
Es geht weiter mit den Autokino-Konzerten auf dem Schweinfurter Volksfestplatz. Fast zwei Monate hat es gedauert, bis der Veranstalter "Car and Concerts" nach der Premiere mit dem Auftritt von Rapper Kay One im Mai sechs weitere Konzerte genehmigt bekommen hat. Den Anfang des Schweinfurter Autokino-Konzertsommers machten am Freitagabend die Pochers.
Oliver Pocher und dessen Ehefrau Amira verlagerten ihr Wohnzimmer auf die Bühne am Volksfestplatz. So ließ es zumindest das gemütlich wirkende Bühnenbild vermuten. Auch Pochers Ex-Frau Sandy Meyer-Wölden war dabei, erst hinter und später auf der Bühne. Allesamt Personen aus der Riege der C- bis Z-Fernsehpromis. Etwas Trash-TV-Kenntnisse waren Grundvoraussetzung, um während der 90-minütigen Liveshow nicht völlig ratlos zurückzubleiben.

Ein Comedy-Feuerwerk mit Show- und Gesangseinlagen, wie sie Pocher zumindest zu besten Zeiten ab und an im Fernsehen zeigte, gab es nicht zu bestaunen. Lediglich als Rausschmeißer wurde es noch einmal etwas krawallig und lauter auf der Bühne, bei einer Art Mini-Playbackshow für Erwachsene. Die mehr als eine Stunde davor war ein schleppender und mitunter dröger Talk des Pocherschen Familienclans. Da half auch die charmante und überraschende Anmoderation durch Mola Adebisi nicht viel. Für alle, die ihn nicht kennen: Er war ebenfalls vor vielen Jahren einmal ein nicht ganz unbekanntes Gesicht im deutschen Privatfernsehen.

Thematisch arbeiteten sich die Pochers an diversen Gossip-Themen ab. Aufgezogen wurde das Live-Programm als eine Art Podcast, bei dem auf zwei großen Videoleinwänden auf dem Volksfestplatz dem Publikum Einspielvideos gezeigt wurden. Das war tatsächlich wie Fernsehschauen im Autokino. Der Sound kam direkt aus dem Autoradio über eine UKW-Welle. Von der Bühne war selbst aus nächster Nähe kaum etwas zu vernehmen. "Das wird das leiseste Konzert Deutschlands", warnte der Veranstalter schon vorab, angesichts der Auflagen durch die Stadt.
Thematisch ging es bei der Show "Die Pochers hier!" häufig um die Influencer der Social-Media-Plattformen oder wahlweise um andere Promisternchen. Die Pochers gaben mal mehr, mal weniger pointiert ihren Senf dazu. Ob die über 1000 Besucher das als gelungene Freitagabendunterhaltung empfanden, war freilich schwer zu vernehmen. Den gelegentlichen Hupeinlagen zu urteilen, traf der ein oder andere Gag offenbar ins Schwarze.

Der Platzhirsch beim Familientreffen mit Frau und Ex-Frau war freilich Oliver Pocher höchstselbst, der mit seinen Ausflügen auf einem E-Roller durch die Autoreihen durchaus Nähe zum zahlenden Volk suchte. Dort war der 42-Jährige sich bei seinen Stopps an den Autos nicht zu schade für kurze Small-Talks und Selfies mit Alt und Jung. Weitaus geringer schätzte er offensichtlich das nicht zahlende Publikum auf einem Balkon gegenüber des Volksfestplatzes. "Ist das da drüben der gute oder der sehr gute Teil Schweinfurts?", fragte er, während er den Anwohnern mit beiden Händen abschätzig zuwinkte.
Wer etwas damit anfangen kann, in den Kosmos der Pochers abzutauchen, dürfte einen netten Abend in seinem Auto verlebt haben. Alle anderen Menschen bleibt angesichts dieser Veranstaltung nur die Hoffnung auf das baldige Ende der Pandemie.
