
Die Klänge von Taylor Swifts "Shake It Off" hallen durch den Raum, als Tanzlehrerin Luise Räth sich vor eine Gruppe von ungefähr 35 Frauen jeden Alters stellt. Auch zwei Männer haben sich untergemischt. In der Tanzschule Pelzer in Schweinfurt wurde am Mittwochabend der Tanz für die Protestaktion "One Billion Rising" (Eine Milliarde erhebt sich, Anm. der Red.) geübt. Die weltweiten Tanz-Flashmobs gegen Gewalt an Frauen und Mädchen finden am Dienstag, 14. Februar, in mehr als 170 Ländern statt. Auch Schweinfurt protestiert und tanzt mit. Start der Aktion ist 17 Uhr vor dem Rathaus.
Von dem Protesttanz erfahren haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über verschiedenste Wege – von Freunden, aus öffentlichen Ankündigungen oder weil sie bereits in der Tanzschule Mitglied sind. Es geht darum, auf die Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam zu machen und deren Ende zu fordern.
Jede dritte Frau erlebt Gewalt
Die Tanzschule Pelzer ist in diesem Jahr das erste Mal Partner der Aktion. Angesprochen von Veranstalterin Heide Wunder, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Schweinfurt, war die Tanzschule sofort an Bord. Man wolle helfen, ein Zeichen zu setzen und zeigen, wie viele Leute zu dem Thema nicht schweigen, so Räth. Neben Wunder ist auch das Schweinfurter Frauenplenum Veranstalter der Protestaktion. Im letzten Jahr kamen 47 Menschen vor dem Rathaus zusammen, in diesem Jahr soll die Zahl übertroffen werden.
Die Kampagne wurde erstmals 2012 von der New Yorker Künstlerin und Aktivistin Eve Ensler initiiert. Anlass war eine UN-Studie, nach der jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens geschlagen oder vergewaltigt wird. Auf die Weltbevölkerung umgerechnet, ergibt das eine Milliarde ("One Billion") Frauen, die Gewalt erleben und der Kampagne ihren Namen gab.
Mit Spaß und Freude gegen Gewalt
Zu Songs von Taylor Swift, Destiny's Child und Shakira erklärt Tanzlehrerin Räth mit Enthusiasmus und dennoch geduldig die Tanzschritte. "Jeder tanzt so, dass es Spaß macht und sich gut anfühlt", sagt sie. Je länger die Tanzstunde andauert, desto mehr blühen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf und haben sichtlich Freude am Tanzen. Einige sind heute zum ersten Mal hier, ein paar waren schon bei den vergangenen Übungsstunden dabei.

Der Tanz ist in jeder Stadt, weltweit, jedes Jahr derselbe, sodass das Gelernte auch im nächsten Jahr wieder Anwendung finden kann. "Das Schöne an unserer Aktion ist, dass es keine aggressive Demonstration ist, sondern Positivität ausstrahlt und Spaß macht", betont Räth die Vorzüge des tanzenden Protests.
Wer bei den Übungsstunden nicht dabei sein kann, kann über Videos auf dem Facebook- oder Instagram-Kanal der Tanzschule Pelzer den Tanz eigenständig zu Hause erlernen. Als Erkennungszeichen tragen am Dienstag alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer etwas Rotes. Ob Hut, Schuhe oder Lippenstift ist dabei ganz egal.
Die Stunde endet mit großem Applaus, bevor alle nach draußen in die eisige Winterluft treten – bereit für den großen Protesttag am Dienstag.