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SCHWEINFURT
Otto G. Schäfer wird 80: „Ich bin zufrieden“
Otto G. Schäfer feiert 80. Geburtstag. Die Aufnahme entstand im Museum Otto Schäfer, dort steht auch die Büste seines Vaters.
Foto: Anand Anders | Otto G. Schäfer feiert 80. Geburtstag. Die Aufnahme entstand im Museum Otto Schäfer, dort steht auch die Büste seines Vaters.
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:17 Uhr

„Wenn man sich einmal verbogen hat, muss man sich weiter verbiegen“. Eine Erkenntnis, die Otto G. Schäfer in seinem Leben gewonnen hat. Und verbiegen wollte er sich nie. Am Donnerstag, 18. Mai, feiert er seinen 80. Geburtstag.

Nicht alles in den 80 Jahren war einfach. Juristische Streitigkeiten in der Familie, Firmenkrise und Übernahmekampf zum Beispiel. „Alles was geschehen ist, ist geschehen, da kann man nicht raus, “, sagt Schäfer. „Ich habe immer versucht, auch im Schlechten das Gute zu suchen.“ Vieles sieht er jetzt abgeklärt, freut sich, möglichst viel Zeit mit seiner Frau Hannelore zu verbringen, sagt: „Ich bin zufrieden.“

Viel war er früher unterwegs, für die Firma, für Vereine, gesellschaftliche Institutionen, Aufsichtsräte, als Ruderer. „Jetzt zählt nur noch meine Frau und ich.“ Schulkameraden schildern Otto G. Schäfer als bodenständig, Sportkollegen als Kumpel, mit dem man auch mal Blödsinn machen konnte.

Traumjob: Einkäufer

„Ich bin in alles reingerutscht“, sagt er, 1937 in England geboren, wo der Vater damals geschäftlich tätig war. In den Familienbetrieb bei Kugelfischer einzusteigen, stand nicht auf seiner Agenda. Nach dem Abitur ging er erst zehn Jahre zu anderen Firmen, machte Lehren (als Kaufmann, bei einer Bank), studierte später Betriebswirtschaft. „Einkäufer bei der Industrie“, das wäre sein Traumjob gewesen, sagt er im Rückblick.

Druck habe der Vater nie gemacht, in die Firma einzusteigen. „Aber ich wollte ihn nicht im Stich lassen.“ „Der Vater war ein Philosoph, hat aber seine Pflicht getan“, sagt er mit Bewunderung. Von ihm hat er Disziplin gelernt. „Ich habe meinen Vater auch daheim nie ohne Weste und Krawatte gesehen“.

Behütet aufgewachsen

Streng und behütet war die Kindheit. Mit Geld zu protzen war die Sache der Schäfers nie, sagt er. „Wir sind eine ganz normale Familie, seit 300 Jahren.“

Nichtstun, sich auf der priviligierten Herkunft auszuruhen – das wäre für Otto. G. Schäfer nie in Frage gekommen. „Ich habe immer gearbeitet“. Klar gab es immer Momente, wo seine Herkunft eine Rolle spielte. „Kein Wunder bei dem Vater“ – die Reaktion hat er genauso erlebt wie „mit dem Hintergrund wäre aber mehr drin gewesen.“

Spitzname Computer-Otto

„Klee Otto“, das war einer seiner Spitznamen. „Computer-Otto“ der andere. EDV hat ihn früh fasziniert. 1960 in den USA kam er damit in Berührung. In den USA hat er aber noch was gelernt: arbeiten. Gut erinnert er sich noch an einen Vorgesetzten in Chicago, einen ehemaligen Soldaten. Der hat ihn an seinem ersten Tag, als er mit Anzug erschien, erst mal zum Jeans-Kaufen geschickt. Und ihm einen LKW im Hof gezeigt: „Bis abend muss der ausgeräumt sein.“ Hat Otto G. Schäfer schwer beeindruckt. Und der Laster war zur richtigen Zeit leer.

In Amerika hat er damals auch beschlossen, sich sozial zu engagieren. Über Lions, die Unterstützung von vielen Vereinen und Institutionen, eigene Stiftungen. Lang ist die Liste seiner Auszeichnungen. Viel bedeutet ihm, Ehrenbürger von Schweinfurt zu sein. „Ich liebe meine Stadt“, sagt er, fügt an: „Ich habe in und mit allen Gesellschaftsschichten verkehrt.“ Auch etwas, das ihm der Vater mitgeben hat. Wenn's früher bei Schulfreunden Butterbrot ohne Butter gegeben hat, weil die Leute nicht viel Geld hatten, war das kein Grund, auf sie herabzusehen als Schäfer.

Schenkung an die Stadt

Im Juli 2016 gab es einen sehr emotionalen Moment für Otto G. Schäfer. Die Sammlung, die sein Vater Otto aufgebaut hat, Grundlage des Museums Otto Schäfer ist, und ihn sein Leben lang begleitet hat, geht als Schenkung an die Stadt Schweinfurt.

Zum Geschenkpaket gehören neben dem Gebäude in der Judithstraße und fünf Millionen aus dem Stiftungsvermögen eine einzigartige Sammlung mit Dürer-Werken, 321 Einzelblätter genau. Es geht insgesamt um gut 35 000 Werke. Grafiken, Stiche, Bücher, Kataloge. „So was kann keine Familie mehr machen“, sagt er. Die Stadt dagegen kann etwas eigenes machen. Und das schein ein gutes Gefühl für ihn zu sein, trotz gewisser Wehmut. „Ich habe verwaltet, was ich ererbt habe. Jetzt ist es vollbracht.“

 
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