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SCHWEINFURT
Konjunkturelle Flaute bringt Probleme in der Großindustrie
Kleine Stadtgeschichte, Folge 20       -  Tausende wollten auf die katastrophale wirtschaftliche Lage in Schweinfurt aufmerksam machen und gingen auf die Straße, um Hilfe einzufordern.
Foto: Ruppert | Tausende wollten auf die katastrophale wirtschaftliche Lage in Schweinfurt aufmerksam machen und gingen auf die Straße, um Hilfe einzufordern.
Kirsten Mittelsteiner
Kirsten Mittelsteiner
 |  aktualisiert: 23.12.2016 03:45 Uhr

In der Reihe „Kleine Stadtgeschichte“ des Regensburger Verlags Pustet ist eine Schweinfurter Ausgabe erschienen. Wir stellen das Buch abschnittweise in einer Serie vor. Folge 20: Die Flaute in der Industriegeschichte von 1980 bis zur Jahrtausendwende.

Die 80er Jahre stellten sich in wirtschaftlicher Hinsicht in Schweinfurt alles andere als rosig dar. Die Arbeitslosenquote war mit zwölf Prozent in der Region Schweinfurt eine der höchsten in den alten Bundesländern. Einige Unternehmen reagierten darauf, bauten die Beschäftigungszahlen ab oder mussten sogar aufgeben. Nicht so FAG Kugelfischer, weiterhin größter Arbeitgeber. Allerdings ließen sich die 11 000 Mitarbeiter nicht halten, denn aufgrund der konjunkturellen Schwankungen entstand eine weltweite Absatzkrise. Die Menschen bangten um ihre Arbeitsplätze. Um deren Abbau entgegenzuwirken, strebte die IG-Metall die 35-Stunden-Woche an. 10 000 demonstrierten im Februar 1993 auf dem Marktplatz für den Erhalt der Arbeitsplätze bei FAG Kugelfischer.

Fehlentscheidungen des Managements hatten zu einer Schieflage geführt. Die rasante Talfahrt bei FAG mündete Ende 1992 in der drohenden Zahlungsunfähigkeit. Der FAG-Konzern wurde zerschlagen. Umsatz und Mitarbeiterzahl halbierten sich. Eine allgemeine Rationalisierungswelle folgte, computergesteuerte Maschinen hielten Einzug, was innerhalb weniger Jahre zum Verlust von 10 000 Arbeitsplätzen führte und die Stadt zur westdeutschen Krisenregion machte. Bis auf 17 Prozent stieg die Quote sogar, aber glücklicher Weise besserte sich die allgemeine Auftragslage in den nächsten Jahren.

Dennoch, die Verlagerung nach Osteuropa und Asien sorgte weiter für Unruhe. Bekannte Firmen wurden von größeren Konzernen geschluckt. So ZF Friedrichshafen, das 2001 das Ruder bei der Mannesmann Sachs AG übernahm und damit zum drittgrößten deutschen Automobilzulieferer aufstieg. Die vollständige Integration von Sachs in die ZF-Strukturen fand 2011 statt. Damit endete die Eigenständigkeit nach 116 Jahren.

Ähnliches widerfuhr FAG. Im Rahmen einer feindlichen Übernahme erwarb der Konkurrent INA-Schaeffler aus Herzogenaurach sämtliche Aktien und nahm das Unternehmen 2003 von der Börse. Das Traditionsunternehmen FAG Kugelfischer wurde zum 1. Januar 2006 nach 123 Jahren endgültig aufgelöst und die Geschäftstätigkeit in den Schaeffler-Konzern integriert.

Dass die allgemeine Entwicklung gut lief, zeigte 2007 eine Studie des Prognos-Instituts, das dem Standort Schweinfurt das stärkste Wirtschaftswachstum aller 439 kreisfreien Städte und Landkreise der Bundesrepublik bescheinigte.

Die nächste Folge beschäftigt sich mit dem Wahlsieg von Gudrun Grieser und der nachfolgenden Zeit der Ernte.

 
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