburger Ärztin am Spitalseeplatz geparkt, wenn sie sich zur Pflege ihrer hochbetagten Mutter in ihrer Zweitwohnung in Schweinfurt in der Hadergasse aufhielt. Seit die Parkplätze dort kostenpflichtig sind und die Höchstparkzeit auf maximal zwei Stunden begrenzt ist, weiß sie nicht mehr, wo sie ihr Auto abstellen soll. Ein Anwohner-Parkausweis sei ihr von der Stadt verweigert worden, sagt sie. Mit der Begründung, dass diesen nur direkte Anwohner am Spitalseeplatz erhalten würden.
Das ärgert die Würzburger Ärztin, die dreimal in der Woche vollbepackt mit Einkaufs- und Wäschekörben nach Schweinfurt kommt, um mit ihrer im Marienstift lebenden Mutter gemeinsame Stunden in ihrer Wohnung in der Hadergasse zu verbringen. Denn auch für die Hadergasse gebe es keine Anwohner-Parkausweise, noch nicht mal eine kostenfreie Haltemöglichkeit zum Be- und Entladen. "Ich muss jedes Mal ein Ticket ziehen", sagt Koenen, was von den städtischen Ordnungshütern streng kontrolliert werde.
Apropos Kontrolle: Diese würde sich Koenen im gleichen Maße auch bei Rasern und Randalierern wünschen. An ihrem Anwesen in der Hadergasse sei mehrfach mutwillig die Jalousie zerstört worden, jetzt lasse sie ein Gitter am Fenster anbringen. Auch Unrat werde von herumlungernden Personen ständig auf die Treppe zu ihrer Wohnung geworfen, was der Ordnungsdienst aber ignoriere, meint sie. Ein großes Ärgernis sind für Heidrun Koenen zudem die nächtlichen "Raser", die im Stundentakt durch die Hadergasse brausen würden. Obwohl sie die Polizei schon informiert habe, werde nichts unternommen. "Das interessiert einfach niemanden."
Parkplatz steht leer – Beschäftigte am Josefs-Krankenhaus mussten ausweichen
Heidrun Koenen ist nicht die einzige Kritikerin der neuen Parkraumbewirtschaftung am Spitalseeplatz. Besonders hart trifft diese auch die Beschäftigten des Josefs-Krankenhauses, vor allem die Mitarbeitenden in den Schichtdiensten, die aufgrund der auf nur zwei Stunden begrenzten Parkdauer und der Kostenpflicht ihre Autos hier nicht mehr abstellen können.
Selbst für einen Stadtbummel sei die Höchstparkzeit von zwei Stunden sehr knapp bemessen, meint Heidrun Koenen. Am Theater-Parkplatz dürfe man gar nur eine Stunde parken. "In dieser Zeit kann man doch überhaupt nichts erledigen." Wenn das Einkaufen in Schweinfurt so erschwert werde, vergraule man auch noch die letzten Kundinnen und Kunden. "Wie unattraktiv will man denn die Innenstadt noch machen?", fragt Heidrun Koenen in Richtung Rathaus.
Die Ärztin hat Oberbürgermeister Sebastian Remelé jetzt einen Brief geschrieben, in dem sie ihre Kritik an der neuen Regelung am Spitalseeplatz äußert. Außerdem fordert sie die Stadt auf, Parkausweise für den Spitalseeplatz auch an die Anwohnerinnen und Anwohner der Hadergasse auszuhändigen. Parkplätze gebe es am Spitalseeplatz genug, denn seit Beginn der Parkraumbewirtschaftung am 2. April stehe der Parkplatz überwiegend leer.